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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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gemacht.«
    »Eine undankbare Aufgabe, könnte ich mir denken.« Er versuchte, sich hinter Witzeleien zu verschanzen.
    »Hören Sie einfach zu, verdammt! Es heißt, dass Lücken gefunden werden.«
    »Lücken?«
    »In der Sammlung – die fehlenden Bilder.«
    Mike runzelte die Stirn. »Aber die Bilder waren doch im Transporter …«
    »Nicht die Bilder! Die anderen … die, die noch immer fehlen. Die, mit denen die Räuber entkommen konnten.«
    »Entkommen konnten?«, wiederholte er. Ihm drehte sich der Kopf. »Um wie viele handelt es sich denn?«
    »Bislang ein halbes Dutzend, und die Inventur ist noch nicht mal zur Hälfte abgeschlossen. Ein Skizzenbuch von Fergusson ist auch weg. Und noch ein weiteres Buch mit signierten Lithos von Picasso.«
    »Jesus Maria.«
    Lauras Stimme nahm einen flehentlichen Tonfall an. »Wenn es irgendetwas gibt, das Sie wissen, irgendetwas, das Sie der Polizei erzählen könnten …«
    »Was dann?«
    »Dann müssen Sie mit der Polizei reden. Oder Sie könnten auch Ransome anrufen – ich vermittle ein Gespräch, wenn Sie möchten. Ich bin sicher, wenn man die Gemälde irgendwie zufällig fände, Sie wissen schon, wenn sie irgendwo liegen gelassen würden …«
    »Nett von Ihnen anzunehmen, dass ich etwas damit zu tun haben könnte.« Mike wurde bewusst, dass eine Frau an einem anderen Tisch ihn beobachtete. Wahrscheinlich fragte sie sich, warum er mit einem Messer auf seinen kalt werdenden Ciabatta-Toast einstach. Er brachte ein Lächeln zustande und legte das Messer hin.
    »Hat Ransome schon mit Ihnen gesprochen?«
    »Ich hab’s Ihnen doch gesagt, Laura, er bearbeitet den Fall ja nicht mal – ihm geht’s um Chib Calloway, und seine Paranoia hat sich inzwischen auf Allan, den Professor und mich ausgeweitet.«
    »Warum Allan?«
    »Was?«
    »Warum haben Sie Allan als Ersten genannt?«
    Mike rieb sich die Schläfen, um den Schmerz irgendwie zu betäuben. Direkt neben dem Café gab es eine Apotheke, und er beschloss, sich gleich Aspirin zu besorgen. Ein paar hundert Tabletten sollten eigentlich genügen …
    »Aus keinem bestimmten Grund«, antwortete er schließlich und wusste sofort, dass das vorausgegangene Schweigen seine Äußerung schon als Lüge entlarvt hatte.
    »Wenn Calloway die Bilder hat, sollten Sie vielleicht mit ihm reden«, schlug Laura vor.
    »Kam er Ihnen wie jemand vor, mit dem man vernünftig reden kann?«
    »Wollen Sie damit sagen, dass er sie tatsächlich hat?«
    »Herrgott, nein – ich weiß nichts über diese verschwundenen Bilder! Ich wollte damit nur sagen, dass ich nicht derjenige sein möchte, der Chib Calloway so was offen ins Gesicht sagt.«
    »Mike … wie eng ist Ihre Beziehung zu ihm wirklich?«
    »Wie es sich trifft, bin ich momentan single.« Sie stieß einen entnervten Seufzer aus. »Ich steck nicht in Schwierigkeiten, Laura. Das wird sich alles bald im Sand verlaufen, vertrauen Sie mir.«
    »Aber kann ich das, Mike? Kann ich Ihnen wirklich vertrauen?«
    Eine ausgezeichnete Frage, dachte Mike. Er für sein Teil fragte sich, wem er vertrauen konnte, jetzt, wo das Spiel sich geändert hatte.
    Kannte überhaupt jemand die neuen Spielregeln?
     
    * * *
     
    Alice kam spät vom Kino nach Hause. Sie hatte wieder mal einen Quizabend in der Bar moderiert; diesmal zu einem bestimmten Thema: »New Hollywood«. Es schien immer dasselbe Viererteam zu gewinnen. Was vermutlich erklärte, warum die Teilnehmerzahlen seit einiger Zeit stetig zurückgingen – ein Problem, für das sie noch keine Lösung hatte. Während sie die Treppe zu ihrer Wohnung hinaufstieg, versuchte sie sich zu erinnern, ob sich irgendwas Essbares im Kühlschrank befand. Egal, sie konnten sich ja jederzeit was kommen lassen. Sie schätzte, dass Mike das zusätzliche Geld schon ausspucken würde – nicht den ganzen Betrag natürlich; man würde schon ein bisschen feilschen müssen. Aber genug, um sie und ihre Träume durchzubringen. Es wunderte sie, dass er noch nichts hatte von sich hören lassen – vielleicht war es Zeit für eine weitere SMS, diesmal mit Angabe einer Zahlungsfrist. Gerade als sie den Schlüssel im Schloss herumdrehen wollte, flog die Tür auf. Westie quollen die Augen aus dem Kopf und Brandydünste aus dem Mund. Seine Sachen sahen wie frisch aus dem Müllcontainer aus.
    »Was, zum Teufel, hast du dir da erlaubt?«, schrie er, zerrte sie am Arm hinein und knallte die Tür zu.
    »Keine Ahnung«, giftete sie zurück. »Vielleicht kannst du ein bisschen konkreter werden

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