Der magische Zirkel - Der Abgrund: Band 4 (German Edition)
» Wir wissen nicht, ob sie wirklich in Schwierigkeiten steckt. Sie könnte einfach irgendwo unterwegs sein.«
» Unterwegs?« Cassie war verärgert. » Wenn sie einfach unterwegs wäre, dann wäre sie im Café aufgetaucht, als wir verabredet waren, oder sie wäre zumindest an ihr Handy gegangen.«
» Cassie.« Adam wählte seine Worte mit Bedacht. » Denk daran, dass wir nicht allzu viel über Scarlett wissen. Sie könnte weggefahren sein, um Freunde zu besuchen, und vergessen haben, dich anzurufen.«
» Du glaubst also, sie würde ihre neue Schwester einfach versetzen?«
» Das habe ich nicht gesagt.«
» Du denkst, dass sie unzuverlässig ist«, meinte Cassie. » Nur weil sie nicht so zugeknöpft ist wie ihr alle.«
» Ihr alle?« Adam umklammerte das Steuerrad fester. » Du meinst uns, den Zirkel? Warum willst du dich immer noch unbedingt von uns distanzieren? Das verstehe ich nicht, Cassie.«
Cassie hatte so viele Dinge gleichzeitig im Kopf, dass sie nicht lange über Adams Frage nachdachte. Es war wieder einmal ihr altes Streitthema. Sie hatte es satt, dass Adam immer versuchte, ihre Gefühle herunterzuspielen.
» Ich will mich nicht distanzieren«, gab sie zurück. » Aber ich weiß nicht, was noch passieren muss, damit ihr Scarlett vollkommen akzeptiert. Sie ist meine Schwester, Adam.«
» Das ist mir klar«, sagte er und fuhr weiter die Crowhaven Road entlang zu Cassies Haus. » Ich habe mir nichts dabei gedacht, als ich sagte, sie sei vielleicht gar nicht in Schwierigkeiten. Siehst du, wie schnell du deine Schlüsse ziehst?«
Cassie sah es tatsächlich ein, wollte es aber nicht zugeben. Sie schwieg, bis sie ihr Haus erreichten. » Schätze, ich bin einfach etwas durch den Wind«, murmelte sie schließlich.
» Lass uns am besten eine Nacht drüber schlafen«, schlug Adam vor. » Wenn du dann immer noch nichts von ihr gehört hast, verspreche ich, dass der Zirkel gleich nach ihr suchen wird.«
» Okay.« Cassie beugte sich vor und gab Adam einen Kuss auf die Wange, aber sie bat ihn nicht ins Haus.
Cassie lag am Strand, sonnte sich und lauschte mit geschlossenen Augen dem Meeresrauschen und dem Gekreisch der Möwen. Da ertönte ein Schrei. Ein grauenvoller Hilfeschrei, ganz ähnlich wie Melanies Schrei an dem Abend, als Constance getötet worden war. Cassie öffnete die Augen, doch mit einem Mal befand sie sich nicht mehr am sonnigen Strand, sondern auf einem Feld oder einer Wiese, und der Himmel über ihr war so düster wie ein verschmutztes Gewässer.
Der Hilfeschrei ertönte lauter. Er kam von einem Haus in weiter Ferne. Jetzt erkannte Cassie Scarletts Stimme, aber sie konnte sie nicht erreichen. Sie konnte sich überhaupt nicht bewegen.
Scarlett!, brüllte Cassie. Ich kann dich hören!
Gott sei Dank, unsere Verbindung hat funktioniert, erwiderte Scarlett erleichtert, aber immer noch verängstigt.
Wo bist du?, fragte Cassie.
Ich weiß es nicht! Die Jäger halten mich gefangen. Sie foltern mich, prüfen meine Kräfte. Bitte, hilf mir!
Versuch, ruhig zu bleiben, sagte Cassie. Denk gründlich nach: Gibt es irgendeinen Hinweis darauf, wo du bist?
Hilf mir, Cassie. Bitte, beeil dich. Ich denke, sie werden mich bald töten.
Nein! Die Verbindung wurde schwächer. Scarlett, kannst du mich noch hören? Ich verspreche, wir werden dich finden, irgendwie. Scarlett? Hallo? Halt durch, wir werden dich retten!
Erschrocken fuhr Cassie auf. Sie war in ihrem Bett, in ihrem Schlafzimmer, allein. Ihre Mahagonimöbel standen genau da, wo sie immer standen. Und sie konnte ihre Mutter nebenan schnarchen hören. Alles war so, wie es sein sollte. Es war nur ein Traum gewesen. Aber jetzt war sie hellwach.
Sie warf einen Blick auf den Wecker. Drei Uhr morgens. Adam hatte gesagt, sie sollten die Nacht abwarten. Aber was, wenn es nicht nur ein Traum gewesen war, was, wenn sie keine Zeit mehr verlieren durften? Sie musste Adam sofort anrufen.
Zitternd wählte sie seine Nummer. Es dauerte etwas, bis er abnahm, dann platzte sie heraus: » Scarlett ist entführt worden.«
Adam klang verschlafen und verwirrt. » Was?«
» Ich habe es geträumt. Aber es war kein Traum. Sie hat mich um Hilfe gebeten, Adam. Wir haben miteinander kommuniziert.«
» Bist du dir sicher?«
» So sicher wie nie. Es sind die Jäger. Sie haben sie.«
» Okay.« Adam räusperte sich. » Ich werde die anderen anrufen. Wo sollen wir uns treffen?«
» Hinter meinem Haus, draußen auf der Klippe. Wir können es nicht riskieren, meine Mutter
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