Der Liebesschwur
Vane ihre Vorwürfe Gerrard gegenüber so kalt zurückgewiesen hatte, behandelten ihn sowohl Edmond als auch Henry voller Respekt – die Art von Respekt, die man einem gefährlichen Raubtier gegenüber zeigt. Und Penwick wusste, dass Vane ihn nicht mochte – absolut nicht.
Vane ging auf die Liege zu. Patience warf einen sorgenvollen Blick darauf. »Was haben Sie vor?«
»Ich werde Sie an der Liege festbinden.«
Sie versuchte, ein unwilliges Geräusch zu machen, versuchte, die Vorahnung zu unterdrücken, die sie erfasst hatte. »Seien Sie doch nicht so dumm – Sie haben das doch nur als Drohung gemeint.« Wäre es klug, die Arme um seinen Hals zu legen?
Er erreichte die Liege und blieb stehen. »Ich stoße niemals nur Drohungen aus.« Patience starrte auf die Kissen. »Aber Warnungen.«
Mit diesen Worten setzte er sie auf die Liege, mit dem Rücken zu dem Kopfteil aus Schmiedeeisen. Patience wand sich sofort und versuchte, sich umzudrehen. Doch seine Hand auf ihrem Oberkörper hielt sie fest.
»Und dann«, sprach Vane weiter, in dem gleichen, gefährlichen Tonfall, »müssen wir sehen, was wir tun können, um Sie ein wenig … abzulenken.«
»Mich abzulenken?« Patience hörte auf, sich zu bewegen.
»Hm.« Seine Worte waren nur noch wie ein Hauch. »Um Ihre Langeweile zu vertreiben.«
Seine Worte waren zweideutig genug, um sie erstarren zu lassen – gerade lange genug, damit er einen Schal aus dem Korb nehmen konnte, der neben der Liege stand, um ihn dann an dem verzierten Kopfteil zu befestigen und ihn um ihre Taille zu binden.
»Was …?« Patience blickte nach unten, als er seine Hand zurückzog und den Schal festzog. Dann sah sie ihn wütend an. »Das ist doch lächerlich.« Sie zerrte an dem Schal und versuchte, nach vorn zu rücken, doch er hatte den Schal schon verknotet. Die Seide gab nur ein wenig nach. Vane ging um die Liege herum, um sie anzusehen. Patience warf ihm einen wütenden Blick zu – sie wollte das Lächeln um seinen Mund gar nicht sehen. Sie hob beide Arme und griff damit an das Kopfteil des Bettes. Doch sie konnte den Knoten nicht erreichen, geschweige denn ihn aufbinden.
Mit zusammengezogenen Augenbrauen blickte Patience auf. Vane beobachtete sie, ein kühles Lächeln männlicher Überheblichkeit lag um seinen Mund. »Das werde ich Ihnen niemals verzeihen.«
Sein Lächeln wurde noch breiter. »Sie haben es nicht unbequem. Bleiben Sie nur die nächste Stunde still sitzen.« Sein Blick wurde härter. »Es wird Ihrem Knie gut tun.«
Patience biss die Zähne zusammen. »Ich bin kein Kind, das man festhalten muss.«
»Ganz im Gegenteil, es ist deutlich, dass Sie jemanden brauchen, der auf Sie aufpasst. Sie haben gehört, was Mrs. Henderson gesagt hat – vier volle Tage sollten Sie das Knie nicht belasten. Der vierte Tag ist erst morgen vorbei.«
Erstaunt starrte Patience ihn an. »Und wer hat Sie zu meinem Aufpasser ernannt?«
Ihre Blicke trafen sich – und sie wartete. Er zog die Augenbrauen zusammen. »Ich fühle mich schuldig. Ich hätte Sie zurück ins Haus schicken sollen, sofort, als ich Sie in den Ruinen entdeckt habe.«
Alle Farbe wich aus Patience' Gesicht. »Sie wünschen, Sie hätten mich zurück ins Haus geschickt?«
Vane erwiderte: »Ich fühle mich schuldig, weil Sie mir gefolgt sind und sich dabei verletzt haben.«
Patience stieß ein unwilliges Geräusch aus, dann verschränkte sie die Arme vor der Brust. »Sie haben mir gesagt, es sei mein Fehler gewesen, weil ich nicht geblieben bin, wo ich hätte bleiben sollen. Auf alle Fälle, wenn Gerrard mit siebzehn bereits alt genug ist, um für seine eigenen Taten verantwortlich zu sein, warum sollte es dann bei mir anders sein?«
Vane sah auf sie hinunter. Patience war sicher, dass sie ihn überzeugt hatte. Dann zog er arrogant eine Augenbraue hoch » Sie sind diejenige, mit einem verstauchten Knie. Und mit einem verrenkten Knöchel.«
So schnell gab Patience nicht auf. »Meinem Knöchel geht es gut.« Sie hob hochmütig die Nase. »Und mein Knie ist nur noch ein wenig steif. Wenn ich es ausprobieren könnte …«
»Das können Sie morgen tun. Wer weiß?« Vanes Gesichtsausdruck wurde härter. »Vielleicht brauchen Sie nach der Aufregung noch einen oder zwei Tage länger Ruhe.«
Patience sah ihn wütend an. »So etwas sollten Sie nicht sagen«, warnte sie ihn.
Vane wandte sich ab und ging hinüber zum Fenster. Patience beobachtete ihn und versuchte, wütend zu sein, denn sie war davon überzeugt, dass sie das
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