Der Liebespakt
ihrem Zeigefinger pikste sie ihn scherzhaft in die Rippen. „Und was soll ich dann von der Geschichte halten, wonach du eine Duchess während eines Balles, den ihr Gatte anlässlich ihres dreißigsten Geburtstags gab, im Springbrunnen ihres Gartens liebtest?"
„Es war ihr fünfunddreißigster Geburtstag", antwortete er freimütig, „und es gab keinen Ball. Der einzige Grund, warum überhaupt jemand von dieser Springbrunnengeschichte erfahren hat, ist, dass die Duchess fünfzig ihrer engsten Freundinnen davon erzählt hat. Sie war ziemlich stolz darauf. Ich selbst habe nie ein Wort darüber verloren!"
„Aber sie war verheiratet!"
„Mit einem Trottel, der sie hasste und mit jeder anderen Frau betrog, die ihn in ihr Bett ließ. Aber warum versuche ich überhaupt, mich zu entschuldigen? Ich habe dir immer gesagt, dass ich meinen Ruf verdiene, sogar wenn er auf Lügengeschichten basiert."
Sie schüttelte den Kopf. „Dann verstehe ich nicht, warum du dich mit mir hier auf dem Land vergräbst. Bist du nicht unglücklich? Vermisst du London nicht oder deine Freunde und den Spaß, den du dort hattest?"
Die Antwort musste er sich nicht lange überlegen. „Nein. Womit wir uns die Zeit vertrieben haben, hat mir nie etwas bedeutet, auch wenn ich die ganze Meute geradewegs auf den Weg zur Hölle führte. Ich erfüllte nur mein Schicksal."
„Das verstehe ich nicht. ,Dein Schicksal erfüllen'? Wenn es dir keinen Spaß bereitet hat, so wild zu leben, warum hast du es dann getan?"
Er konnte es ihr nicht erklären - noch nicht. „Ach, ich habe einfach keine Entscheidungen getroffen. Die Zeit flog nur so dahin. Erst als ich von meiner
Krankheit erfuhr, wusste ich auf einmal, was ich wirklich wollte."
„Ein Kind zeugen?"
„Heiraten und ein legitimes Kind mit einer Frau haben, die stark genug ist, es ohne mich großzuziehen. Wenn das Kind nach meiner Familie schlägt, dann wird es dir -ob Junge oder Mädchen - alle Hände voll zu tun geben, besonders wenn es nach mir kommt. Arme Caroline! Ich fürchte, irgendwann wird dir dämmern, auf was du dich da eingelassen hast!"
Sie ließ sich nicht von ihm ablenken. „Aber warum hast du so lange damit gewartet, zu heiraten und eine Familie zu gründen?"
Er seufzte. „Ich glaubte, dafür noch genug Zeit zu haben. Und ich hatte beschlossen, der größte Taugenichts zu werden, den es überhaupt gab. Fast hätte ich es geschafft." Nachdenklich fügte er hinzu: „Eine eigene Familie - das schien irgendwie außerhalb meiner Möglichkeiten zu liegen." Und es erscheint mir immer noch als etwas, das ich gar nicht verdiene.
„Vielleicht wolltest du gar keine Familie", meinte sie nachdenklich.
„Das, meine Liebe, ist ein Irrtum."
Sie musterte ihn. „Hasst du Kinder wirklich nicht?"
„Wie bitte? Könntest du das wiederholen?" Er war verblüfft und stützte sich auf den Ellbogen.
„David hat mir einmal gesagt, dass du Kinder hasst."
„Er hat dir was ...?" Magnus war irritiert. „Wieso sollte ich Kinder hassen? Nun, ich mag es nicht, wenn sie ungezogen sind. Aber ,Hass' scheint mir ein allzu starker Ausdruck dafür zu sein.,Missfallen' trifft es eher, wenn sie die ganze Zeit weinen oder einen immerzu unterbrechen und Bewunderung für irgendeine dumme Kritzelei erwarten, als ob es sich dabei um ein Meisterwerk der Kunst handelte." Caroline sah ihn entgeistert an, und Magnus merkte auf einmal, wie hohl seine Worte klangen. „Ach, Caroline, ich bin wohl einfach kein geborener Familienvater. Man hat mir schon des Öfteren gesagt, dass ich ein egozentrischer Sünder sei, der sich mit seiner eigenen Selbstbeweihräucherung beschäftige."
Ärgerlich fragte sie: „Wer hat dir denn so etwas eingeredet?"
„Was?"
„Dass du ein egozentrischer Sünder seist, der sich mit seiner eigenen Selbstbeweihräucherung beschäftige?"
Bevor er es verhindern konnte, hörte er sich sagen: „Mein Vater."
Sie schnaufte verächtlich. „Väter! Ich hätte gedacht, dass ein Vater Dinge von mehr Belang zu seinem Sohn sagen würde!"
Er schloss die Augen und lächelte, froh darüber, dass sie ihn verteidigte.
14. KAPITEL
Der November war schnell vorüber und endete für Caroline mit der enttäuschenden Entdeckung, dass sie nicht schwanger geworden war. Das und ein Brief ihrer Mutter, in dem diese um Geld für einen weiteren Monat im Sanatorium bat, belastete sie zu Beginn der Vorweihnachtszeit sehr.
Sie hatte bereits ihren ganzen Lohn für James ausgegeben und nur sehr wenig zurückbehalten,
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