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Der Mann Aus St. Petersburg: Roman

Der Mann Aus St. Petersburg: Roman

Titel: Der Mann Aus St. Petersburg: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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sie?«
    »Achtzehn.«
    »Alt genug, um zu wissen, was sie tut. Alex ist also derjenige, auf den Sie es abgesehen haben?«
    Felix nickte.
    »Was ist er?«
    »Ein russischer Fürst.«
    »Dann verdient er den Tod.«
    »Er treibt Rußland in den Krieg.«
    Bridget nickte. »Und Sie ziehen Charlotte da hinein.«
    »Finden Sie, daß ich Unrecht tue?«
    Sie gab ihm den Brief zurück und wirkte verärgert. »Immer noch unsicher, was?«
    »Die Politik ist nun einmal so.«
    »Und das Leben ist nun einmal auch so.«
    Felix zerriß den Umschlag und warf die Fetzen in den Papierkorb. Er wollte mit dem Brief dasselbe tun, konnte sich aber nicht dazu überwinden. Wenn alles vorüber ist, überlegte er, wird das vielleicht das einzige sein, was mich an sie erinnert. Er faltete die beiden Bogen zusammen und steckte sie in seine Jackentasche. Dann erhob er sich. »Ich muß noch einen Zug erreichen.«
    »Soll ich Ihnen ein Sandwich für die Reise machen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, danke, ich habe keinen Hunger.«
    »Haben Sie Geld für die Fahrkarte?«
    »Ja, dafür reicht es noch.«
    Sie fuhr mit der Hand in ihre Schürzentasche und nahm ein Zwanzigshillingstück heraus. »Da, nehmen Sie und kaufen Sie sich eine Tasse Tee.«
    »Das ist aber viel Geld.«
    »Diese Woche kann ich es mir leisten. Hinaus mit Ihnen, bevor ich es mir anders überlege.«
    Felix nahm die Münze und gab ihr einen Abschiedskuß.
    »Sie sind sehr lieb zu mir gewesen.«
    »Ich tue es nicht für Sie, sondern für meinen Sean. Gott gebe seiner frohen Seele Ruhe.«
    »Leben Sie wohl.«
    »Viel Glück, mein Junge.«
    Felix ging hinaus.
    *
    Waiden war in optimistischer Stimmung, als er das Admiralitätsgebäude betrat. Er hatte sein Versprechen gehalten und Konstantinopel an Alex verkauft. Am vorigen Nachmittag hatte Alex ein Telegramm an den Zaren geschickt und ihm empfohlen, das britische Angebot zu akzeptieren. Waiden war zuversichtlich. Der Zar würde bestimmt dem Rat seines Lieblingsneffen folgen, besonders jetzt, nach dem Mord in Sarajewo. Er war allerdings nicht so sicher, daß Lloyd George sich dem Willen Asquiths beugen würde.
    Er wurde in das Büro des Marineministers geführt. Churchill sprang von seinem Stuhl auf, kam um den Schreibtisch herum, um Waiden die Hand zu schütteln.
    »Wir haben Lloyd George überredet«, sagte er triumphierend.
    »Das ist ja herrlich«, erwiderte Waiden. »Und ich habe Orlow überredet.«
    »Ich wußte, daß es Ihnen gelingen würde. Nehmen Sie Platz.«
    Ich hätte mir gleich denken sollen, daß hier kein Dank zu erwarten war, dachte Waiden. Aber heute konnte sogar Churchill seine gute Laune nicht verbergen. Waiden saß auf einem Ledersessel, blickte sich im Zimmer um, schaute auf die Karten an den Wänden und blätterte in den Memoranden auf dem Schreibtisch. »Wir können jeden Augenblick eine Nachricht aus St. Petersburg erhalten«, sagte er.
    »Die Russische Gesandtschaft wird Ihnen unverzüglich eine schriftliche Mitteilung senden.«
    »Je eher, desto besser«, bemerkte Churchill. »Graf Hoyos ist in Berlin gewesen. Wie unser Geheimdienst berichtet, hat er dem Kaiser einen Brief mit der Anfrage überreicht, ob Deutschland bereit sei, Österreich in einem Krieg gegen Serbien zu unterstützen. Und unser Geheimdienst kennt auch bereits die Antwort. Sie lautet: Ja.«
    »Die Deutschen wollen doch nicht gegen Serbien kämpfen .« »Nein«, unterbrach ihn Churchill, »sie brauchen nur einen Vorwand, um in Frankreich einzumarschieren. Sowie Deutschland mobil macht, wird auch Frankreich mobil machen, und damit haben die Deutschen einer Anlaß, in Frankreich einzufallen. Jetzt gibt es kein Halt mehr.«
    »Ist das alles den Russen bekannt?«
    »Wir haben sie entsprechend informiert. Hoffentlich glauben sie uns.«
    »Kann denn nichts getan werden, um den Frieden zu erhalten?«
    »Alles wird getan«, erklärte Churchill. »Sir Edward Grey arbeitet Tag und Nacht, und unsere Gesandten in Berlin, Paris, Wien und St. Petersburg tun das gleiche. Sogar der König schickt ein Telegramm nach dem anderen an seine lieben Vettern Kaiser ›Willy‹ und Zar ›Nicky‹. Es wird alles nichts nützen.«
    Es klopfte an der Tür, und ein junger Sekretär mit einem Papier in der Hand trat ein. »Eine Mitteilung vom russischen Gesandten, Sir«, sagte er.
    Waiden wartete gespannt.
    Churchill warf einen Blick auf das Papier und schaute triumphierend auf. »Sie haben angenommen.«
    Waiden strahlte. »Donnerwetter, jetzt bin ich aber froh!«
    Der

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