Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

wichtig …«
    Nichts. Sie war eine Bildsäule.
    »Wir müssen sie unbedingt finden …«
    Eine Bildsäule, gemeißelt aus weißem Granit. Mit einem blauen Kaschmirpullover.
    »Soviel ich weiß, sind Heiratsurkunden öffentlich«, sagte ich. »Könnten wir nicht das versuchen?«
    »Jahr der Heirat?« sagte sie.
    »Da bin ich mir nicht ganz sicher«, druckste ich und sah mich nach Randy um.
    »Nach 1971«, sagte er.
    »Nach 1971«, sagte ich.
    »Die Suche in einem bestimmten Jahr kostet siebzehn Dollar«, sagte sie. »Jedes weitere Jahr vier Dollar.« Sie zog ein Formular heraus und legte es auf die Theke. »Füllen Sie das aus.«
    »Vielen Dank.« Ich nahm das Formular und betrachtete es. Die erste Zeile war für den Namen der Braut vorgesehen, die zweite für den des Bräutigams. »Benötigen Sie den Namen des Bräutigams?«
    »Ja«, sagte sie. »Wir benötigen den Namen des Bräutigams.«
    »Wir kennen den Namen nicht«, sagte ich. »Wir sind nicht mal sicher, daß sie in Michigan geheiratet hat. Oder sonstwo, genau genommen. Wir haben nur gehofft …«
    Sie kehrte zu ihrer Routine als Bildsäule zurück.
    »Bitte«, sagte ich. »Wenn Sie uns nicht helfen können, sagen Sie es uns einfach.«
    »Ich kann Ihnen nicht helfen«, sagte sie.
    Wir gingen also. Meine Karte ließ ich auf der Theke zurück, um sie mit ihrer Schuld zu quälen.
    »Du hättest aber wenigstens versuchen können, mir zu helfen«, sagte ich, als wir im Aufzug nach unten fuhren. »Du hättest den legendären Randy-Wilkins-Charme in die Verhandlungen einbringen können.«
    »Hätte nichts gebracht«, erklärte er. »Die Frau war für Charme unzugänglich. Du hast das übrigens gut gemacht. Gerissen, würde ich sagen.«
    »Ich knall dir eine.«
    Er lachte. »Komm. Ich lade dich zum Essen ein. Da feiern wir unsere erste totale Niederlage. Dann heißt es: Auf nach Detroit.«
    Nachmittags gegen drei Uhr erreichten wir Detroit. Die Autobahn führt direkt in die Stadtmitte, schwingt dann weit nach Westen aus, bis hinters Tiger Stadium, besinnt sich dann auf ihre eigentliche Aufgabe und kehrt nach Süden in Richtung Toledo zurück. Zumindest hat sie das mal getan, bevor man anfing, alles für das neue Stadion auf- und abzureißen. Da ein großer Teil der I-75 geschlossen war, mußten wir in Gratiot abfahren und über Nebenstraßen zur Michigan Avenue fahren. Es war ein eigentümliches Gefühl, in meiner alten Heimatstadt herumzufahren. Auf der Oberen Halbinsel gibt es keinen Verkehr, keine Straßen, auf denen meilenweit auf beiden Seiten Häuser stehen.
    »Da drüben kommt eins der neuen Spielkasinos hin«, sagte ich, als wir an der First Street vorbeifuhren.
    »Spielkasinos in Detroit? Echt?«
    »Das erste macht nicht vor diesem Sommer auf«, sagte ich. »Bleib ganz ruhig.«
    »Und ein neues Stadion ebenfalls?«
    »Nächstes Jahr«, sagte ich.
    »Hört sich ja an, als ob sie die ganze Stadt abreißen und noch mal neu anfangen.«
    »Wir können auch ein Motel in der Nähe von Corktown nehmen«, sagte ich. »Da ist schließlich die alte Adresse.«
    »Laß uns was Ordentliches nehmen«, meinte er.
    »Wir schlafen doch bloß da«, sagte ich. »Da muß es nicht das Hilton sein.«
    »Nimm das Hilton«, sagte er. »Ich zahle.«
    »Nächster Halt: Hilton«, verkündete ich. Sobald das Stadion zu sehen war, fuhr ich zum nächsten Motel an der Straße. Das Motor City Motor Court.
    »Und was bitte soll das sein?« fragte er.
    »Das Detroit Hilton«, erklärte ich. »Reservier uns ein Zimmer.«
    Während er nach drinnen ging, stand ich auf dem Parkplatz und bemühte mich, mir alle Verkrampfungen von sechs Stunden Fahrt im Führerhaus eines Kleinlasters aus dem Körper zu schütteln. Auf der anderen Straßenseite, nur einen Block entfernt, ragte die Südostecke des Tiger Stadium wie ein graues Schlachtschiff in den nachmittäglichen Himmel. Zur Zeit verloren die Tiger ihre Spiele noch an der Westküste, würden dann nach Minnesota gehen, um dort auch ein paar Spiele zu verlieren, und schließlich würden sie hierhin nach Detroit zurückkehren, um ihre erste Heimniederlage einzustecken.
    »Da ist es«, sagte Randy, als er zurück auf den Parkplatz kam. »Die werden das doch nicht ernsthaft abreißen wollen, oder?«
    »Ich denke nicht, daß sie das können«, meinte ich. »Es steht auf der Liste der Nationalen Denkmäler. Aber sie werden da drin nie mehr Baseball spielen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das tollste Baseball-Stadion, das ich jemals gesehen