Der Liebespakt
dahinschlenderten, hatte wünschen lassen, der Tag möge nie zu Ende gehen.
Aber sein Tag ging zu Ende. Er hatte nur noch begrenzt Zeit auf dieser wunderschönen Welt. Diese Heirat war eine Geschäftsangelegenheit, nicht mehr. Und diese Miss Wembly, das junge Ding, heiratete ihn nur, weil er schon mit einem Bein im Grab stand. Sie wollte lediglich sein Geld, nichts anderes. Er hatte für Selbsttäuschungen keine Zeit.
Und er ... er wollte nur ein Kind von ihr. Ganz banal: ein Kind. Das war sein Ziel.
Ab und zu sollte er an dieses Ziel denken und nicht nur an sie.
6. KAPITEL
Magnus war sich der neugierigen Blicke der Einheimischen, die im Kirchenschiff saßen, schmerzlich bewusst. Alle dachten, sie würden Zeugen einer besonders romantischen Verbindung. Es hatte sich rasch herumgesprochen, dass der Earl of Rutherford heute sein langjähriges Junggesellendasein aufgeben würde - und das für eine junge Dame, die er erst vor Kurzem kennengelernt hatte! Betont zärtlich sah Magnus daher in die Richtung, aus der seine in cremefarbene Seide gehüllte Braut am Arm seines Bruders auf ihn zukam. Um der Familie willen musste er sich bemühen, eine Liebe vorzutäuschen, die er nicht empfand, während er sich innerlich gegen Caroline Wembly und die Versuchung, die sie darstellte, wappnete.
Caroline musterte ihn fragend, als sie vor dem Pfarrer standen und er mit leiser Stimme sein Ehegelübde ablegte. Er versuchte, gelassen zu bleiben, als auch sie mit ihrer sanften, leicht rauen Stimme vor dem Altar das Bis dass der Tod uns scheidet sprach.
Auf den Ringwechsel folgte der obligatorische Kuss, den Magnus so kurz wie möglich hielt. Als er sich ihr entzog, blitzte etwas in ihren Augen auf - Trauer vielleicht? Bereute sie den Handel etwa jetzt schon? Doch er hatte keine Zeit, ihre Gefühle zu ergründen. Schon kam David, der auch sein Trauzeuge war, auf ihn zu, um ihm zu gratulieren, und Magnus musste den Blick von Caroline abwenden. Unter den neugierigen Blicken der Kirchengemeinde schritten sie hinaus und kamen über den kleinen Friedhof zu den blumengeschmückten Kutschen, mit denen die Brautleute und die Gäste nach Hawking Park gebracht wurden.
Während des folgenden Empfangs im großen Salon, dessen
golden blitzende Pracht nicht nur Caroline, sondern auch einige der Nachbarn
sichtlich einschüchterte, war Magnus bemüht aufmerksam, stellte seine Vermählte der Reihe nach allen vor, dem Pfarrer und seiner Frau, dem örtlichen Gutsbesitzer -einem langweiligen Burschen, der erstaunlicherweise eine aufgeweckte, hübsche Frau hatte, die ihren Mann anzuhimmeln schien - und einigen anderen Landbesitzern aus der Gegend. Caractacus Green war ebenfalls anwesend und sah wie immer verdrießlich drein. So wenig er zur allgemeinen Unterhaltung beitrug, so angestrengt bemühte sich David, die Stimmung der Gesellschaft zu heben. Au-drae Wembly lächelte und unterhielt sich angeregt mit einigen Damen der Umgebung. Nach einer Weile stellte Magnus fest, dass Carolines Bruder nicht anwesend war. Als er nach ihm fragte, zuckte sie die Schultern. „Deine Einladung hat ihn nicht eingeschlossen. Zumindest dachte meine Mutter, er wäre nicht eingeladen. Er war ganz froh, daheim bleiben zu können, schüchtern, wie er ist." Sie nippte an ihrem Champagner und vermied es, Magnus in die Augen zu blicken.
„Aber es war gar nicht meine Absicht, ihn auszuschließen. Offensichtlich habe ich aus Versehen seinen Namen nicht notiert. Ah, Mr Green, wie geht es Ihnen?" Abgelenkt von den Leuten, die ihm ihre Glückwünsche übermitteln wollten, ließ er das Thema fallen.
Die Gäste blieben nicht lange, wofür Magnus dankbar war. Er wurde seiner Rolle als besorgter Gatte allmählich müde. Genauer, er wurde aufgeregt. Wenn die neue Countess an seiner Seite stand, drang ihm ständig ihr lieblicher Duft in die Nase. Mittlerweile war er vor Vorfreude fast benommen.
Ja, ihm war richtiggehend heiß. Er lockerte sein Halstuch etwas und hielt nach Arthur Ausschau. Der Diener zog die Augenbrauen zusammen. Magnus schüttelte den Kopf. Nein, jetzt noch nicht.
Er ging zu einem geöffneten Fenster und atmete tief die frische, kalte Herbstluft ein, die von draußen hereinkam.
Bitte nicht, nicht heute. Er hatte nie zuvor einen Herzanfall mit schierer Willenskraft zu verhindern versucht, aber wenn Willenskraft dazu ausreichte, dann würde er heute sein Bestes geben. Zu seiner großen Erleichterung begann die Hitzewallung bald abzuklingen. Mit einem kurzen Nicken
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