Der Mann aus dem Dschungel
er musste gleich alles auf eine Karte setzen, anstatt auf ihr ängstliches Verhalten Rücksicht zu nehmen, von ihrer Verletzbarkeit ganz zu schweigen. Er hatte Sex mit ihr gehabt, bevor er sich auch nur ein Mal mit ihr unterhalten hatte. Heißen,
leidenschaftlichen Sex, obwohl sie der Typ war, der auf Rosen gebettet werden wollte. Er brauchte dringend jemanden, der ihm kräftig in den Hintern trat.
Er achtete darauf, dass sie ihn nicht sehen konnte, als er sich unter dem Wasserfall wusch. Anschließend zog er seine Shorts an. Ihre nassen Kleider lagen zusammengeknüllt auf dem Felsen. Er hob sie auf, durchsuchte die Hosentaschen und fand ein Schweizermesser. Zufrieden steckte er es ein. Dann legte er ihre Kleider in die Sonne, damit sie schneller trockneten.
Der hübsche kleine BH lag obenauf. Mit zärtlicher Geste strich er mit der Hand über den Stoff. Wie aus Versehen ließ er ihn ins Wasser fallen. Die Strömung erfasste ihn und riss ihn mit sich. Er machte keine Anstalten, ihn zurückzuholen.
Libby schämte sich abgrundtief. Kein Wasser der Welt konnte sie von diesem Gefühl reinwaschen. Was in Gottes Namen war über sie gekommen? Niemals in ihrem Leben war ihr etwas Ähnliches passiert. Mit einem Fremden. Der einem wilden Tier ähnlicher war als einem Menschen. Im Grunde hatte sie ihn dazu gezwungen, obwohl er keine Einwände erhoben hatte. Die Erinnerung an seine kräftigen Muskeln schoss ihr durch den Kopf.
Sie hatte Sex gebraucht - das erste Mal in ihrem Leben hatte sie wirklich einen Mann gewollt, und sie hatte sich den genommen, der gerade zu haben war.
Natürlich ignorierte sie die Tatsache, dass er seit ihrer ersten Begegnung Gegenstand ihrer wilden Fantasien war. Er war nicht irgendein Fremder, dem sie sich an den Hals geworfen hatte. Seit Tagen hatten sich ihre Sinne gespannt auf ihn und seinen Körper gerichtet. Sie hatte sich ihm nicht aus Angst hingegeben. Es gab nur einen Ausdruck dafür: Sie wollte ihn, genau ihn. Er hatte sie durch den Dschungel geführt, er hatte sie beschützt. Und irgendein ursprüngliches Verlangen in ihr wollte diesen Schutz garantiert wissen. Sie wollte begehrt werden. Es sollte ihm nicht leicht fallen, sie gehen zu lassen.
Sie schwamm ans andere Ende der Lagune und zog sich an einer Wurzel aus dem Wasser. Er achtete nicht auf sie, sondern lag ausgestreckt unter einem Baum, der in der Nähe stand. Eilig lief sie zu ihrer Kleidung.
Glücklicherweise war sie fast trocken. Hastig zog sie sich an und musste feststellen, dass ihr BH verschwunden war. Sie durchsuchte die Büsche, konnte ihn aber nicht finden. Leise fluchend zog sie sich ihr T-Shirt auf die nackte Haut. Es war tatsächlich bequemer, aber trotzdem gefiel ihr der Gedanke nicht, ohne BH durch den Dschungel zu laufen.
Als sie sich umdrehte, war John aufgestanden. Sie spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Johns Gesichtsausdruck wirkte regungslos wie immer. Als ob er ihre Anwesenheit kaum wahrnahm. Offensichtlich bedeutete ihm der
Augenblick in der Höhle rein gar nichts.
Das konnte sie wenigstens hoffen. Sie versuchte, tapfer zu lächeln, aber es gelang ihr nicht. "Es tut mir Leid. Ich hätte das nicht tun sollen. Ich komme mir ziemlich dumm vor, weißt du. Nein, das weißt du natürlich nicht. Kommt aber aufs Gleiche raus - es ist mir einfach peinlich."
Sie schlüpfte mit den Füßen in die Sandalen, als sie bemerkte, dass er auf sie zukam. Beinahe erleichtert registrierte sie, dass es wahrscheinlich nicht um Sex ging. Er hielt ein Messer in der Hand. Ihr Messer. Und er kam direkt auf sie zu.
"Was hast du vor?" fragte sie mit zitternder Stimme. "Ich gebe gern zu, dass es kein guter Sex war. Aber deswegen musst du doch nicht gleich…"
Er hielt den Ärmel ihres T-Shirts in der Hand. Sie jaulte auf, als er das Messer ansetzte und den Ärmel kurzerhand abschnitt. Einen Moment später fiel auch der zweite Ärmel zu Boden.
"Oh", brachte sie verständnislos hervor. "Danke schön."
Er kniete vor ihr auf den Boden. Sie hielt ganz still, als er die untere Hälfte ihrer Khaki-Hose so weit abschnitt, bis sie in Shorts vor ihm stand.
Dann setzte er seinen Weg in den Dschungel fort.
Offensichtlich erwartete er, dass sie ihm folgte. Einen kurzen Augenblick überlegte sie. Aber sie wusste nur zu gut, dass sie ohne John nicht die geringste Überlebenschance hatte, und rannte ihm schleunigst nach. "Du hättest wenigstens auf mich warten können", keuchte sie, als sie ihn erreicht hatte. "Es war falsch, dass
Weitere Kostenlose Bücher