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Der Lilienpakt

Der Lilienpakt

Titel: Der Lilienpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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der Schwarzen Lilie zuzuziehen. Vielleicht ist es jetzt so weit …«
    »So weit wofür?«
    Athos schüttelte den Kopf, dann lief er zur Treppe.
    »Das erkläre ich dir später. Ich muss noch etwas erledigen. Bleib im Bett und schleich mir auf keinen Fall hinterher, hast du verstanden?«
    Ich nickte und er verschwand nach unten.

4
    Athos fröstelte. Mit zitternden Händen warf er sich seinen Mantel über die Schultern. Dann blickte er zum Fenster. Draußen fiel Schnee, und die Scheiben waren von Eisblumen bedeckt.
    Verdammte Kälte, dachte er. Warum muss dieser Winter so hart sein?
    Alles in ihm sehnte sich nach einem Schluck Wein, der ihn von innen wärmen und seine Nerven beruhigen würde. Doch er versagte sich den Alkohol, setzte seinen schäbigsten Schlapphut auf und verließ das Haus.
    Seine Zähne begannen zu klappern, doch seine Wahrnehmung war ungetrübt. Die Schatten um ihn herum wirkten zwar bedrohlich, doch er spürte keine direkte Gefahr. Also stapfte er los.
    Am Ende der Straße angekommen bog er in eine kleine Gasse ein. Das kleine Haus am Ende der Gasse versprach Rettung. Die Fenster waren dunkel, doch hier gab es jemanden, dem er vertrauen konnte. Er sah sich kurz um und klopfte schließlich an die Tür.
    Hundegebell ertönte. Nicht aus dem Haus, sondern aus der Nachbarschaft.
    »Nun mach schon, wach auf!«, murmelte Athos, dann schlug er mit der Faust erneut an die Tür.
    Sein Herz klopfte so heftig, dass er die Schritte fast nicht gehört hätte. Als sich die Tür öffnete, schreckte er zurück und zog seinen Degen halb aus der Scheide. Dann erkannte er den Hausherrn und schob mit einem erleichterten Seufzer die Waffe zurück.
    Nachdem auch der andere gesehen hatte, dass es kein Feind war, der da Einlass begehrte, zog er die Tür weiter auf. Athos trat ein.
    Der Hausherr drückte die Tür ins Schloss. »Was führt dich zu mir? Erst recht zu dieser Stunde?«
    Auf diese Frage brach Athos in Gelächter aus. Der Hausherr, der gerade eine Kerze entzündete, blickte ihn verwundert an.
    »Was ist dir? Was ist so zum Lachen?«
    »Das Leben«, presste Athos hervor.
    Der Hausherr schüttelte verwirrt den Kopf. »Inwiefern?«
    Als Athos weiterlachte, trat er zu ihm und schnupperte. Dann befühlte er Athos’ Stirn. »Geht es dir gut, Armand?«
    »Mir ging es nie besser. Abgesehen davon, dass das Leben Spielchen mit uns treibt. Grausame Spielchen.«
    »Ich verstehe noch immer nicht, worauf du hinauswillst. Vielleicht solltest du dich erst einmal setzen und wieder beruhigen.«
    Der Hausherr schob Athos auf einen Stuhl am Küchentisch. Der Musketier wischte sich die Tränen vom Gesicht. Sein Körper bebte. Mittlerweile sah es eher so aus, als würde er weinen.
    Der Hausherr holte einen Krug und zwei Becher und goss in jeden etwas Wein. Athos nahm seinen Becher, trank jedoch nicht gleich. Auch das war nicht seine Art. Der Hausherr nahm verwundert einen Schluck, dann forderte er seinen Gast auf, zu erzählen.
    »Wir hatten geglaubt, es sei vorbei. Unser Bund sei überflüssig geworden. Doch dem ist bei Weitem nicht so, lieber Cousin.« Jetzt trank Athos doch. Seine Hand zitterte, als er den Becher wieder abstellte.
    »Was sagst du da?« Der Hausherr schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Es ist kein Scherz!« Wieder lachte Athos kurz auf. »Oder warte, beim genaueren Hinschauen ist es doch einer. Ein göttlicher Scherz.«
    »Komm auf den Punkt!«, forderte der Hausherr. »Sonst schicke ich meine Diener, damit sie deinen Weinkeller ausräumen.«
    »Ich bin nicht betrunken!«, erklärte Athos und stellte den Becher so heftig ab, dass etwas Wein über den Rand schwappte. »Ich kann nur nicht fassen, dass …«
    Wieder stockte er und strapazierte damit die Geduld seines Gastgebers.
    »Was? Bei allen Heiligen, nun rede doch!«
    »Das Mädchen ist nicht tot.« Athos blickte seinem Cousin fest in die Augen.
    Dieser schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein.«
    »Doch, dem ist so. Der lebende Beweis liegt in meiner Dachkammer. Mein Page ist dieses Mädchen.«
    Der Hausherr sprang auf und ging ein paar Schritte durch den Raum. Neben der Esse blieb er stehen.
    »Das ist nicht möglich.«
    »Doch, das ist es. Mein Page ist d’Autrevilles Ziehkind. Das Mädchen, das wir für tot gehalten haben.«
    »Hat sie das behauptet?«
    »Sie hat nichts behauptet, sondern mir einfach erzählt, wer sie wirklich ist. Sie wusste nichts von meiner Verbindung zum Pakt. Sie hat geschildert, wie unser alter Freund niedergemetzelt wurde. Und sie

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