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Der Liebespakt

Titel: Der Liebespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Navin
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sehe den Fahrer nicht. Dann haben wir keine Anstandsperson dabei! Unter diesen Umständen ..."
    „Caroline, wir werden in drei Tagen heiraten!"
    Er hatte recht. Der äußere Anschein war in diesem Fall nicht von Bedeutung. Jeglicher Klatsch würde schon dann im Keim erstickt werden, wenn sie an seiner Seite aus der Kirche kam. „Dann warte bitte noch, damit ich mir einen Mantel holen kann."
    Als sie wenige Augenblicke später wieder auftauchte, saß er bereits auf dem Kutschbock und hatte die Zügel in den Händen. So raffte sie ihre voluminösen Röcke und erklomm -mit einiger Anstrengung wegen der Stofffluten, die ihr die Bewegungen erschwerten - den Platz neben ihm. Er beobachtete amüsiert ihre unbeholfenen Bewegungen, die im Gegensatz zu ihrer sonstigen Grazie standen. „Wie immer die Anmut selbst", bemerkte er.
    „Wie du bei anderer Gelegenheit festgestellt hast, Magnus, ist meine Unabhängigkeit mit ein Grund, warum du mich zu deiner Frau machen willst."
    Erhitzt fügte sie hinzu: „Wenn du dich nicht wie ein Kavalier benimmst, dann spiele
    ich nicht die zarte Maid."
    Er ließ die Zügel fallen, knallte mit der Peitsche in die Luft, um die Pferde in Gang zu bringen, und bemerkte beiläufig: „Du bist darüber hoffentlich nicht enttäuscht, oder?"
    „Kein bisschen", wehrte sie ab. „Ich fände es lächerlich. Wir sind kein Liebespaar." „Das ist richtig", stimmte er zu, „auch wenn ich hoffe, dass wir das bald sein werden." Röte überzog ihre Wangen. Er lächelte boshaft, und sie fühlte sich plötzlich, als würden Schmetterlinge in ihrem Bauch flattern.
    Schweigend fuhren sie durch die kleine Stadt, vorbei an Hecken, Wäldchen und abgeernteten Getreidefeldern, durch die flache Landschaft des herbstlich goldenen Cambrigde-
    shire. Schließlich hielt der Earl an einem großen See die Pferde an und deutete mit der Hand auf einen flachen Felsen mit malerischen Mauerresten, der aus dem Wasser ragte. „Dies war einst eine Burg, und der See war der Burggraben", erklärte er ihr. „Die Erbauer waren sehr geschickt und leiteten einen nahe gelegenen Fluss um das Gemäuer herum, damit das Wasser im Burggraben nicht stand und die Abfälle von der Strömung weggetragen wurden. Irgendwann wurden die Kanäle nicht länger offen und das Wasser am Fließen gehalten, und der Fluss wurde wieder eingedämmt. Aus dem Wasser um die Burg, das nicht mehr abfließen konnte, ist dann der See entstanden. Schade, dass die Bauherrn beim Steinbau weniger Geschick als beim Wasserbau bewiesen haben. Das Mauerwerk scheint nicht gut gewesen zu sein.Vom Burgfried sind nicht viel mehr als ein paar verwitterte Wände übrig geblieben. Wenn du etwas davon verstehst, kannst du von hier aus immer noch einige der anderen Gebäude ausmachen. Wenn du Fantasie hast, hilft das auch."
    Caroline war begeistert. „Komm, wir schauen es uns an!", sagte sie. Sie raffte ihre Röcke und machte einen gewagten Sprung vom Kutschbock.
    „Nicht so schnell!", rief Magnus und zurrte die Zügel fest, bevor er ihr nacheilte. Zu zweit schlenderten sie dann langsam am Ufer entlang.
    „War das die Burg deiner Ahnen?", fragte sie neugierig.
    „Nein. Aber als kleiner Junge war ich gerne hier. Meine Eltern sind im Sommer oft zum Picknicken mit uns hierher gekommen. Ich habe in der Sonne neben den Steinen gespielt, von Rittern und Drachen geträumt und mir ausgemalt, wie es wäre, eine edle Maid zu retten. David musste manchmal für mich den Drachen spielen. Er war in seiner Rolle nicht sehr überzeugend. Wahrscheinlich hatte er Angst vor meinem Holzschwert." Seine Stimme wurde leiser, während er sich in Erinnerungen verlor.
    Caroline fragte sich, wie er wohl als Kind gewesen sein mochte. Es war schwierig, sich vorzustellen, dass seine wie gemeißelten Züge und sein muskulöser Körper einmal der eines Knaben gewesen war. Dennoch, wenn er lächelte, so wie jetzt, dann glaubte sie, eine Spur des Jungen zu sehen, der er einst gewesen war. Ob das an dem Grübchen in sei-
    ner Wange liegt?
    Beim Spazieren unterhielt Magnus sie und zeigte großes historisches Wissen. Er wusste, welcher Steinhaufen einst zu den Ställen im Außenhof gehörte und wo die Kapelle gestanden hatte. Auf die Reste eines runden Eckturms deutend erklärte er ihr, dass die Wendeltreppen sich damals immer rechtsherum gewunden hatten, damit die Burgbewohner zu ihrem Schutz die Mauer im Rücken hatten, wenn sie nach unten gehen mussten, um Eindringlinge abzuwehren. Weil die Treppen ohne

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