Der Liebespakt
Geländer gewesen waren, hatten sie ihre Feinde dabei einfach über die Treppe in den Tod stürzen können.
Gebannt hing Caroline an seinen Lippen. „Wie faszinierend", bemerkte sie.
Er lachte. „Solltest du irgendetwas Ausgefallenes wissen wollen, wende dich nur an mich! Am besten Bescheid weiß ich über Fremdwörter, die mit ,Py' beginnen, und die hohe Kunst der Schafzucht."
„Du musst eine Freude für deine Lehrer gewesen sein. Hast du die Universität besucht?"
„Oh, natürlich war ich in Oxford. Aber ich wurde in meinem letzten Jahr während Michaelis von der Hochschule verwiesen."
Schüchtern fragte Caroline: „Bedauerst du das nicht?"
„Was? Was ich getan habe oder dass ich erwischt wurde?"
„Dass du dein Examen nicht abgelegt hast?"
Magnus schwieg und blickte zum Himmel. „Manchmal schon." Er sah sie prüfend an, dann lächelte er gewinnend. „Aber es war die Sache wert. Ich hatte einen Professor namens Blecher, der ein pompöses ... ein Dummkopf war. Irrsinnig stolz auf seine Schnurrbartspitzen war dieser Mann, hatte nichts Besseres zu tun, als sie ständig zu streicheln und zu zwirbeln, diese idiotischen Dinger. Sie reichten ihm bis über beide Ohren. Er war also eitel, aber viel schlimmer noch, er hasste uns, seine Studenten. Vermutlich, weil wir seinen Schnurrbart nicht genug bewunderten. Eines Tages jedenfalls hatte er einen Freund von mir als Opfer seiner giftigen Bemerkungen auserkoren. Er sagte ein paar sehr üble Dinge über dessen Mutter. Wie sich herausstellte, hatte er den richtigen Zeitpunkt für seine Ausfälligkeit gewählt, denn die Mutter dieses Freundes war kurz zuvor gestorben, und so brach er, zu seiner großen Schande, in Tränen aus - vor der ganzen Klasse."
„Und was hast du ihm getan, diesem Professor, meine ich, dass du relegiert wurdest?", fragte sie.
„Ich habe seine Schnurrbartspitzen abgeschnitten, als er schlief. Ich wäre sogar damit durchgekommen, wenn ich nicht anschließend versucht hätte, die Dinger an sein Porträt im Speisesaal zu kleben. Der Leim wollte nicht trocknen. Dabei wurde ich erwischt. Und dann hieß es heim nach Hawking Park."
„Waren deine Eltern sehr zornig deswegen?"
Ein trauriger Ausdruck erschien in seinem Gesicht. „Meine Mutter hat das nicht weiter gekümmert. Sie war glücklich, dass ich wieder bei ihr daheim war. Aber mein Vater - er war sehr enttäuscht." Wäre er ihr nicht so fremd und unnahbar erschienen, hätte sie versucht, ihn zu trösten. Stattdessen ging sie mit einem unguten Gefühl schweigend neben ihm her, bis er zu ihrer Erleichterung auf die Sonne deutete, die schon tief am Horizont stand. „Wir sollten uns sputen, damit wir rechtzeitig zum Tee zurück sind."
Sie kamen tatsächlich sehr viel später zum Barrister's Or-dinary zurück als verabredet. Doch obwohl Mrs Wembly Un-pünktlichkeit hasste, benötigte der Earl nur fünf Minuten und ein strahlendes Lächeln, um sie versöhnlich zu stimmen. Seine zukünftige Frau sah ihm verwundert dabei zu, wie er seinen Charme spielen ließ.
Bald lachte und kicherte ihre Mutter wie ein Schulmädchen.
Als Magnus sagte, dass es Zeit für ihn sei, sich zu verabschieden, zog sich Mrs Wembly taktvoll zurück.
Dankbar meinte Caroline: „Du warst sehr nett zu meiner Mutter."
„Warum denn nicht? Auch wenn du vielleicht anderes über mich gehört hast - ich bin kein Barbar!"
„Daran habe ich gar nicht gedacht", gab sie würdevoll zurück.
„Nicht? Dann bin ich wohl zu zahm gewesen." Er trat an ihren Stuhl, nahm ihre Hände und zog Caroline hoch. „Ich hoffe doch, dass ich keinen falschen Eindruck hinterlassen habe? Komm - gib mir einen Abschiedskuss."
Über seine Dreistigkeit erschrocken, zuckte sie zusammen.
Er lachte. „In weniger als einer Woche werden wir uns sehr viel näher kennenlernen, Caroline. Oder hast du es dir anders überlegt?"
„Nein!", erklärte sie, fast ein wenig zu hastig. Das Atmen fiel ihr schwer, so nahe stand sie bei ihm. Von seinen Händen, die ihre Taille umfassten, strömte Hitze aus. „Es war ein schöner Tag, Caroline. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt so müßige Stunden genossen habe." Sonnengebräunte Finger strichen ihren Hals entlang und ließen sie erbeben.
Sie hatte den dumpfen Verdacht, dass er mit ihr spielte, vielleicht um sie zu schockieren. Trotz des Nachmittags, den sie mit ihm verbracht hatte, erinnerte sie sich nun nur zu gut daran, dass Magnus der berüchtigte Earl of Rutherford war, über den sie so viel
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