Der Liebespakt
in den Saal. Eine Gruppe von Sängern war, wie es Brauch war, aus dem Städtchen gekommen und hatte sich für ihre Darbietung vor dem großen Salon aufgestellt. Sie begannen mit „Rest ye merry gentlemen", dann folgten „Stille Nacht", eine Weise aus der Heimat des königlichen Prinzgemahls, und weitere. Reich beschenkt zogen die Sänger schließlich in den
Speisesaal der Dienstboten weiter, um sich dort mit Mrs Bronsons Weihnachtspunsch für den Rückweg zu stärken.
Als sie gingen, zog der Earl seine Frau zur Seite und sagte: „Ich habe ein Geschenk für dich."
„Oh, ich habe auch eins für dich!"
Magnus zog ein kleines Päckchen aus seiner Tasche und überreichte es ihr mit einer knappen Verbeugung.
„Eigentlich hättest du es ja an den Baum hängen müssen", schalt sie ihn mit vor Aufregung glühenden Wangen und hol -te ihr bunt eingewickeltes Päckchen für ihn von den Zweigen der geschmückten Föhre herunter.
„Du zuerst", sagte er.
Neugierig öffnete sie die Schachtel und zog einen eleganten Parfümflakon heraus. Sie schnupperte daran. Das Duftwasser roch nach Gewürzen und Blumen. Erst dann sah sie, dass die Satinschleife um den Flakonhals einen Ring hielt. Es war ein breites ziseliertes goldenes Band, das mit kleinsten Saphiren und Diamanten besetzt war. Der Earl schob ihr den Ring auf den Finger, und sie sah ihn eine Weile fasziniert an. „Der Ring ist wunderschön", sagte sie leise. „Hat auch er deiner Mutter gehört?" „Nein, ich ließ ihn extra für dich anfertigen. Blau ist deine Farbe, aber diese blassen Steine können mit deinen Augen nicht mithalten."
Belustigt sah sie auf, und ihre Augen, die er gerade gerühmt hatte, funkelten ihn mutwillig an. „Seit wann ist deine Zunge so geschmeidig? Aber danke für das Kompliment, Magnus. Und nun mach dein Päckchen auf. Ich fürchte, der Inhalt ist nicht so grandios, wie du es gewöhnt bist."
Er stellte amüsiert fest, dass er tatsächlich gespannt war. Die bloße Tatsache, dass sie eine Wahl für ihn getroffen hatte, machte das Geschenk in seinen Händen aufregend. Als er es aus dem Papier gewickelt hatte, fand er eine Schachtel mit einem wunderschön gefertigten Tiger auf dem Deckel. Schmunzelnd dachte er daran, dass sie gesagt hatte, er erinnere sie an einen Tiger. Dieses Schächtelchen hatte daher wohl eine besondere Bedeutung.
In unsicherem Tonfall erklärte Caroline: „Ich weiß nicht einmal, ob du so etwas brauchen kannst - ich fürchte, das Kästchen ist eher dekorativ als nützlich. Vielleicht könntest du deine Manschetten darin aufbewahren?"
„Vielen Dank, Caroline", sagte Magnus mit rauer Stimme, „mir gefällt es sehr. Ein sorgfältig ausgewähltes Geschenk, viel mehr als meines, will mir scheinen. Ein Tiger also, ja? Ich weiß ihn zu schätzen."
„Wirklich? Dir gefällt das Kästchen?" Sie klang überrascht.
„Warum denn nicht?" Er lächelte. „Übrigens, wir stehen unter einem Mistelzweig, und du hast mich noch nicht geküsst!"
„Du mich doch auch nicht. Warum sollte ich den Anfang machen?"
„Einigen wir uns auf einen Kompromiss?", sagte er und zog sie an sich. Wie immer war es wundervoll, sie zu küssen.
In seiner üblichen Taktlosigkeit unterbrach David die romantische Szene.
„Mistelzweig?", fragte er und warf einen Blick auf die Zweige über ihnen. Er trat darunter, Magnus ein schalkhaftes Lächeln zuwerfend. „Darf ich?"
Magnus duldete es pflichtschuldig, dass sein Bruder seiner Frau einen züchtigen Kuss gab, und wunderte sich darüber, dass ein so harmloser Kuss sein Inneres vor Eifersucht brennen ließ. Zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, David könnte Caroline vielleicht heiraten, wenn er tot war, und diese Vorstellung war ihm unerträglich. Er warf den beiden ein gequältes Lächeln zu und ging hinüber zu den großen französischen Türen, um in die Nacht hinauszusehen. Eine dicke Schneedecke lag auf der Veranda und leuchtete in ätherischem Weiß. Als er über die Schulter einen Blick auf seine Frau und seinen Bruder warf, fühlte er sich ausgeschlossen, obwohl sein Verstand ihm sagte, dass es lächerlich war. Mühsam versuchte er, die Gefühle unter Kontrolle zu bringen, die seine Gedanken wachgerufen hatten, damit der schöne Abend nicht ruiniert wurde.
Dies war sein Haus. Caroline war seine Frau. Sie hatte ungewöhnlich viel Zuneigung zu ihm gezeigt, etwas, das er selbst von ihrer Geschäftsbeziehung nicht erwartet hätte.
Verzweifelt versuchte er sich abzulenken und blickte sich im Saal
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