Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
Vom Netzwerk:
Veranlassung haben, ein amerikanisches Verkehrsflugzeug abzuschießen, und Sie wissen, daß andere die Täter gewesen sind. Sie können Ihren Verdacht nur nicht beweisen. An Ihrer Stelle würde ich mich mal in der eigenen Umgebung umsehen.«
    »Soll das heißen, Sie wissen, wer die Maschine abgeschossen hat?«
    »Nein, ich rate Ihnen nur, sich ein paar einfache Fragen zu stellen. Wer hat am meisten davon profitiert? Wer hat Grund gehabt, so etwas anzuordnen, ohne seine wahre Identität preiszugeben? Die Hintermänner des Anschlags haben viel Geld und gewaltige Ressourcen. Ich schwöre Ihnen, daß wir's nicht gewesen sind. Verzichten die Vereinigten Staaten auf einen Vergeltungsschlag für Heathrow, ist die Sache für uns erledigt.
    Werden wir jedoch wieder angegriffen, müssen wir zurückschlagen. So läuft das Spiel eben.«
    Die Jacht hatte sich der Backbordseite der Fähre bis auf fünfzig Meter genähert. Michael konnte zwei Männer auf der offene n Brücke und einen dritten Mann am Bug erkennen. Er blickte nach links, wo die junge Frau stand, und stellte verblüfft fest, daß ihre Augen erschrocken geweitet waren, während sie eine kleine Pistole aus ihrer Umhängetasche zog. Michael warf sich herum, blickte an Awad vorbei die Reling entlang und sah einen stämmigen, muskulösen Mann, der eine Sturmhaube über seinen Kopf gezogen hatte, mit schußbereitem Revolver auf sie zukommen.
    Michael packte Awad an den Schultern und brüllte: »Runter! In Deckung!«

    Zwei Geschosse durchschlugen Awads Oberkörper und bohrten sich in Michaels schußsichere Weste. Awad brach zusammen. Michael griff in seinen Mantel nach der Browning, aber die Palästinenserin kam ihm zuvor. Sie stand mit gespreizten Beinen da, hielt ihre Pistole mit ausgestreckten Armen im Anschlag, drückte zweimal rasch nacheinander ab und holte den vermummten Attentäter von den Beinen.
    Awad lag an Deck, hatte blutigen Schaum vor den Lippen und starrte zu Michael hoch. Er hob seine rechte Hand und zeigte ihm den Bombenauslöser. Michael hechtete durch die nächste Tür in den Fahrgastraum. Dort stand schon Graham Seymour mit schußbereiter Waffe.
    »Allah akbar!« rief Awad, und seine detonierende Bombe ließ überall Glassplitter regnen. Einige Sekunden lang herrschte fast völlige Stille; dann begannen die Verletzten zu stöhnen und zu schreien.
    Michael rappelte sich auf, rutschte auf Glasscherben aus und stürmte wieder an Deck. Die Wucht der Detonation hatte Awad zerfetzt. Odette, die junge Palästinenserin, lag mit einer stark blutenden Kopfwunde an Deck. Der vermummte Attentäter mußte ebenfalls eine schußsichere Weste getragen haben, denn er hatte es geschafft, von der Fähre zu springen; die Jacht hielt jetzt genau auf ihn zu. Ein Mann steuerte sie von der Brücke aus, die beiden anderen standen auf dem Achterdeck. Michael riß seine Browning hoch und eröffnete das Feuer auf die Jacht.
    Die beiden Männer schossen mit Schnellfeuergewehren zurück.
    Michael ging in Deckung.
    Odette hatte sich hochgestemmt und lehnte mit dem Rücken an der Reling. Ihr Gesicht war ganz ruhig, während die Pistole in ihrer ausgestreckten Hand auf Michael zielte. Er wälzte sich zur Seite, als sie erstmals abdrückte. Der Schuß ging ins Deck, verfehlte ihn knapp. Während Michael hilflos in Deckung zu kriechen versuchte, gab sie zwei weitere Schüsse ab. Plötzlich durchlief ein heftiges Zucken ihren Körper, und sie sackte nach vorn zusammen. Graham Seymour trat mit der Pistole in der Hand an Deck und kniete neben ihr nieder. Er sah zu Michael hinüber und schü ttelte den Kopf.
    Michael sprang auf und stürmte an die Reling. Die Jacht lag gestoppt in der hochgehenden See. Die beiden Männer achtern zogen den Attentäter an Bord. Michael hob die Pistole, aber aus dieser Entfernung konnte er unmöglich treffen; die Fähre war schon über hundert Meter weiter als die Jacht. Als der Attentäter sicher an Bord war, drehte sie ab und verschwand hinter einem Vorhang aus Nebel und Regen.

27
    NEW YORK CITY

    Die Abfertigung im Cornell Hospital hatte eine Fließbandqualität, die Elizabeth aus den Gerichten jeder x-beliebigen Großstadt kannte. Während Klinikpersonal in Kitteln und mit Gesichtsmasken vorbeihuschte, saß sie mit anderen Patientinnen auf einer verkratzten Holzbank vor dem Operationssaal. Die anderen vier Frauen hatten Ehemä nner, die ihnen die Hand hielten; sie musterten Elizabeth, als wäre sie eine alte Jungfer, die beschlossen hatte, mit dem

Weitere Kostenlose Bücher