Der Mann im Park: Roman (German Edition)
mehr zu hören.
»Krohn hat gesagt, dass seine Art zu reden ihn auf die Idee gebracht hat, dass der Mann nicht aus Stockholm stammt«, fuhr Stierna fort.
»Die Frauen im Café glauben aber, er kommt aus Stockholm«, warf Lindberg ein.
Berner schaute auf seine Taschenuhr.
»Die Zeit rennt uns davon. Lasst uns mit den Zeugenbefragungen in Vasastaden anfangen. Eigentlich sollten wir schon lange dabei sein. Wir überprüfen alles: Wohnungen, Geschäfte, Kioske, Schulen, Restaurants. Befragen das Personal, das arbeitet, und suchen diejenigen auf, die nicht an Ort und Stelle sind.«
Stierna wollte einige Beamte abstellen, die das Restaurant »Runan« überwachen sollten. Früher oder später würde er dorthin zurückkommen, der Mann, den sie suchten.
»Ich werde anfragen, ob wir ein paar Männer aus den Polizeirevieren bekommen«, fuhr Berner fort, »so viele wie möglich, mindestens fünfundzwanzig Mann.«
Der Einsatz sollte so umfangreich wie möglich sein, dachte Stierna. Und dennoch würde es seine Zeit brauchen; Vasastaden war dicht besiedelt, die Wohnungen klein, meistens Ein- oder Zweizimmerwohnungen.
»Und der Vasapark«, fragte Rehn, »sollen wir den auch überwachen, falls er zurückkommt?«
»Noch nicht«, antwortete Berner. »Dort werden wir nur mit Parkbesuchern reden, ihnen die Zeichnungen zeigen, auch Ingrid Bengtssons. Eine lückenlose Überwachung schaffen wir nicht, noch nicht. Dazu wären zu viele Beamte nötig.«
Da konnte Stierna Berner nur recht geben. Ihre Ressourcen waren nicht unbegrenzt, und die meisten wurden momentan von der Jagd auf Ingrid Bengtssons Mörder mit Beschlag belegt. Eigentlich hatte er geplant, die Steuererklärungen bei der Konferenz zur Sprache zu bringen. Vielleicht würden sie die ordentliche Handschrift auf dem Einkaufszettel bei den Steuererklärungen im Finanzamt auf dem Slottsbacken finden. Und damit einen Namen und eine Adresse.
Aber selbst wenn sie sich auf das Finanzamt für Vasastaden beschränkten und mit der Gegend nahe am Vasapark anfingen, würde das seine Zeit dauern, weitere Ressourcen brauchen. Und sie waren bereits an ihre Grenzen gestoßen, aber trotzdem wollte Stierna Berner bitten, Kollegen zum Slottsbacken zu schicken. Vielleicht konnten sie ein paar Männer aus der Meldeabteilung ausleihen. Damit diese die Papiere für die Handschriftenexperten der Kungliga Biblioteket vorsortierten. Aber damit wollte er warten, bis die Konferenz beendet war. Es war einfacher, allein mit Berner darüber zu sprechen, ohne die Zuschauer am Tisch.
»Wer ist in Stadshagen?«, fragte Berner.
»Weimers, Stark und Rydberg«, antwortete Stierna schnell.
»Hatten sie noch mehr über den potenziellen Täter zu sagen, die Gäste im Café? Irgendwas über diesen Mann, der dort trainiert?«
Eine Weile blieb es still im Raum.
»Da war noch etwas«, erklärte Lindberg plötzlich. »Weimers hat mir erzählt, dass die Frau, die dort kellnert, Gerd Andersson, etwas gesehen hat. Einmal saß er im Café und hat geschrieben.«
Stierna faltete die Hände vor dem Gesicht.
»Was hat er geschrieben?«
»Er hat auf einem ganz normalen Blatt Papier geschrieben. Sie glaubt, er hätte auch einen Umschlag dabeigehabt.«
»Dann sah es also so aus, als würde er einen Brief schreiben?«
»Wahrscheinlich.«
»Gab es keinen Namen auf dem Umschlag? Keine Adresse?«
»Ich weiß es nicht. Sie sagt, sie hat nicht darauf geachtet.«
»Hat sie seine Handschrift gesehen?«
»Nein.«
Er schrieb also einen Brief, dachte Stierna. An wen?
65
Wie immer herrschte viel Betrieb auf dem Hauptbahnhof. Besonders jetzt, die Uhr ging auf sechs zu, war ein reges Treiben in der großen Wartehalle. Die Züge aus dem Inland trafen ein. Göteborg, Malmö, Uppsala. Aus verschiedenen Städten, von einigen hatte er noch nie gehört.
Er schlenderte durch die große Wartehalle. Gut gekleidet, wusste er, dass ihn niemand verdächtigen würde, denn er sah nicht aus wie die üblichen Ganoven, die hier ihr Unwesen trieben. Und er war so viel geschickter als diese.
Einige der Ganoven waren Taschendiebe, genau wie er. Aber die meisten waren Betrüger oder Bettler. Im besten Fall versuchten sie, Almosen für Schnaps zu erbetteln. Im schlimmsten Fall versuchten sie, einem vom Lande eine kaputte Uhr aufzuschwatzen, für einen lächerlich hohen Preis.
Er hatte nie versucht, diese Landeier mit falschen Versprechungen hereinzulegen, hatte sie nur ihrer Brieftaschen entledigt. Das war viel einfacher, und so würden sie
Weitere Kostenlose Bücher