Der Liebespakt
gebracht hätte, an die Dienerschaft zu denken, die jederzeit kommen konnte, dann hätte er es getan.
Stattdessen zog er seine leise schluchzende, taumelnde Frau über die Treppe nach oben. Glücklicherweise sah keiner der Bediensteten sie dabei. Magnus stieß sie in sein Zimmer, bevor er die Tür hinter sich zuwarf.
Caroline sah ihn so ängstlich an wie ein in die Enge getriebenes wildes Tier.
Während ihres Kampfes hatte sich ihr Haar gelöst, und blonde Strähnen fielen ihr wirr ins Gesicht. Ihre vor Entsetzen geöffneten Lippen waren von seinem harten Kuss angeschwollen, und trotz ihrer Tränen sah sie so verführerisch aus wie nie zuvor. Kurzzeitig verspürte Magnus Bedauern mit ihr. Doch das Blut wallte heiß durch seine Adern und hämmerte in seinen Ohren. Er konnte sein Verlangen nicht länger unterdrücken.
Mit seinem Mund erstickte er ihr Schluchzen, während er ihr das Kleid und das Mieder aufriss und unsanft ihre vollen, festen Brüste knetete. Nein, ich kann mir nicht helfen. Sie ist zu verlockend! Mit der einen Hand öffnete er seine Hosen, noch während er mit ihr auf das Bett taumelte, mit der anderen schob er ungeduldig ihre Röcke hoch und tastete nach dem Schlitz in ihren langen, bauschigen Unterhosen.
Sie stöhnte, als er seine Finger ohne Vorwarnung in sie schob. Erregt warf er sich auf sie. Die Matratze wogte. Ein ungeahntes Lustgefühl erfüllte ihn, als er in sie eindrang. Immer schneller bewegte er sich in ihr, bis er ein letztes Mal hart in sie stieß und seine Erfüllung fand.
Keuchend rollte er sich neben sie.
Caroline lag da und blickte starr zur Decke. Ohne ihn anzusehen, fragte sie: „Sind Sie nun fertig mit mir, Mylord?"
„Caroline, ich ... Es tut mir leid." Was soll ich ihr sagen?
Langsam erhob sie sich von seinem Bett und verließ ihn ohne ein weiteres Wort.
Das Erste, was Caroline tat, als sie ihr Zimmer betrat, war, zur Kommode zu gehen, wo sie die Schachtel mit der Halskette in einer Schublade unter ihren Nachthemden verbarg. Ohne das grüne Kästchen noch einmal zu öffnen, steckte sie es in die Tasche einer Pelerine. Morgen noch würde sie den Verkauf des Schmuckstücks in die Wege leiten, damit James endlich in das Sanatorium in der Schweiz fahren konnte. Schließlich war sie nur seinetwegen hier.
Als Nächstes reinigte sie im Badekabinett ihren gedemütigten Körper mit kaltem Wasser. Nie hatte sie sich so schmutzig gefühlt wie in diesem Augenblick. Fieberhaft arbeitete ihr Verstand, während sie mit dem Schwamm alle Spuren dessen beseitigte, was Magnus mit ihr getan hatte.
Er war brutal, er war schrecklich - er war ein fürchterliches, grausames Monster ohne jedes menschliche Gefühl.
Und dennoch hatte sie ihn vorhin begehrt!
Sie hasste sich selbst dafür. Wie konnte sie lustvoll auf ihn reagieren, wenn er sich wenig besser als ein wildes Tier benahm? War sie immer noch so töricht, zu glauben, dass es noch mehr in seinem Herzen gäbe als den grausamen Egoismus, den sie heute Nacht erlebt hatte? Sie verstand sich selbst nicht mehr.
Erfüllt von ihrer verblendeten Zuneigung zu Magnus hatte sie sogar ihre Pflicht gegenüber James vergessen. Wie hatte sie jemals auch nur eine Sekunde zögern können, das Halsband zu verkaufen und ihn in das beste Sanatorium zu schicken, das mit Geld zu bezahlen war?
Der Earl of Rutherford hatte nie ein schlechtes Gewissen. Niemals.
Das sagte er sich selbst, als er beim Frühstück auf den leeren Platz seiner Frau starrte. Dennoch schob er seinen halb vollen Teller beiseite und ging mit der Zeitung unter dem Arm in sein Zimmer, ohne das Frühstück beendet zu haben.
Widerlich. Ich bin widerlich.
Auch die vertrauten vier Wände seines Arbeitszimmers boten ihm heute keine Zuflucht vor den nagenden Gewissensbissen, die er im Speisezimmer und vorher schon in seinem Schlafzimmer verspürt hatte. Und er war viel zu unruhig, um sich sinnvoll zu beschäftigen. Unzufrieden warf er die nur halb gelesene Zeitung auf den Schreibtisch und öffnete die Flügeltüren.
Draußen war es kalt, und der Herbstwind zauste an seinem Haar. Er trug bereits den Winter auf seinen Schwingen. Ziellos schlenderte Magnus durch den Garten, der im Sommer sein Paradies gewesen war, doch im trüben, grauen Oktoberwetter vernachlässigt und tot aussah. Vergilbte Blumen und verdorrte Blätter waren vom Wind über die Kieswege verstreut worden, und jeder seiner Schritte zermalmte ein paar von ihnen unter den Sohlen seiner Stiefel.
Hassenswert bin ich
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