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Der Mann aus dem Dschungel

Der Mann aus dem Dschungel

Titel: Der Mann aus dem Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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zählten nicht. Wenn sie nicht von einem wilden Mann entführt worden wäre, wenn sie nicht gerade um Leib und Leben rennen würde, wenn all ihre Probleme für einen Augenblick verschwinden könnten, dann könnte sie glücklich und zufrieden hier sitzen und zusehen, wie das Meer ihre nackten Füße umspülte. Vielleicht hing sie doch nicht so sehr an der Stadt, wie sie insgeheim glaubte.
    Die Nacht war schon hereingebrochen, als John unvermittelt neben ihr stand. Er griff nach ihrer Hand und zog sie nach oben. Ihr Herz pochte aufgeregt. Vielleicht hatte er ihnen im Dschungel eine kleine Hütte gebaut, mit einem süßen, wohlduftenden Bett aus Blättern und Blüten. Gleich würde er sie dort hinführen, und dann würde er sie küssen…
    Angewidert schüttelte sie den Kopf. Deine wilden
    Dschungel-Fantasien sind einfach scheußlich, schalt sie sich.
    Er ließ ihre Hand los und lief wieder den Strand hinunter.
    Dieses Mal folgte sie ihm. Sie fragte sich, welche
    Überraschung er wohl für sie vorbereitet hatte.
    Als sie eine kleine Landzunge betraten, verwandelte sich ihre nervöse Vorahnung in pures Entsetzen.
    Vor ihr stand ein Flugzeug.

11. KAPITEL
    In blinder Panik wollte Libby davonlaufen, zurück zum Strand, weg von John. Aber er hielt sie an der Hüfte fest, klemmte sie sich kurzerhand unter den Arm und brachte sie zum Flugzeug zurück. Es war sogar noch kleiner als das schmale Flugzeug, das sie auf diese gottverdammte Insel gebracht hatte. Um nichts in der Welt würde sie in diese Kiste hineinsteigen. Die rückwärtige Tür stand offen. John stieß sie hinein. Sie schlug nach ihm und schrie ihn an. Vergeblich. Er war zu groß, zu stark, zu unverwundbar. Mit einem Griff umfasste er ihre Handgelenke. Bevor sie wusste, wie ihr geschah, hatte er sie mit einem Stück Klebeband gefesselt.
    Dann drehte er sie herum und wickelte ebenfalls ihre Fußgelenke ein. Zum Schluss verklebte er ihr den Mund, um ihre wütenden und verzweifelten Schreie zu ersticken.
    Er schloss die Tür. Sie blieb in der Dunkelheit zurück.
    Panische Angst stieg in ihr hoch und raubte ihr fast den Atem.
    Hilflos mobilisierte sie alle Kräfte, um sich zu befreien.
    Vergeblich.
    Die Tür zum Cockpit öffnete sich. Sie konnte aber weder etwas sehen noch etwas hören. Jedenfalls keine menschlichen Stimmen. Das Geräusch des aufheulenden Motors drang an ihr Ohr. Ihre Angst stieg ins Unermessliche. Wer um Himmels willen würde die Maschine fliegen?
    Sie war auf den Start nicht vorbereitet. Als das Flugzeug losrollte, fiel sie rückwärts gegen eine harte Wand und stieß sich den Kopf. Gerade als sie sich auf die Knie setzen wollte, stieg das Flugzeug auf in den Nachthimmel. Sie fiel auf den Boden zurück und blieb liegen, gefesselt, ein Häuflein Angst.
    Als sie wieder erwachte, landeten sie unsanft auf einer harten Piste. Das dröhnende Maschinengeräusch erstarb.
    Lautlos rollten sie ein Stück. Sie konnte das Buschwerk unter den Rädern knacken hören. Dann blieb die Maschine stehen.
    Um sie herum war alles still.
    Sie hörte, wie er um die Maschine herumging und
    schließlich bei der Tür des Gepäckraums ankam.
    Offensichtlich hatte er keine Eile, sie freizulassen. Sie kannte den Grund. Vielleicht war er jetzt völlig verrückt geworden und überließ sie ihrem Schicksal. Zumindest für diese Nacht.
    Wie immer unterschätzte sie ihn. Die Tür glitt zur Seite. Sie blickte in die schwarze Nacht. Nur ein paar Sterne leuchteten am Himmel.
    Und John, der wilde Mann ohne Sprache und Stimme, John, die fehlende Verbindung, sagte: "Hast du dich inzwischen beruhigt?"
    Zugegeben, es klang, als ob er seine Sprache gerade eben erst wieder gefunden hätte. Ihre ursprüngliche Vermutung war richtig gewesen. Die Schlinge, die ihm die Russen um den Hals gelegt hatten, hatte seine Stimmbänder gequetscht. Seine Stimme klang noch immer wie grobes Sandpapier auf einem Holzklotz. Rau und rissig. Und er sprach mit australischem Akzent.
    Sie wollte sich aufrichten, bezweifelte aber, dass es ihr gelingen würde, ohne erneut vornüber zu kippen. In der Gegenwart dieses Mannes hatte sie sich schon genügend bloßgestellt. Er kletterte ins Flugzeug und entfernte das Klebeband von ihrem Mund.
    Freundlichkeit hatte sie zwar nicht erwartet, aber die unsanfte Entfernung des Klebebandes ließ sie wirklich wütend werden. Er drehte sie herum, so dass sie ihm den Rücken zuwandte. Dann entfernte er das Klebeband von ihren Hand-und von ihren Fußgelenken. Mit dem Schweizermesser,

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