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Der Mann Aus St. Petersburg: Roman

Der Mann Aus St. Petersburg: Roman

Titel: Der Mann Aus St. Petersburg: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Angst, sie könne stürzen. Aber sie schaffte es mit Leichtigkeit.
    Felix tat es ihr nach.
    »Jetzt sind wir außer Sicht«, sagte Charlotte.
    Felix blickte sich um. Sie hatte recht. Man konnte sie von unten nicht sehen. Er entspannte sich ein bißchen.
    »Waiden Hall hat eine Dachfläche von sechzehntausend Quadratmetern«, erklärte ihm Charlotte.
    »Sechzehntausend Quadratmeter! Die meisten russischen Bauern haben nicht einmal so viel Land.«
    Es war ein imponierender Anblick. In alle Richtungen erstreckten sich Dächer in jeder Größe und Länge und mit jeder Art von Belag. Überall gab es Leitern und Pfade, so daß man sich bewegen konnte, ohne auf die Schieferplatten und Ziegel zu treten. Das Regenrinnensystem war so kompliziert wie das Labyrinth der Leitungsrohre in der Ölraffinerie, die Felix einst in Batum gesehen hatte. »Das Haus ist wirklich sehr groß«, sagte er.
    Charlotte stand auf. »Folgen Sie mir.«
    Sie führte ihn über eine Leiter zum nächsten Dach, einen Plankenweg entlang, dann eine kurze Holztreppe hinauf, die an einer kleinen viereckigen Tür in der Mauer endete. Sie erklärte: »Früher ist man vermutlich von hier aus auf die Dächer gelangt, wenn man Reparaturen ausführen wollte. Aber inzwischen ist die Tür in Vergessenheit geraten.«
    Felix folgte ihr dankbar in die schützende Dunkelheit.

    Lydia lieh sich von ihrem Schwager George ein Auto mit Chauffeur aus und verließ London in den frühen Morgenstunden, nach einer schlaflosen Nacht. Der Wagen bog um neun Uhr in die Auffahrt nach Waiden Hall ein, und sie war überrascht, als sie vor dem Haus und über den ganzen Park verteilt Hunderte von Polizisten, Dutzende von Fahrzeugen und ganze Meuten von Hunden erblickte. Georges Chauffeur kurvte den Wagen durch die Menge zur Südfassade des Hauses. Auf dem Rasen stand ein riesiger Teekessel, und die Polizisten standen Schlange mit einer Tasse in der Hand. Pritchard kam gerade mit einem gewaltigen Tablett vorbei, auf dem sich Berge von Sandwiches türmten; er sah überfordert aus, so daß er nicht einmal die Ankunft seiner Herrin bemerkte. Auf der Terrasse stand ein großer Tisch, an dem Stephen und Sir Arthur Langley saßen, die den im Halbkreis vor ihnen stehenden Polizeioffizieren Instruktionen erteilten. Lydia trat zu ihnen. Sir Arthur hatte eine Geländekarte vor sich liegen. Sie hörte ihn sagen: »Jeder Gruppe wird ein ortsansässiger Mann zugeteilt, der sich genau in der Gegend auskennt, und ein Motorradfahrer, der jede Stunde hierher zurückkehrt und uns über die gemachten Fortschritte Bericht erstattet.« Stephen blickte auf, sah Lydia, verließ die Gruppe und kam auf sie zu.
    »Guten Morgen, meine Liebe, das ist aber eine angenehme Überraschung! Wie bist du hierhergekommen?«
    »Ich habe mir Georges Wagen ausgeliehen. Was ist los?«
    »Eine Suchaktion.«
    »Oh.« Hatte Felix bei einer so großen Zahl von Leuten, die nach ihm suchten, überhaupt eine Chance zu entkommen?
    Stephen sagte: »Ich hätte es allerdings lieber gesehen, wenn du in der Stadt geblieben wärst. Dort hätte ich dich wenigstens in Sicherheit gewußt.«
    »Und ich hätte mich jede Minute gefragt, ob nicht eine böse Nachricht unterwegs ist.« Was wäre überhaupt eine gute Nachricht? sinnierte sie. Vielleicht, wenn Felix einfach aufgeben und verschwinden würde. Aber das wird er bestimmt nicht tun. Sie blickte ihren Mann forschend an. Wie immer bewahrte er Haltung, aber man sah ihm seine Müdigkeit und Gespanntheit an. Der arme Stephen: Zuerst betrügt ihn seine Frau, und jetzt auch noch seine Tochter. Von einem plötzlichen Schuldgefühl bewegt, streckte sie die Hand aus und fuhr ihm zärtlich über das Gesicht.
    »Verausgabe dich nicht zu sehr«, sagte sie.
    Ein Pfiff ertönte. Die Polizisten tranken hastig ihren Tee aus, stopften sich die Reste ihrer Sandwiches in den Mund, setzten sich die Helme auf und bildeten sechs Gruppen, die sich jeweils um einen Truppführer scharten. Lydia und Stephen schauten zu. Befehle wurden geschrien, weitere Pfiffe ertönten. Endlich begannen sie abzumarschieren. Die erste Gruppe ging in südliche Richtung, durchkämmte den Park und dann den Wald. Zwei weitere zogen nach Westen, den Weiden zu. Die restlichen drei Gruppen begaben sich auf die Straße.
    Lydia blickte auf ihren Rasen. Er sah aus wie nach einem Schulausflug, wenn die Kinder nach Hause gegangen sind. Mrs. Braithwaite begann die Aufräumungsarbeiten zu organisieren und machte dabei ein leidendes Gesicht. Lydia

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