Der Liebesschwur
letzten Verse mit, strahlte Patience und auch Henry offen an. »Sagen Sie mir, was Sie davon halten.«
Es war nur ein Vers. Patience, die versuchte, den gewundenen Phrasen zu folgen, schien es eher ein ganzes Gedicht zu sein.
Henry bewegte sich unruhig, und seine zuvor gute Laune wandelte sich zu Verdrießlichkeit. Patience bemühte sich, ein Gähnen zu unterdrücken. Edmond las weiter.
Und immer weiter.
Als es das nächste Mal an der Tür klopfte, wandte sich Patience eifrig um und hoffte, dass es Masters war oder eine der Zofen.
Doch es war Penwick.
Patience biss die Zähne zusammen – und zwang sich zu einem Lächeln. Resigniert streckte sie ihm die Hand entgegen. »Guten Morgen, Sir. Ich hoffe, es geht Ihnen gut?«
»In der Tat, meine Liebe.« Penwick verbeugte sich tief – zu tief, beinahe hätte er sich den Kopf an der Seite der Liege angeschlagen. Gerade noch rechtzeitig zog er sich zurück, runzelte die Stirn – doch dann lächelte er Patience an, viel zu freundlich. »Ich habe schon darauf gewartet, Ihnen von den letzten Entwicklungen zu erzählen – die Produktionszahlen, nachdem wir das neue Rotationssystem eingeführt haben. Ich weiß doch«, sagte er und lächelte sie liebevoll an, »wie sehr Sie sich für unser kleines Stück Land interessieren.«
»Ah, ja.« Was hätte sie sonst sagen sollen? Sie hatte schon immer die Landwirtschaft als Gesprächsthema genutzt, um Penwick abzulenken, und da sie die Grange lange geführt hatte, hatte sie sich auch ein gewisses Wissen darüber angeeignet. »Vielleicht …?« Sie warf Henry einen Blick zu. Er hatte die Lippen zusammengepresst und sah Penwick nicht gerade freundlich an. »Henry hat mir eben erzählt, wie gut das Wetter in den letzten Tagen gewesen ist.«
Henry ließ sich von ihr in eine Unterhaltung verwickeln. »Es sollte eigentlich noch ein paar Tage so bleiben. Ich habe erst heute Morgen mit Grisham gesprochen …«
Doch trotz ihrer Bemühungen gelang es Patience nicht, Henry vom Wetter abzubringen, damit er über die Ernten sprach, und sie schaffte es auch nicht, Penwick dazu zu bringen, sich wie üblich mit Henry darüber zu unterhalten.
Um alles nur noch schlimmer zu machen, nahm Edmond Bruchstücke von Henrys und auch Penwicks Unterhaltung mit ihr auf, um sie zu Versen zu formen, und dann versuchte er, sie in eine Unterhaltung darüber zu verwickeln, wie solche Verse wohl in sein Drama mit einbezogen werden könnten.
Es dauerte keine fünf Minuten, da hatte sich die Unterhaltung zu einem Tauziehen um ihre Aufmerksamkeit verwandelt – und Patience war bereit, denjenigen zu erdrosseln, der ihren bis jetzt geheim gehaltenen Aufenthaltsort verraten hatte.
Nach zehn Minuten war sie bereit, auch Henry, Edmond und Penwick zu erdrosseln. Henry hielt seine Stellung und sprach über die Elemente, Edmond redete davon, Götter aus der Mythologie als Kommentatoren der Taten seiner Hauptdarsteller einzusetzen. Penwick, der in dem ganzen Durcheinander den Faden verloren hatte, warf sich in die Brust und fragte: »Wo ist Debbington? Ich bin überrascht, dass er nicht hier ist und Ihnen Gesellschaft leistet.«
»Oh, er ist mit Cynster unterwegs«, berichtete Henry ihm. »Sie haben Angela und Mama nach Northampton begleitet.«
Als Henry bemerkte, dass Patience ihn unverwandt ansah, strahlte er sie an. »Da die Sonne heute so herrlich scheint, würde es mich nicht wundern, wenn Angela Cynster darum bittet, in seinem Zweispänner fahren zu dürfen.«
Patience zog die Augenbrauen hoch. »Wirklich?«
In ihrer Stimme lag ein Ton, der alle anderen dazu brachte, ihre Unterhaltung abzubrechen – die drei Gentlemen waren plötzlich vorsichtig geworden und warfen einander Blicke zu.
»Ich denke«, erklärte Patience, »dass ich mich genug erholt habe.« Sie warf die Decke beiseite, die über ihrem Schoß lag, dann rückte sie an den Rand der Liege und stellte vorsichtig ihr gesundes Bein auf den Boden, das andere zog sie nach. »Wenn Sie mir bitte Ihren Arm geben würden …?«
Sie alle beeilten sich, ihr zu helfen. Am Ende war es gar nicht so einfach, wie sie geglaubt hatte – ihr Knie schmerzte noch immer und war steif. Das volle Gewicht auf das Bein zu verlagern, war ganz unmöglich. Edmond und Henry formten mit ihren Armen einen Stuhl, Patience setzte sich darauf und hielt sich an ihren Schultern fest. Penwick machte sich wichtig, indem er sie durch den Flur führte und die ganze Zeit über redete. Henry und Edmond konnten nicht reden – sie
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