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Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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erbauten modernen Bürogebäude des Arlingtoner Stadtteils Rosslyn. Michael fand vor einem Lebensmittelgeschäft eine Telefonzelle und wählte rasch seine eigene Nummer.
    Max Lewis meldete sich.
    »Gib mir Elizabeth, schnell!«
    Sekunden später fragte sie: »Michael, was ist passiert?«
    »Sie sind da«, sagte Michael nach Atem ringend. »Oktober hat eben versucht, mich auf dem Mount Vernon Trail zu erschießen. Hör mir jetzt bitte gut zu und tu genau, was ich sage.«

45
    WASHINGTON, D.C.
     
    Elizabeth stürmte in Michaels Arbeitszimmer und riß die Tür des Einbauschranks auf. Der Aktenkoffer lag im obersten Fach, ein brauner, rechteckiger Kasten, der so häßlich war, daß ihn nur der Technische Dienst der Agency entworfen haben konnte. Sie zog Michaels Bürostuhl heran, stieg darauf und holte den Aktenkoffer herunter.
    Max war im Schlafzimmer. Elizabeth setzte sich aufs Bett, zog ihre Cowboystiefel an, ging an den Kleiderschrank und schlüpfte in eine halblange Lederjacke. Aus irgendeinem Grund betrachtete sie ihr Gesicht im Spiegel und fuhr mit einer Hand durch ihr ungekämmtes Haar.
    Max starrte sie an und sagte: »Verdammt noch mal, Elizabeth! Was geht hier eigentlich vor?«
    Elizabeth zwang sich zur Ruhe. »Ich kann dir jetzt nicht alles erklären, Max, aber vorhin hat ein Mann versucht, Michael beim Joggen zu ermorden. Michael glaubt, daß er jetzt hierher unterwegs ist, und will, daß wir sofort verschwinden.«
    Max zeigte auf den braunen Aktenkoffer. »Und was ist das?«
    »Ein sogenannter Jib«, sagte sie. »Wie er funktioniert, erkläre ich dir später. Aber im Augenblick brauche ich deine Hilfe.«
    »Für dich tue ich alles, Elizabeth. Das weißt du.«
    »Hör mir jetzt gut zu, Max«, sagte sie und nahm seine Hand.
    »Wir gehen jetzt ganz ruhig und gelassen aus dem Haus und steigen in meinen Wagen.«
    Zwei Minuten nach ihrem Telefongespräch mit Delaroche sah Astrid Vogel, wie die Haustür der Osbournes aufging und zwei Personen in die Dezembersonne traten. Die Frau war Elizabeth Osbourne - Astrid erkannte sie von dem Foto in Delaroches Dossier -, und ihr Begleiter war ein mittelgroßer schlanker Weißer. Die Frau trug einen braunen Aktenkoffer, der Mann nichts. Sie stiegen in einen silbergrauen Mercedes der E-Klasse - die Frau auf der Beifahrerseite, der Mann setzte sich hinters Steuer - und fuhren los.
    Astrid überlegte. Delaroche hatte gesagt, sie solle hier auf ihn warten; sie würden zusammen ins Haus eindringen und die Frau als Geisel nehmen. Aber das ging nicht, wenn die Frau weg war.
    Sie beschloß, den beiden zu folgen und Delaroche telefonisch auf dem laufenden zu halten.
    Astrid startete den Range Rover und folgte dem Mercedes.
    Sie tippte Delaroches Kurzwahlnummer ein und informierte ihn über die neueste Entwicklung.
    »Er ist hier!« brüllte Michael ins Telefon.
    »Wer ist hier?« fragte Adrian Carter.
    »Oktober ist hier. Er hat eben versucht, mich auf dem Mount Vernon Trail zu ermorden.«
    »Weißt du das bestimmt?«
    »Adrian, was soll diese Scheißfrage? Natürlich weiß ich das bestimmt!«
    »Wo bist du?«
    »Rosslyn.«
    »Sag mir deinen Standort. Ich schicke ein Team hin, das dich abholt.«
    Michael sah sich nach einem Straßenschild um und gab Carter seinen Standort an.
    »Wo ist Elizabeth? Ich lasse sie auch abholen.«
    »Sie ist nicht mehr zu Hause. Ich habe sie angerufen und ihr gesagt, sie müsse sofort das Haus verlassen.«
    »Warum das denn?«
    »Weil Oktober und Astrid Vogel in dieser Sache zusammenarbeiten. Sie ist wahrscheinlich auch hier. Wäre Elizabeth noch im Haus, wäre die Vogel rein und hätte sie sich geschnappt. Davon bin ich überzeugt.«
    »Was hast du vor?«
    Michael sagte es ihm.
    »O Gott! Wer ist der Fahrer?«
    »Ihr Sekretär. Ein junger Mann namens Max Lewis.«
    »Verdammt noch mal, Michael! Weißt du, was Oktober mit ihm macht, wenn er das merkt?«
    »Halt die Klappe, Adrian. Sorg einfach dafür, daß ich bald abgeholt werde.«
    Elizabeth klappte die Sonnenblende herunter und sah in den Schminkspiegel. Der schwarze Range Rover mit einer Frau am Steuer war hinter ihnen; sie telefonierte.
    »Vor wem flüchten wir eigentlich?« fragte Max.
    »Das würdest du mir nicht glauben.«
    »Inzwischen glaube ich fast alles.«
    »Sie heißt Astrid Vogel und ist eine Terroristin der Rote-Armee-Fraktion.«
    »Jesus!«
    »Bieg links ab und fahr normal weiter.«
    Max bog nach links auf die M Street ab. An der 31st Street sprang die Ampel von Grün auf Gelb, als er

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