Der Liebespakt
ihm zu sehen.
„Na, du hast uns vielleicht einen Schrecken eingejagt, alter Knabe", sagte David und versuchte, ein Lächeln zu Stande zu bringen beim Anblick des fahlen Gesichts mit den dunklen Ringen unter den Augen. „Pass auf, dass dir das nicht noch einmal passiert!" Ein paar fruchtlose Konversationsversuche scheiterten daran, dass David sichtlich gehemmt und Magnus immer noch sehr erschöpft war und sich fragte, wo seine Frau wohl steckte. Schließlich rückte David damit heraus, dass er beabsichtigte, nach London zurückzureisen, da es aufgehört hatte zu schneien und die Straßen passierbar waren. Er fügte hinzu: „Vorausgesetzt, es geht dir besser, Magnus."
„Mir geht es gut. Ich möchte nicht, dass du hier herumschleichst und darauf wartest, dass ich einen weiteren Anfall bekomme", murmelte dieser in dem zwischen den Brüdern üblichen sarkastischen Tonfall.
Der junge Mann wurde rot, und Magnus sah, wie sein Adamsapfel hüpfte, als er schwer schluckte. „Nun, dann mache ich mich wohl besser auf den Weg."
Wenig später kam Caroline herein und setzte sich wieder in den Sessel neben seinem Bett. Sie hatte unten einen Brief ihrer Mutter in Empfang genommen und unterrichtete Magnus nun über die wichtigsten Neuigkeiten. Ihr Gesicht bekam Farbe, als sie atemlos erzählte, dass ihr Bruder von den Kindern der Verwandten wegen der hübschen Zinnsoldaten beneidet wurde, die er gerade geschenkt bekommen hatte. Als sie Magnus für sein großzügiges Geschenk dankte, glänzten ihre Augen feucht.
Magnus durchströmte eine seltsame Wärme. Nach längerem Überlegen kam er zu dem Schluss, dass dies wohl das Gefühl war, das ein Mensch empfand, wenn er eine gute Tat vollbracht hatte und die Früchte dieser Tat sah.
Er streckte die Arme nach Caroline aus, und als sie sich von ihm ins Bett ziehen ließ, fühlte er, wie seine Leidenschaft sein Blut in Wallung brachte. Bedächtig fuhr er mit der Hand über ihre zarte Wange. Sie waren so lange nicht mehr zärtlich miteinander gewesen, dass es ihm vorkam, als hätte er sie nie zuvor in den Armen gehalten.
„Was hättest du getan, wenn ich dich nicht gebeten hätte, meine Frau zu werden?", erkundigte er sich.
Caroline schwieg eine Weile nachdenklich. „Ich weiß nicht -wirklich. Ich hätte mir etwas anderes überlegen müssen, womit ich für meine Familie hätte sorgen können." Sich an seine Schulter schmiegend, sagte sie: „Darf ich dir auch eine Frage stellen? Warum hast du eigentlich von allen Bewerberinnen ausgerechnet mich ausgesucht?"
Er fuhr mit dem Zeigefinger über ihre vollen Lippen. „Caroline, du warst die einzige Bewerberin, die für mich akzeptabel war."
Ungläubig sah sie ihn an. „Warum? Hat Mr Green niemanden außer mir geschickt?" „Nun, es waren nicht gerade viele Bewerberinnen, die zu mir kamen, was zum Teil Mr Greens Diskretion geschuldet sein mag, größtenteils aber daran liegt, dass keine Dame mich ernsthaft als Ehemann in Erwägung ziehen würde." Er lächelte sie schalkhaft an. „Hast du schon vergessen, welche Gerüchte über mich in Umlauf sind? Ganz abgesehen davon hatte ich keine Lust mehr, mir noch andere Bewerberinnen anzusehen, nachdem ich mit dir gesprochen hatte."
„Erwähnst du diese Gerüchte deshalb so oft, weil du so stolz auf sie bist?"
„Natürlich bin ich stolz darauf, eine lebende Legende zu sein. Die Geschichten werden meiner Persönlichkeit in hohem Maß gerecht, auch wenn sie unwahr sind." Er lachte.
„Du sprichst wieder in Rätseln!", beklagte sie sich.
„Ich habe dir doch schon bei unserem allerersten Gespräch erzählt, dass neunundneunzig von hundert Erzählungen, die über mich kursieren, schlicht erfunden und erlogen sind.
Aber eine von hundert Geschichten basiert auf Fakten, auch wenn die meist kaum mehr erkennbar sind." Er atmete tief ein und merkte, dass es ihm schwerer fiel, sich ihr zu erklären, als er gedacht hatte. „Liebling, ich bin kein Heiliger, und ich habe seit frühester Jugend nicht gerade ein wohlanständiges Leben geführt. Aber ich habe nie gegen das Gesetz verstoßen, und ich bin weder dumm noch prinzipienlos. Niemals würde ich jemanden betrügen - weder beim Kartenspiel noch bei Geschäften. Aber ich habe mich, wie ich gestehen muss, nie wegen eines Eherings davon abhalten lassen, die Aufmerksamkeiten einer Frau zu genießen, die sie mir anbot. Wenngleich ich natürlich nie ein einziges Wort darüber verlieren würde, um die betreffende Dame nicht zu kompromittieren."
Mit
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