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Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht

Titel: Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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Mutter zusammengelebt«, sagte Wexford, »und ihrem Stiefvater. Am Donnerstag, den 25. Februar, hatte sie eine Reitstunde in der Reitschule ‘Equita’ in Mill Lane kurz vor Forby. Normalerweise ritt sie samstags, aber wegen der schulfreien Tage bekam sie eine Extrastunde. Ihr Stiefvater, Ivor Swan, fuhr sie von zu Hause, von Hall Farm in Kingsmarkham, zu’Equita‘, aber es gab Zweifel, wie sie wieder nach Hause kommen sollte.«
    »Was heißt das, Zweifel?«
    »Nachdem sie verschwunden war, erklärten Ivor und Rosalind Swan beide, Stella habe ihnen gesagt, sie könne bis Kingsmarkham mit einer Freundin zurückfahren, wie sie es manchmal tat, aber offenbar hatte Stella nichts dergleichen im Sinn und erwartete, daß Swan sie abholte. Als es auf sechs Uhr zuging - die Reitstunde war um Viertel nach vier zu Ende -, rief Rosalind Swan uns an, nachdem sie sich bei der Freundin erkundigt hatte.
    Wir fuhren erst zu ’Equita‘und sprachen mit Miss Williams, der Leiterin der Reitschule, und ihrer Assistentin, einer Mrs. Fenn; wir erfuhren, daß Stella um halb fünf allein losgegangen sei. Inzwischen goß es wie aus Kübeln, und der Regen hatte gegen vier Uhr vierzig angefangen. Schließlich machten wir einen Mann ausfindig, der gegen vier Uhr vierzig an Stella vorbeigefahren war und ihr angeboten hatte, sie bis Stowerton mitzunehmen. Zu dem Zeitpunkt war sie die Mill Lane entlang unterwegs in Richtung Stowerton. Sie schlug das Angebot aus, woraus wir schlossen, daß sie ein vernünftiges Mädchen war, das nicht zu einem Fremden ins Auto steigen würde.«
    »Sie war zwölf, nicht?« fragte Burden dazwischen.
    »Zwölf, zierlich und blond. Der Mann, der ihr anbot, sie mitzunehmen, heißt Walter Hill und ist Leiter der kleinen Filiale der Midland Bank in Forby. Er ist ein ganz seriöser Mann, der nichts mit ihrem Verschwinden zu tun hatte. Wir haben ihn auf Herz und Nieren überprüft. Sonst hat sich kein Mensch gemeldet, der Stella gesehen hat. Sie verließ >Equita< offenbar in dem Glauben, sie würde ihren Stiefvater unterwegs treffen - und löste sich in Luft auf.
    Ich kann jetzt nicht alle Details erzählen, aber natürlich haben wir Ivor Swan mit äußerster Sorgfalt unter die Lupe genommen. Abgesehen von der Tatsache, daß er kein vernünftiges Alibi für den Nachmittag hatte, gab es für uns keinen echten Grund zu glauben, daß er Stella Böses wollte. Sie mochte ihn offenbar, ja sie schien sogar irgendwie in ihn vernarrt zu sein. Keiner der Verwandten oder Freunde der Swans konnte uns etwas über Schwierigkeiten im häuslichen Zusammenleben der Familie berichten. Und doch...«
    »Und doch was?«
    Wexford zögerte. »Sie kennen diese Ahnungen, die ich gelegentlich habe, Mike, diese beinah übernatürlichen Ahnungen, daß etwas nicht ganz - nun, nicht ganz in Ordnung ist?«
    Burden nickte. Das kannte er.
    »Solch ein Gefühl hatte ich bei dieser Sache. Aber es war nur ein Gefühl. Leute brüsten sich mit ihren Ahnungen, weil sie sich nur der Fälle erinnern möchten, wo sie recht hatten damit. Ich bemühe mich, niemals die zahllosen Male zu vergessen, wo meine Vorahnungen falsch waren. Wir haben nie auch nur das Geringste gefunden, das wir Swan anhängen konnten. Wir werden den Fall morgen wieder aufleben lassen müssen. Wohin gehen Sie?«
    »Zurück zu Mrs. Lawrence«, sagte Burden.
     
    Eine besorgt aussehende Mrs. Crantock ließ ihn ein.
    “Ich fürchte, ich war keine große Hilfe«, flüsterte sie ihm in der Halle zu. »Wissen Sie, wir stehen uns nicht sehr nahe, wir sind nur Nachbarn, deren Jungen zusammen spielen. Ich wußte nicht, was ich mit ihr reden sollte. Ich meine, normalerweise würden wir über die Kinder sprechen, aber jetzt - nun ja, ich hatte das Gefühl, es sei nicht...« Sie zuckte hilflos die Achseln. »Und über gewöhnliche Sachen kann man mit ihr nicht reden, wissen Sie. Nie kann man das. Nicht über Haushalt, oder was in der Nachbarschaft passiert.« Die ungeheure Anstrengung, Unerklärbares erklären zu wollen, ließ ihre Stirn kraus werden. »Vielleicht, wenn ich über Bücher reden könnte oder - oder so was. Sie ist einfach anders als alle, die ich kenne.«
    »Ich bin sicher, Sie haben Ihre Sache sehr gut gemacht«, sagte Burden, der glaubte sehr wohl zu wissen, worüber Mrs. Lawrence gern redete. Ihre Vorstellung von Konversation lief sicher auf eine endlose Analyse von Gefühlen hinaus.
    »Also, versucht habe ich es.« Sie hob die Stimme. »Ich gehe jetzt, Gemma, aber wenn Sie wollen,

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