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Der Mann aus Israel (German Edition)

Der Mann aus Israel (German Edition)

Titel: Der Mann aus Israel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Jardas
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Passivität mit einem Schlag aufholen. Und mein Sohn war ihr
Werkzeug.“
    Ich versuche mir, diese Frau vorzustellen, wie sie dem
jungen Raffael die Hölle heiß gemacht hat. Was hat er gesagt wild und schön ?
Ich kann mir kein Bild von dieser Frau machen. Es gibt hier so unendliche viele
Frauen, die schön sind und wild, dunkelhaarig mit schwarzen Augen, die locken
und mit Bewegungen, die verführerisch aufreizend wirken. Das allein kann es
doch nicht gewesen sein.
    „Und dann?“ frage ich.
    „Ich hatte Raffael ein kleines Haus geschenkt. In der Nähe
von Tel Aviv, wo er an irgendeiner geheimen Armeesache arbeitete. Er hat nie
gesagt, was er dort trieb, und ich habe nicht gefragt. Ich nehme an,
Waffenforschung oder so etwas. Na schön, dachte ich, hat er halt die Militärlaufbahn
gewählt. Mir war dieser waffenstrotzende Patriotismus immer unheimlich, aber
ich hatte den Einfluss auf meinen Ältesten schon verloren.“ Ich kann mir
denken, wie traurig Otto Guttmann über diesen Bruch in der Familientradition
war. Ich kenne das von den Toblers. Jeder älteste Tobler-Sohn muss Jurist
werden, ob er sich eignet oder nicht. Meine Söhne werden die Berufe lernen
dürfen, die sie wollen, schwöre ich mir, und ich werde sie verteidigen gegen
die magna charta der toblerschen Traditionen.
    „Jedenfalls überschrieb Raffael das Haus seiner Frau. Ich
erfuhr erst davon, als sie ihn schon verlassen hatte, hinausgeschmissen aus
seinem eigenen Haus.“ Er streicht sich mit der Hand über das Kinn. „Ich
weigerte mich, für die Schulden der Dame aufzukommen, die sie ihm hinterließ,
verwies ihn auf seine Blödheit. Also musste Raffael jahrelang selbst seine
Vergangenheit abzahlen. Er begann damals, sich wie hinter einen elektrisch
geladenen Stacheldraht zurückzuziehen, wurde unzugänglich und abweisend,
manchmal wirkte er geradezu gefährlich. Die Dame hat tiefe Wunden und noch mehr
Bitterkeit in ihm zurückgelassen. Er hat in dieser Zeit seinen zauberhaften
Charme verloren. Nur Miki kannte das geheime Schlupfloch zum Herzen des
Bruders. Ich nicht. Hannah auch nicht.“
    Eine halbe Ewigkeit her, sinniere ich. Der arme Wurm ,
sein Enkel muss inzwischen Mitte Zwanzig sein. Ich frage nach ihm.
    „Sie nahm ihn mit. Natürlich. Durch die halbe Welt hat sie
ihn geschleift, bis er ihr lästig wurde.Ihr „Neuer“ war angeblich
Diplomat. Mich würde es nicht wundern, wenn sie beide beim Geheimdienst
gelandet sind. Eines Tages hat sie Sami einfach bei Raffael abgesetzt.“ Jetzt
ist es Otto Guttmann, dessen Blicke im Zimmer herumwandern. Er liebkost die
Buddhas mit den Augen. Das künstliche Licht steht den kleinen Figuren besser
als der Sonnenschein. Weich beleuchtet stehen sie geheimnisvoll auf ihren
Konsolen, das abgeblätterte Gold auf ihren Häuptern glitzert. Sie sehen aus,
als bewegten sie sich leicht. Ist dies die Stunde ihrer Meditation? „In dieser
Zeit habe ich viele Skulpturen gekauft. Langsam, langsam färbte ihre Ruhe und
ihr Gleichmut auch auf mich ab, und ich gewöhnte mich an das Unabänderliche.“
    „Was ist aus Sami geworden?“ frage ich.
    „Er studiert in Boston. Medizin. Großvater zahlt. Für was
soll ein Großvater sonst auch taugen?“
    Draußen ist es schon ganz dunkel. Otto Guttmann steht auf
und zieht die dicken roten Vorhänge zu. Er setzt sich wieder auf seinen Sessel
und schlägt die Beine übereinander.
    „Jetzt müssen Sie aber auch noch den Rest der tristen
Geschichte hören.“ sagt er. Fast platze ich heraus und sage, ja gerne. Aber da
redet er schon weiter.
    „Nach der Scheidung war Raffael mit nichts anderem mehr
beschäftigt, als möglichst viele Frauen aufs Kreuz zu legen.“ Er zieht die
Augenbrauen hoch. „Verzeihen Sie den Ausdruck, meine Liebe, aber er passt als
einziger. Mehr war es nicht. Die chasse aux femmes kann ja durchaus
etwas Heiteres an sich haben, wenn Vergnügen und Spaß damit verbunden sind. Am
besten für beide, nicht wahr?“ Er lächelt mich verheißungsvoll an. Er war
sicher auch kein Kostverächter, das kann ich mir denken. „Aber bei Raffi fehlte
das herrlich Vergnügliche, der Esprit. Er behandelte die Frauen schlecht, ließ
sie sitzen und suchte neue. Er tat ihnen weh. Ich habe ihm einmal an den Kopf
geworfen, dass er wohl einen neuen Weltrekord in Primitivität aufstellen
möchte, mit genauer Liste der verheizten Weiber und zugeordneten Prädikaten
ihrer Dienste.“ Ich staune, wie deftig Otto Guttmann, dieser vornehme, disziplinierte
Mann sein kann. „Er

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