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Der Liebespakt

Titel: Der Liebespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Navin
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seines legendären Charmes für diese Aufgabe ausgewählt!"
    Caroline unterdrückte auf der Schwelle zum Salon ein Kichern über Davids grotesken Scherz. Der junge Mann hatte Witz. Dennoch machte er auf sie den Eindruck, als würde er sich allzu sehr bemühen, lustig zu wirken. Um sie zu beeindrucken? Oder um sich bei seinem harten Bruder einzuschmeicheln? Ja, sie wunderte sich ein wenig. Vielleicht, dachte sie, ist es auch nur eine erzwungene Fröhlichkeit, die Leute manchmal im Umgang mit Todkranken zeigen. Ihr fiel ein, dass sie manchmal mit ihrem kleinen Bruder genauso umging.
    David durchschritt den Salon und ließ sich schwungvoll in einen der Ledersessel fallen. „Ich dachte mir schon, dass ihr beide vielleicht ein kleines Problem miteinander haben würdet, Magnus. Mr Green ist ziemlich herrisch, nicht? Aber er erfüllt die beiden Anforderungen, die du explizit gestellt hast. Zum einen verkehrt er nicht in unseren Kreisen und wird daher vermutlich auch keine Klienten haben, die dich kennen." Er sah zu Caroline hinüber und erklärte: „Diskretion ist in dieser Sache sehr wichtig, kommt bei Anwälten aber leider nicht allzu häufig vor."
    „Und was war die zweite Anforderung, die Mr Green erfüllen sollte?", fragte Caroline vorsichtig.
    „Dass er sich dazu bereit erklärt, die Sache zu übernehmen." David lachte.
    Magnus fügte hinzu: „Seine Gebühren sind unglaublich hoch. Für einen Anwalt, der nicht in Mode ist, hat er eine sehr hohe Meinung von sich selbst." Er wandte ihnen den Rücken zu und trat vor die großen Fenster, die auf die Veranda hinaus gingen. Caroline fühlte sich mit einem Mal sehr unbehaglich und ließ den Blick unsicher zwischen den beiden Männern hin und her schweifen.
    „Übrigens, Magnus", sagte David, als dieser sich wieder umdrehte, „Lady Sarah Gleason hat mich gebeten, dir ihre Glückwünsche zu überbringen. Sie wünscht dir auch gute Besserung. Sie war sehr betroffen, als sie hörte, dass du krank gewesen bist."
    Magnus murmelte etwas Undeutliches vor sich hin. Lady Sarahs Besorgnis war ihm Offensichtlich egal. David fuhr fort: „Und Carstairs hat sich nach dir erkundigt. Habe ich dir von der Eisenbahngesellschaft erzählt, in die er investiert hat? Er hat bereits ein Vermögen damit gemacht." Während David dazu überging, die neuesten Londoner Klatschgeschichten zu erzählen, entspannte sich Caroline. Das erste Mal, seit sie nach Hawking Park gekommen war, galt die Aufmerksamkeit des Earl nicht mehr ihr und der bevorstehenden Hochzeit. Neugierig musterte sie ihren zukünftigen Ehemann.
    Er stand immer noch breitbeinig vor dem Fenster. Seit ihrem Spaziergang war er mürrisch. Sie fühlte, wie er sich in sich selbst zurückzog, als ob eine tiefe Melancholie ihn überkommen hätte. Aber trotzdem war da etwas, das darauf schließen ließ, dass es unter der Oberfläche in ihm brodelte.
    Wie sauer musste es einen solchen Mann ankommen, sich auf andere stützen zu müssen. Sein Bruder schien das nicht zu merken. Er war ein wenig oberflächlich, wie es schien. Magnus Eddington war über die Maßen stolz, was Caroline verstehen und nachvollziehen konnte. Als ihre Welt in sich zusammengestürzt war, hatten nur ihr Stolz und die Liebe zu ihrer Familie sie aufrecht gehalten und das Leben im East End durchstehen lassen.
    In diesem Moment blickte er zu ihr herüber und ertappte sie dabei, wie sie ihn mit großen Augen ansah. Sofort wurde sein Gesichtsausdruck undurchdringlich. Sie fragte sich, was er wohl denken mochte.
    David schwatzte immer noch über ihre Londoner Bekannten, als Magnus ihn jäh unterbrach. „Miss Wembly möchte gerne zurück ins Barrister's Ordinary."
    Sein jüngerer Bruder verstummte mitten im Satz. „Oh! Natürlich. Wie taktlos von mir. Möchtest du, dass ich sie dorthin begleite?"
    „Dazu besteht keine Notwendigkeit. Sie kennt den Weg."
    Der junge Mann zuckte die Schultern und schmollte: „Aber sie würde doch sicher lieber in Gesellschaft fahren als allein ..."
    „Es dauert nur eine halbe Stunde, bis sie im Städtchen ist", entgegnete Magnus.
    „Na und? Vielleicht hätte sie ja dennoch lieber Gesellschaft?"
    „Gentlemen!", warf Caroline erbost ein. „Miss Wembly sitzt hier neben Ihnen. Deswegen können Sie Ihren Streit über meine angeblichen Vorlieben leicht beenden, wenn Sie sich die Mühe machen wollten, mich zu fragen. Und ich werde Ihnen antworten: Ja, ich bin die kurze Fahrt in die Stadt gewöhnt, und es macht mir nichts aus, eine halbe Stunde

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