Der Liebespakt
Mittagessen kennenlernen."
Sie war überrascht über die Schnelligkeit, mit der er sie in ihre zukünftige Rolle als Teil der Familie und Herrin von Hawking Park einführen wollte. Bevor sie etwas sagen konnte, fügte er hinzu: „Das heißt natürlich, wenn Sie keine anderen Pläne haben." Sein Tonfall bedeutete ihr, dass er erwartete, sie würde jede andere
Verabredung für ihn absagen.
„Nein, ich habe keine Pläne, die dem entgegenstehen. Eigentlich wollte ich nur zurück ins Barrister's Ordinary, um mit meiner Mutter zu Mittag zu essen."
Er schob seinen Stuhl zurück und erhob sich. „Ich werde Mrs Wembly durch einen Boten benachrichtigen lassen, dass Sie den Nachmittag mit mir hier verbringen. Ist Ihnen das recht?" Noch bevor sie zustimmen oder ablehnen konnte, kam er auf sie zu, bot ihr den Arm und ging mit ihr nach draußen. „Möchten Sie erst noch eine kleine Stärkung zu sich nehmen?"
„Nein, danke", sagte sie. „Ich habe gefrühstückt."
„Wunderbar. Dann werden wir mit der Besichtigung der Räumlichkeiten in diesem Stockwerk beginnen und uns dann zu den Schlafzimmern vorarbeiten."
Unvermittelt blieb sie stehen. „Wie bitte?" Leicht erschrocken sah sie ihn mit ihren veilchenblauen Augen an.
„Ich versichere Ihnen, Miss Wembly, ich kann mich durchaus noch eine Woche gedulden, bis Sie meine rechtmäßig angetraute Gemahlin sind. Die Besichtigung der Schlafzimmer ist keine Taktik, mit der Ihre eiserne Tugend kompromittiert werden soll."
„Verspotten Sie mich, Sir?"
„Durchaus nicht. Ich versuche nur, Ihnen zu versichern, dass ich nicht ganz so schlimm bin wie mein Ruf. Habe ich mich bislang nicht wie ein Gentleman benommen?"
Unsicher antwortete sie: „Doch - im Großen und Ganzen."
Er seufzte. „Wissen Sie, es ist so, dass die Umstände es erfordern, mit manchen Konventionen zu brechen. Ich habe einfach nicht die Zeit, Umstände zu machen und meine Großtante, die derzeitige Familienälteste und das einzige lebende weibliche Mitglied der Familie, hierher zu bitten, nur damit sie Sie in die Familiengeschichte der Eddingtons einführt und mit den Gepflogenheiten der Familie vertraut macht, wie das so üblich ist. Ich kann und muss das selbst tun. Abgesehen davon", er warf ihr einen kurzen Blick zu, „wird es uns Gelegenheit geben, uns zumindest ein wenig kennenzulernen."
Sie sah ihn einen Moment lang schweigend an. Nichts in ihrem Gesicht regte sich. Schließlich sagte sie: „Wie Sie wünschen, Mylord."
Die Besichtigung begann in der hellen runden Eingangshalle. Während Magnus sie herumführte, erklärte er ihr Zweck und Geschichte der einzelnen Räume.
„Dies ist der Salon meiner Mutter gewesen. Sie pflegte sich hier täglich mit ihren Freunden zu treffen, Malern und Musikern. Deshalb gibt es auch ein Musikzimmer. Es war Teil dieses Salons. Das da drüben ist der große Speisesaal, der für die Bewirtung größerer Gesellschaften zur Verfügung steht. Ich benutze ihn nur selten." Er zeigte ihr auch die übrigen Räume im ersten Stock: ein kleineres Speisezimmer, das seinen Worten zufolge von ihm zum Mittag- und Abendessen genutzt wurde, ein Frühstückszimmer, ein großes Wohnzimmer, das auf den Garten hinaus ging, einen riesigen Ballsaal, der einer anderen, prunkvolleren Zeit entstammte und mit Bleiglasspiegeln und Gold so überfüllt war, dass ihr fast schwindlig wurde. Dann die Bibliothek, das Empfangszimmer, in dem sie ihn zum ersten Mal getroffen hatte, einen an sein Arbeitszimmer angrenzenden Billardraum und einen Salon, in den sich die Damen nach dem Abendessen zurückziehen konnten, wenn Gäste zu Besuch kamen. Auf dem Weg von Raum zu Raum stellte er sie jedem Dienstboten vor, dessen sie ansichtig wurden, und führte sie sogar hinunter in den Küchentrakt ins Zwischengeschoss, wo sie von Mrs Bronson, der Köchin, begeistert empfangen wurden.
Sie schlug ihre kleinen, dicken Hände ineinander und sagte aufgeregt: „Oh, Miss, es ist ein Wunder - und so romantisch! Wie reizend, dass Sie beide sich getroffen haben und kurz entschlossen an Heirat denken!"
Caroline warf ihrem Begleiter einen fragenden Blick zu. Der lächelte nur und antwortete: „Ja, nicht wahr?"
Mrs Bronson wandte sich wieder an Caroline. „Ach, du liebe Güte, Sie sind ja ganz rot geworden! Natürlich, wenn eine alte Frau wie ich so über Sie klatscht, nicht wahr? Nun, ich kümmere mich dann wieder um das Essen. Ich hoffe, Sie haben einen guten Appetit, Miss. Ich habe ein ganzes Lamm zubereiten lassen,
Weitere Kostenlose Bücher