Der Maler Gottes
Reitern um den Preis für das Mädchen feilscht. Nachts, in der Scheune, liegt er noch lange wach. Er hat die Hände unter dem Kopf verschränkt, hält die Augen geschlossen. Ganz heiß ist ihm, sein Körper scheint zu glühen. Er hört das Klappern des Mühlrades, das Rauschen des Baches, das raue Lachen der Männer, hört derbe Reden, grobe Scherze, dazwischen Magdalenas Stimme, dann Türenschlagen.
Er denkt an Magdalena, die jetzt wohl in einer der Mühlenkammern ihre Dienste anbietet. Er sieht sie vor sich, sieht die nebelblauen Augen, das fließende Haar, den roten Mund. Er sieht den schlanken Hals und die Ansätze der vollen Brüste. Noch heißer wird ihm dabei. Er nimmt die Arme unter dem Kopf hervor und dreht sich auf die Seite. Zusammengekrümmt wie ein Säugling liegt er da, die Hände fest zwischen die Schenkel gepresst. Seine Phantasie gaukelt ihm Bilder vor, Bilder, die er gleichermaßen herbeisehnt und verwünscht. Er sieht eine Magdalena, die langsam ihr Mieder öffnet, es über die milchweißen Schultern gleiten lässt und ihre Brüste, leicht zitternde Brüste, so zart und weich wie frisch geschlüpfte Küken, darbietet. Matthias spürt die Hitze in seinem Schoß und stöhnt. Fest presst er die Hände gegen sein hartes, schwellendes Glied. Er drückt und presst, will das Begehren erdrücken, doch die Lust ist stärker. Sein Glied drängt durch den groben Stoff des Beinkleides gegen seine Hand, seine Hand gehorcht ihm nicht mehr, sie reibt den Stoff, und noch immer sieht Matthias die weißen Brüste, die von hellen Adern durchzogen sind, vor sich. Er beißt sich auf die Unterlippe, will sich Magdalenas Unschuldsgesicht vor sein inneres Auge holen, doch seine Hände reiben und drücken und pressen alle Unschuld, alle Heiligkeit weg.
Ganz fest kneift Matthias die Augen zusammen, damit die heilige Unschuld ihm wieder erscheint, doch das Gesicht, das ihm die Phantasie vorgaukelt, ist nicht mehr das einer Keuschen, Tugendhaften. Eine Magdalena mit leicht geöffnetem Mund und glühenden Wangen sieht er vor sich, die ihr Kleid langsam über die Schultern gleiten lässt, mit den Händen über ihre Brüste streicht, die davon zum Beben gebracht werden.
Er stöhnt und wirft sich auf die andere Seite, seine Hand schlüpft gegen seinen Willen unter den Hosenlatz, er spürt ein wenig Feuchtigkeit, will die Hand zurückziehen, doch noch immer gehorcht sie nicht, sondern reibt und drückt und presst, bis er sich schließlich mit einem Stöhnen ergießt.
Ein Geräusch, das Öffnen und Schließen des Scheunentores, lassen seine Hände erstarren. Das Phantasiebild löst sich auf, nichts drückt mehr gegen den Stoff des Beinkleides. Ertappt zieht er die Hände hervor, richtet sich auf, um zu sehen, woher das leise Rascheln kommt. Im Schein des Mondlichtes, das durch das undichte Scheunendach fällt, sieht er Magdalena, sieht direkt in ihre Augen, die jetzt ganz dunkel sind, sieht die Erschöpfung in ihrem Gesicht, das nun nicht mehr weiß und unschuldig, sondern fahl und müde aussieht.
Sie kommt zu ihm, lacht leise und sagt: »Du hast dich auf meinen Schlafplatz gelegt. Es ist der wärmste Platz in der ganzen Scheune.« Sie bückt sich und holt hinter einem Pfosten eine Pferdedecke hervor. Wortlos steht Matthias auf, breitet seinen Umhang so auf das Stroh, dass er Platz bietet für zwei, legt die Decke darüber, setzt sich im Schneidersitz darauf. Magdalena setzt sich neben ihn, den Rücken an den Pfeiler gelehnt, so dass ihre Schulter die seine berührt. Eine Zeit lang sitzen sie schweigend nebeneinander, dann fragt Magdalena leise: »Warum schläfst du nicht? Du musst müde sein nach dem langen Weg.«
»Und du?«, fragt Matthias zurück. »Bist du nicht müde?« Magdalena schüttelt den Kopf. »Ich sitze oft in der Nacht hier. Die Gedanken sind heller, wenn es dunkel ist.«
»Woran denkst du?«
Magdalena beugt sich nach vorn, betrachtet sein Gesicht, als wolle sie prüfen, ob er versteht, was sie sagen will, ob er es wert ist, dass sie ihm ihre Gedanken mitteilt. »Ich denke über das Leben nach«, sagt sie einfach. »Ich möchte nicht glauben, dass die Mühle und die Männer hier, dass all die Grobheit und Plattheit, all das Nichtssagende und Fade das Leben sein sollen. Ich träume mir einen Platz voller Licht und Wärme, ein Zuhause voller Blumen und Duft, träume mir Liebe und Farben. Farben, die bis in den letzten Winkel meiner Seele leuchten und mich erheben über all das Grau, all die Trostlosigkeit
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