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Der Mann, der sich in Luft auflöste

Der Mann, der sich in Luft auflöste

Titel: Der Mann, der sich in Luft auflöste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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sie. Er dachte scharf nach. Eine Etage höher gab es einen Nachtclub mit Jazzmusik, aber er verabscheute diese Art von Lokalen mit solcher Inbrunst, dass nur dringende dienstliche Angelegenheiten ihn dazu bewegen konnten, sie zu besuchen. Womöglich war das hier eine solche?
    »Wie kommst du nach Hause?«, fragte er. »Mit dem Schiff?«
    »Nein, das letzte ist schon weg. Ich nehme die Straßenbahn, die Haltestelle ist hier vor der Tür. Das geht auch schneller.« Er überlegte noch immer. Die Situation war in ihrer Einfachheit ziemlich kompliziert. Warum, wusste er nicht. Er entschied sich, nichts zu sagen und nichts zu tun. Die Musiker verbeugten sich gemessen und verließen die Bühne. Sie schaute erneut auf die Uhr. »Am besten gehe ich jetzt«, sagte sie.
    Im Foyer verneigte sich der Nachtportier. Der Türsteher half ihnen würdevoll durch die Drehtür hinaus. Sie standen auf dem Gehsteig, allein in der warmen Nachtluft. Ari Boeck bewegte sich einen halben Schritt, sodass sie ihm nun schräg gegenüberstand, ganz dicht, das rechte Bein zwischen seinen Knien. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Er spürte ganz deutlich ihre Brüste, ihren Bauch, ihren Unterleib und ihre Schenkel durch den Stoff. Sie reichte mit knapper Not zu ihm hinauf. »Meine Güte, was bist du groß!«, sagte sie. Sie machte eine kleine, geschmeidige Bewegung und stand wieder fest auf dem Boden, einige Zentimeter von ihm entfernt.
    »Danke für den Abend«, sagte sie. »Und bis bald.«
    Sie ging. Drehte den Kopf. Winkte mit der Rechten. Das Einkaufsnetz mit dem Badezeug schlenkerte ihr gegen das linke Bein.
    »Bis bald«, murmelte Martin Beck.
    Er kehrte ins Foyer zurück, holte den Schlüssel und ging auf sein Zimmer. Dort war es stickig, und er öffnete sofort das Fenster. Zog Hemd und Schuhe aus, ging ins Badezimmer und wusch sich Gesicht und Oberkörper mit kaltem Wasser. Er kam sich so idiotisch vor wie schon lange nicht mehr. »Ich bin wohl nicht ganz bei Trost«, sagte er. »Nur gut, dass mich niemand sieht!«
    In diesem Augenblick klopfte es an der Tür, ganz leicht. Die Klinke wurde heruntergedrückt, und Ari Boeck trat ein. »Ich bin vorbeigeschlichen«, sagte sie. »Es hat mich niemand gesehen.«
    Sie zog schnell und leise die Tür zu, machte zwei Schritte ins Zimmer, ließ das Einkaufsnetz zu Boden fallen und schlüpfte aus den Sandalen. Er starrte sie an. Sie hatte jetzt einen anderen Blick, ihre Augen waren matt, wie mit einem Schleier überzogen. Sie kreuzte die Arme, bückte sich, ergriff mit beiden Händen den Saum ihres Kleides und zog es mit einer raschen, geschmeidigen Bewegung hoch. Sie trug nichts darunter. Was an sich nicht sonderlich überraschend war. Offenbar sonnte sie sich immer im selben Bikini, denn auf Brust und Unterleib zeichneten sich scharf begrenzte Felder ab, die im Kontrast zur sonst dunkelbraunen Haut schneeweiß wirkten. Ihre Brüste waren ebenmäßig, weiß und rund, die Brustwarzen groß, hellrot und zylindrisch, wie feste Seezeichen. Der Haarbusch, der sich von den Leisten nach oben ausbreitete, war tiefschwarz und ebenfalls scharf abgegrenzt, ein in den rechteckigen weißen Hautstreifen gemaltes Dreieck, das diesen zu einem beträchtlichen Teil ausfüllte. Die Schamhaare waren kraus und dicht und standen wie elektrisiert ab. Die Brustwarzenhöfe waren kreisrund und hellbraun. Sie sah aus wie eine kolorierte geometrische Strichzeichnung.
    Die deprimierenden Jahre beim Sittendezernat hatten Martin Beck gegen solche Provokationen immun gemacht. Und selbst wenn es vielleicht gar keine Provokation im eigentlichen Sinne war, konnte er mit dieser Situation viel leichter umgehen als mit der, die ihn vor einer halben Stunde im Restaurant so irritiert hatte. Noch bevor sie das Kleid ganz über den Kopf ziehen konnte, legte er ihr die Hand auf die Schulter und sagte: »Augenblick.«
    Sie ließ das Kleid ein wenig sinken und sah ihn über den Saum hinweg aus wässrigen braunen Augen an, die nichts erfassten oder verstanden.
    Sie hatte den linken Arm schon aus dem Kleid gezogen, streckte ihn aus, ergriff seine rechte Hand und führte sie langsam zwischen ihre Schenkel.
    Ihr Geschlechtsorgan war angeschwollen und offen. Vaginalsekret lief ihm über die Finger.
    »Fühl mal«, sagte sie mit einer Art Hilflosigkeit weit jenseits von Gut und Böse.
    Martin Beck machte sich los, streckte den Arm aus, stieß die Tür zum Hotelflur auf und sagte in seinem besten Schuldeutsch: »Bitte ziehen Sie sich

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