Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)
etwas ausarbeiten«, sagte Tom.
»Haben Sie eine Auswahl von Pressemeldungen über die Bildung des Komitees?«
»Ja.«
»Voraussichtlicher Etat?«
»Noch nichts«, sagte Tom. »Darüber haben wir noch nicht gesprochen.«
»Noch nicht gesprochen! Ist Ihnen schon einmal in den Sinn gekommen, dass jemand fragen könnte, was die ganze Sache kosten wird? Was soll Mr Hopkins denn sagen: ›Leider haben wir daran noch gar nicht gedacht‹?«
»Ich werde Kostenschätzungen zusammenstellen«, sagte Tom.
»Und Pläne für Mitarbeiter? Wie viele Mitarbeiter wird das Komitee benötigen, wenn es erst läuft? Das müssen Sie doch beantworten, bevor Sie einen vorläufigen Etat erstellen.«
»Tut mir leid«, sagte Tom hitzig, »aber ich konnte mir bisher kein klares Bild davon machen, welchen Umfang das Projekt haben soll, das Mr Hopkins plant!«
»Aber die Planungen sollen wir doch machen! Dafür werden wir bezahlt. Sammeln Sie Daten! Wie viele Leute sind bei dem Polio-Ding beschäftigt, mit wie vielen haben die angefangen? Und die Krebs-Geschichte! Was für einen Etat haben die? Solche Dinge müssen Sie selbst erarbeiten!«
»Ich werde Daten sammeln«, sagte Tom.
»Dann machen Sie jetzt aber mal voran. Das hätte schon vor zwei Monaten geschehen sollen.«
»Ich werde tun, was ich kann«, sagte Tom.
Ein Moment der Stille trat ein, dann sagte Ogden: »Hören Sie mal zu, Tom. Sie haben Mr Hopkins eine verdammt gute Rede geschrieben – das weiß ich. Und ich weiß auch, dass Sie jetzt Mr Hopkins’ persönlicher Assistent sind, aber das heißt nicht, dass Sie das mit dem Komitee für psychische Gesundheit vergessen können. Das wird wachsen. Mr Hopkins kann sich nicht ständig den Kopf darüber zerbrechen. Er muss sich auf Sie verlassen können.«
Ogden machte eine Pause, und Tom wartete, ohne etwas zu sagen.
»Bis jetzt«, fuhr Ogden fort, »haben wir nicht viel tun können, aber in Zukunft wird das anders sein. Wir werden einen großen Verwaltungsaufwand haben und auch viel Werbung machen. Natürlich werde ich nicht derjenige sein, der entscheidet, wo Sie in das Ganze hineinpassen – letztlich wird das auf Sie selbst ankommen. Es wird davon abhängen, welche Leistung Sie uns zeigen können. Aber wenn Sie Hopkins’ persönlicher Assistent sind, sollten Sie so weit kommen, dass Sie seine Bedürfnisse voraussehen. Warten Sie nicht darauf, dass ich sie Ihnen sage.«
»Ich verstehe«, sagte Tom. Er war ganz heiß im Gesicht.
»Danke, dass Sie gekommen sind«, sagte Ogden und schwang sich auf seinem Drehstuhl herum. Er nahm den Telefonhörer ab und sagte: »Miss Horton, Sie können mich jetzt nach Denver durchstellen.« Er hielt Tom den Rücken zugekehrt, als der aufstand und das Zimmer verließ.
Wieder in Hopkins’ Vorzimmer, fiel Toms Blick als Erstes auf einen Stapel von ungefähr fünfzehn dicken, in Leder gebundenen Büchern auf seinem Schreibtisch.
»Mr Hopkins hat mich gebeten, Ihnen die zu geben«, sagte Miss MacDonald. »Es sind die Jahresberichte der Firma – zwei Jahre pro Band. Er meinte, Sie würden sie sich gern einmal ansehen.«
»Danke«, sagte Tom. Er setzte sich hin, nahm eines der Bücher und blätterte darin. Die Seiten waren voller Schaubilder und Statistiken, die die Entwicklung von United Broadcasting zeigten. Natürlich, dachte er – das sollte ich mir ansehen. Ich hätte von selbst darum bitten sollen. Bestimmt kennt Hopkins sie auswendig. Jeder, der ernsthaft erwägt, in diesem Unternehmen Karriere zu machen, sollte seine Geschichte studieren. Ich müsste eigentlich jede freie Minute damit verbringen. Er versuchte, eine Seite zu lesen, auf der eine komplizierte Aufgliederung des Kapitals dargestellt wurde. Seine Gedanken schweiften – es war schwieriges Material. Aber erst sollte ich die Arbeit für das Komitee für psychische Gesundheit erledigen, dachte er – meine Hintergrundlektüre sollte ich abends und am Wochenende machen. Samstags im Büro arbeiten und die Hintergrundlektüre sonntags – das machen Hunderte. Er schaute auf seine Uhr. Es war erst elf. Plötzlich sehnte er sich danach, dass der Tag vorbei war – zu seiner Beschämung merkte er, dass er sich ohne besonderen Grund erschöpft fühlte, nach Hause wollte, um sich auszuruhen. Noch anderthalb Stunden bis zum Mittagessen, und dann weitere fünfeinhalb Stunden, bis er mit einiger Berechtigung zum Zug nach South Bay konnte. Der große Zeiger auf seiner Armbanduhr kroch mit nervtötender Langsamkeit dahin. Hopkins
Weitere Kostenlose Bücher