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Der Liebespakt

Titel: Der Liebespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Navin
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auch.
    Konnte er sich bei ihr entschuldigen? Er sollte sich bei ihr entschuldigen, denn er hatte schreckliche Dinge getan und gesagt. Dinge, die nicht zu entschuldigen waren. Und verantwortungslos.
    Er versuchte sich zu versichern, dass sein Selbsturteil absurd sei. Was scherte es ihn, dass er ihre Gefühle verletzt hatte! Er hatte schon andere Menschen, Männer wie Frauen, verletzt und beleidigt, ohne dass ihm das nahe gegangen wäre. Aber der leere Ausdruck im Gesicht seiner Frau verfolgte und peinigte ihn seit dem Vorabend, als sie ohne ein Wort aus seinem Schlafzimmer gegangen war.
    Nichts, was er je in seinem Leben getan hatte, war zu irgendetwas nütze gewesen. Warum wollte er gerade jetzt damit anfangen, seine Fehler zu bereuen? Dass er sich selbst nicht mochte, war ihm nichts Neues - nur dass es ihn ärgerte, kam überraschend.
    Mit dem Stiefel stieß er wütend einen Ast beiseite. Es war gefährlich, dass er sich mehr wünschte, als er bekommen konnte. Caroline war eine Versuchung, der er nur schwer widerstehen konnte, aber das, was sie ihm angeboten hatte, war ihm verboten.
    War es das nicht?
    Er sah auf eine besonders kümmerliche Rabatte hinunter und seufzte. Unkraut, wohin er auch blickte. Schwerfällig bückte er sich und riss mit der Rechten an den Trieben der Störenfriede. Nach einer Weile hockte er sich auf den Boden und machte sich ernsthaft daran, das Unkraut zwischen den Rosensträuchern auszudünnen.
    Drei Stunden später tat er das immer noch.

12. KAPITEL
    Judith Cameron nippte geruhsam an ihrer Tasse Tee, und Caroline reichte ihr den Silberteller mit Gebäck. „Sie sollten unbedingt hiervon versuchen. Mrs Bronson ist eine hervorragende Bäckerin."
    „Ach, wirklich?" Schnell überflog die pummelige Frau mit den Blicken das Arrangement von Scones, Zitronentörtchen und gefülltem Brandteig. „Das sieht wirklich verlockend aus. Nun, eins nehme ich vielleicht." Amüsiert beobachtete Caroline, wie ihr Gegenüber nach und nach sehr viel mehr Süßes als geplant auf den Teller häufte, während sie steif Konversation machte.
    Die Gattin des Pfarrers, eine sprichwörtlich gute Seele, war vor einer knappen halben Stunde gekommen, um ihr ihre Aufwartung zu machen, wie sie bei ihrem Eintreten ins Wohnzimmer schüchtern erklärt hatte. Obwohl Caroline ursprünglich vermutet hatte, dass sie vor allem aus Neugier vorbeigekommen war, erkannte sie schnell ihren Irrtum. Mrs Cameron war nicht gekommen, um zu klatschen, sondern weil sie es für ihre Pflicht hielt. Sie genoss das Essen sichtlich mehr als die nur mühsam aufrechterhaltene Konversation. Glücklicherweise hatte sie einen gesunden Appetit - die häufigen Gesprächspausen wären sonst nur schwer zu überbrücken gewesen.
    „Vermissen Sie London sehr?", fragte die Frau des Geistlichen zwischen zwei Bissen Zitronentörtchen höflich.
    „Eigentlich nicht. Nur meine Mutter und mein Bruder fehlen mir. Sie sind gerade auf dem Kontinent, um dort Freunde zu besuchen."
    Mittlerweile waren sie sicher schon in der Schweiz angelangt. In Davos würde James im besten Sanatorium ganz Europas behandelt werden, wie sein Arzt ihr versichert hatte.
    Nachdem sie wegen der Halskette vom Barrister's Ordi-nary aus brieflich an einen Londoner Juwelier herangetreten war, war dieser postwendend nach Cambrigdeshire gereist, um sich einen so einzigartigen Schatz wie den ihm beschriebenen nicht entgehen zu lassen. Mit einem Minimum an Verhandlungen hatte sie von ihm den Preis erhalten, den sie gefordert hatte. Sie vermutete, dass die Kette noch einiges mehr wert war, als sie geschätzt hatte, aber das Geld reichte völlig aus, um James auf die Reise zu schicken. Ihre Mutter hatte in der Eile der Vorbereitungen nicht danach gefragt, woher das viele Geld auf einmal kam, und Caroline hatte sie diesbezüglich bewusst im Unklaren gelassen.
    Mrs Cameron meinte mitfühlend: „Ein Abschied von unseren Lieben bringt immer viel Schmerz mit sich. Aber eine verheiratete Frau muss lernen, mit dem Platz an der Seite ihres Gatten zufrieden zu sein - und Sie haben so ein schönes Heim!"
    Caroline pflichtete ihr bei und dachte im Stillen, dass das Haus ebenso seltsam war wie sein Herr. In manchen Räumen war es trotz hoch lodernder Kaminfeuer immer kalt, wie im großen Salon, in anderen stets warm und einladend, wie im Wohnzimmer, in dem sie gerade saßen.
    „Hawking Park ist wirklich bezaubernd", fuhr ihr Gegenüber fort.
    Die Countess lächelte bestätigend und wandte dann höflich den

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