Der Liebespakt
hatte.
„Und auch vorher wirst du als Countess nicht schlecht gestellt sein. Da du ihn ja offenbar umgänglich genug findest, sorge einfach dafür, dass er nett zu dir ist. Sei nicht dumm." Mrs Wembly fuchtelte mit ihrem Zeigefinger vor dem Gesicht ihrer Tochter herum, als wäre diese gerade acht Jahre alt und dabei ertappt worden, wie sie sich vor dem Abendessen einen Keks erschwindelt hatte. „Und wenn er irgendetwas tut, das dich verletzt oder dich beleidigt oder dir Sorgen macht, dann komm zu mir nach Hause zurück."
Erleichtert darüber, dass ihre Mutter nichts von ihrem Geheimnis ahnte, und amüsiert über die hitzige Predigt, die ihr da gehalten wurde, lachte sie. „Ja, Mama." Verblüfft sah Mrs Wembly auf ihren noch immer drohend erhobenen Zeigefinger und warf dann ihrer Tochter einen vorwurfsvollen Blick zu. „Du hättest mich bremsen sollen. Alte Gewohnheiten sind nicht auszurotten, besonders weil ich so unvernünftige Kinder habe."
Beide brachen in Gelächter aus. Audrae verließ das Zimmer, und Caroline gab sich ihren Träumen hin. Wie von selbst begannen ihre Gedanken wieder um den Earl zu kreisen. Sein stolzes, markantes Gesicht stand ihr selbst im Schlaf vor Augen und begleitete sie in ihre Träume.
Am Donnerstagmorgen erreichte sie eine Nachricht des Earl of Rutherford, in der er ihnen mitteilte, dass Caroline und ihre Mutter ihn um ein Uhr erwarten sollten und er mit ihnen beiden um vier Uhr den HighTea im Barrister's Ordinary nehmen würde.
„Endlich", sagte Mrs Wembly, nachdem sie die Nachricht gelesen hatte. „Jetzt werde ich ihn begutachten und mir mein eigenes Urteil bilden können. Es wird aber auch Zeit, dass er ein paar Formen wahrt. Ich weiß, diese ganze Angelegenheit geht sehr überstürzt vonstatten, doch ich denke, ich sollte meinen Schwiegersohn wenigstens einmal vor der Hochzeit gesehen haben, damit ich vor der Trauung nicht versehentlich dem falschen Mann gratuliere."
Caroline verbrachte die nächste Viertelstunde damit, ihre Garderobe zu inspizieren. Der Earl hatte sie schon in dem Blauseidenen gesehen, das sie bei ihrem Vorstellungsgespräch angehabt hatte und das für den Nachmittag viel zu elegant war. In dem schlichteren braungelben Musselinkleid, das ihr zweitbestes Kleid war, war sie ebenfalls schon in Hawking Park gewesen. So blieb nur noch der fadenscheinige blaugraue Rock aus dünnem Wollstoff mit dem dazugehörigen Oberteil übrig. Obwohl das Ensemble vor vielen Jahren einmal elegant gewesen war, konnte es jetzt nur noch schäbig genannt werden. Der Rock war ebenso wie die
Ärmel ein wenig zu kurz, und sie trug das Stück nur deswegen noch, weil der lockere weiße Batisteinsatz nicht über ihren Brüsten spannte, wie das bei allen anderen Oberteilen ihrer alten Kleider der Fall war. Sie wusste, Magnus erwartete nicht, dass sie modisch gekleidet war, da sie ihn ja gerade wegen ihrer Bedürftigkeit heiratete. Dennoch wollte sie weder ihn noch sich beschämen. Zumindest redete sie sich ein, dass dies der Grund sei, warum sie sich mit dem Waschen ihres Haars abmühte und viel mehr Zeit auf ihre Frisur verwandte als üblich.
Als schließlich ein Dienstmädchen nach oben kam, um Bescheid zu geben, dass der Earl of Rutherford unten auf sie warte, verabschiedete Mrs Wembly ihre Tochter mit den Worten: „Ich erwarte euch dann um vier zurück." Sie musterte Caroline kritisch und steckte eine vorwitzige Locke zurück. „Du siehst wunderhübsch aus."
„Danke, Mama." Sie legte kurz die Hand auf ihren flachen Bauch, um das wilde Flattern in ihrem Magen abzuschwächen. Dann atmete sie tief ein und ging hinunter.
Der Earl wartete bereits am Fuß der Treppe auf sie, mit Spazierstock und Hut ganz Mann von Welt. Unsicher glättete Caroline beim Hinabsteigen mit den Händen ihren Rock und wünschte, er wäre nicht gar so schlicht und abgetragen und unmodisch. „Guten Tag, Caroline", begrüßte Magnus sie und streckte die Hand aus.
Sie legte ihre Hand in seine, und ein prickelnder Schauer überlief sie. „GutenTag, Magnus."
Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Er war erfreut, dass er sie nicht erst daran erinnern musste, ihn mit seinem
Taufnamen anzureden. Als sie nach draußen gingen, sagte er: „Mein Phaeton steht dort drüben. Ich dachte, ein kleiner Ausflug wäre das Richtige an einem so sonnigen, angenehmen Tag. Wer weiß, wie viele davon wir noch haben werden." Er schien sich des Doppelsinns seiner Worte nicht bewusst zu sein.
Verwundert fragte sie: „Ich
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