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Der Liebespakt

Titel: Der Liebespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Navin
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Du, Magnus, bist ganz gewiss ein Raubtier. Stark, schlau, schön und von außerordentlicher Anmut. Ein wilder Tiger." Sie wartete ab, ob er sie wegen dieses Vergleichs auslachen würde. Doch er lächelte nur. „Wie ein Tiger also? Ich fürchte, wenn du denkst, ich sei ein Tiger, dann muss ich damit leben." Er zog sie an sich. „Und wie ist es mit dir? Das Bild des Lamms taugt nicht länger für dich, wenn es überhaupt je getaugt hat."
    „Ich?"
    „Ja - ich fürchte, ich habe einen Wolf im Lammpelz geheiratet."
    „Ein Wolf, ein Tiger und ein Lamm. Vielleicht sollten wir einen Zoo aus Hawking Park machen", schlug Caroline belustigt vor.
    „Es wäre faszinierend, die Wunderlichkeiten tierischen Benehmens genauer studieren zu können. Besonders interessant sind die tierischen Paarungsrituale,
    findest du nicht?"
    Sie gab ihm einen liebevollen Stups. „Du bist wirklich schlimm!"
    „Das zumindest gibst du zu, siehst du?"
    „Wer ist schlimm?", unterbrach David ihre Schäkerei.
    Caroline wand sich aus Magnus' Armen und glättete ihre Röcke. „Wie gefällt dir unser Baum?", fragte sie den jungen Mann und hoffte, ihn damit abzulenken.
    „Wie? Oh, wirklich sehr hübsch." Er ließ seinen Blick über den Baum schweifen. Magnus verbarg seine Enttäuschung darüber, gestört worden zu sein. „Ich habe Caroline gerade von den Weihnachtsempfängen vorgeschwärmt, die unsere Mutter hier früher gegeben hat. Ohne die Menschenmengen, die sie hier um sich versammelte, wirkt der Raum so leer."
    „Ja", stimmte sein Bruder ihm zu und nahm beiläufig von dem Tischchen, neben dem er stand, eine zarte Schäferin aus Meissener Porzellan. Als Caroline sie sah, wurde sie hinsichtlich ihres Geschenks wieder unsicher - es war nicht annähernd so schön wie diese Figur. „Mutters Schätze", murmelte David versonnen. Er stellte die Figur wieder ab und fuhr mit dem Zeigefinger über den Rand einer großen Vase, die neben der Figurine stand. „Erinnerst du dich? Als wir noch klein waren, dachten wir, das wäre ein Vogelbad! Ich habe immer noch das Weihnachtsfest vor Augen, an dem Mutter diese Vase geschenkt bekam, von einer dieser russischen Prinzessinnen
    - oder war es eine Gräfin? Egal. Wunderschön war sie jedenfalls, das weiß ich heute noch!"
    Als sie das Wort „russisch" hörte, wusste Caroline, dass diese schöne Frau jene Natascha gewesen sein musste, nach der Magnus im Delirium gerufen hatte. Sie warf ihrem Mann einen prüfenden Blick zu und sah, dass er sich unmerklich versteifte und einen Moment zögerte, bevor er auf die reich dekorierte Waterford-Schüssel deutete.
    „Ich habe dieses pompöse Ding immer schrecklich gefunden", sagte er.
    Sein Bruder zuckte die Schultern. „Nun, es ist ein Vermögen wert - das heißt, wenn es überhaupt etwas wert ist. Ach, und hier ist auch die kleine Chinesin." Er tippte an eine zarte Figur, die in kräftigen Grün- und Rosatönen bemalt war. „Ich habe mehr Prügel bezogen als je zuvor, weil ich sie bei einer
    großen Schlacht unter dem Flügel dort drüben von meinen Zinnsoldaten umrunden ließ. Sie war meine Helena von Tro-ja, und die Soldaten sollten sie retten. Sehen Sie, Caroline, die Spuren des Kampfes sind immer noch sichtbar."
    Caroline kam neugierig näher und entdeckte tatsächlich eine abgesplitterte Stelle. „Ihre Mutter war wohl sehr erzürnt?"
    „Ach, meine Mutter lachte nur. Sie hielt mich für fantasievoll. Es war mein Vater, der mir anschließend Prügel verabreichte, weil ich sie kaputtgemacht hatte."
    Kritisch warf Magnus ein: „UnserVater soll dich verprügelt haben? Das kann nicht sein. Er war immer so stolz auf dich!"
    „Woher willst du das wissen? Du warst doch die meiste Zeit im Internat. Natürlich hat er mich verdroschen. Er sagte, ich müsse lernen, Mutters Besitz zu respektieren,
    und das Me-mento bedeute ihr viel."
    „Du Ärmster!" Sein älterer Bruder schüttelte verwundert den Kopf. „Dabei hat sich Mutter doch nie etwas aus einem dieser Dinger gemacht. Das zeigt einmal mehr, dass er sie nie wirklich verstanden hat."
    „Nichtsdestotrotz wurde mir das Fell gegerbt." David wandte sich Caroline zu und seufzte. „Wir langweilen Sie sicher."
    Sie verneinte. Insgeheim wünschte sie sich brennend, die beiden Eddingtons würden mehr über die Zeit erzählen, als ihre Mutter hier Feste feierte. Auf diese Weise könnte sie vielleicht noch einiges über die russische Prinzessin erfahren, die Magnus geliebt hatte. Ihr Verlangen, mehr über diese Frau zu

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