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Der Liebespakt

Titel: Der Liebespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Navin
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werden grün im Gesicht sein vor Neid!", schwärmte Lillian entzückt.
    Caroline zuckte die Schultern. „Das bezweifle ich! Wenn ich meinem Mann nur keine Schande mache! Ich bin in modischen Dingen immer noch so unbedarft!"
    „Ihm Schande machen? Mylady, ich hoffe, sie spotten nicht! Wenn Sie sehen könnten, wie er Sie ansieht, dann wüssten Sie, dass Sie ihm keine Schande machen können."
    Verwirrt fragte Caroline: „Sehen wie er mich ansieht?"
    „Ja, aber merken Sie das denn nicht? Jeder sieht sofort, dass er Sie schrecklich schön findet. Es ..." Die Zofe verstummte
    und senkte den Blick. „Ich sollte nicht so viel schwatzen. Ich weiß nie, was sich schickt, das ist meine Schwäche."
    Caroline hätte sie gern gebeten, ihr mehr zu erzählen. Aber das war natürlich unmöglich. Sie dankte Lillian daher für ihre Dienste und entließ sie, nachdem die Arbeit getan war.
    Im Stillen erwog Caroline die Möglichkeit, dass Magnus ihre Zuneigung erwidern könnte und, wie sie selbst, Angst davor hatte, es laut zuzugeben.
    Aber hatte Magnus je vor etwas Angst? Er hatte ihr schon ein wenig von sich erzählt, genug, um ihr begreiflich zu machen, dass er als junger Mann schwer gekränkt worden war und seine Verletzlichkeit hinter der Fassade des Schurken zu verstecken begonnen hatte. Die Frage war nur: Was war an ihm Fassade und was nicht? Seit Neuestem war er wie ausgewechselt, ihr gegenüber so liebevoll und zärtlich, dass sie fast glaubte, er hege tiefere Gefühle für sie. Oder war das nur des Kindes wegen? Die Macht, die sie des Kindes wegen über ihn hatte, durfte sie nicht unterschätzen. Als Mutter seines Erben war sie wertvoll für ihn, das wusste sie. Aber liebte er sie selbst, als Person?
    Dass sie von einem Mann geliebt werden wollte, war etwas völlig Neues für sie -vielleicht, weil sie die Liebe zu einem Mann für unmöglich gehalten hatte. Das Beispiel ihres Vaters, so hatte sie gedacht, hatte sie für immer von der Illusion geheilt, dass Männer lieben könnten. Und als er sie auf diese grässliche Weise berührt hatte, hatte er ihr gezeigt, dass Männer Frauen nur zur Befriedigung ihrer fleischlichen Triebe wollten.
    Louis Wembly war nicht wie alle anderen Männer. Magnus war ganz sicher nicht wie Louis Wembly, das wusste sie vom Verstand her. Gefühlsmäßig aber konnte sie ihm immer noch nicht vertrauen, zumindest nicht vollständig.
    Über die ekelhaften Angewohnheiten ihres Vaters nachzudenken, ließ wieder einmal Wut auf ihn in ihr hochflackern. Mr Wembly hatte eines Abends versucht, eine Hand in ihr Mieder zu stecken, um ihre zarten Brüste zu betasten. Obwohl sie sehr erschrocken war, hatte sie ihm laut und unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass er so etwas nie wieder versuchen solle und er ein widerwärtiger Mensch sei, und
    sich ihm entzogen. Das Beispiel ihrer Mutter, die trotz ihrer Resignation nie erlaubt hatte, dass Mr Wembly sie oder ihre Kinder würdelos behandelte, hatte Caroline den Mut dazu gegeben.
    Ihr Vater war nachher ein anderer Mensch. Obwohl er so verkommen war, hatte er genügend Anstand, um über sein Tun Beschämung zu empfinden.
    Das war ihr Glück, wie Caroline schnell feststellte, und es verging kein Tag, an dem sie nicht ein Dankgebet sprach für ihre Errettung. Hätte er anders auf ihre brüske Abweisung reagiert, wäre ihr Leben ruiniert gewesen. Ihrer Mutter erzählte Caroline nichts von dem Vorfall, da sie um die schwere Bürde an Sorgen wusste, die Audrae schon trug.
    Bald darauf verschlechterte sich Louis Wemblys Gesundheitszustand, und Caroline dachte gern, dass seine Sünde ihn peinigte - und vielleicht tat sie das tatsächlich. Als er nach langem Leiden starb, fühlte Caroline nichts als Erleichterung darüber. Aber bald nach der Beerdigung wurden sie, ihre Mutter und James in noch viel tiefere Abgründe gestoßen.
    Dieser Albtraum war vorbei. Nun hatten sie wieder zu essen, Kleidung und ein anständiges Dach über dem Kopf - alles, was sie brauchten, gab es im Überfluss. Noch wichtiger, in ihren Briefen berichtete ihre Mutter davon, dass sich James' Zustand schnell verbessere, und sie hatte angedeutet, dass sie hoffe, bald einen Besuch in London arrangieren zu können, gesetzt den Fall, die Doktoren stimmten dem zu.
    Das Wissen um die Genesung ihres Bruders verschaffte Caroline ein angenehmes Gefühl von Frieden. Dennoch blieben Unsicherheit und Rastlosigkeit.

18. KAPITEL
    Es war ein schrecklicher Februartag. Dichter Nebel vermischte sich mit dem Qualm

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