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Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pontus Ljunghill
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nicht singen, Karolina? Du hast so eine schöne Stimme …«
    Sie fasste ihn am Arm.
    »Ich singe nur für dich, John. Nicht für andere.«
    Er verstand nicht, warum sie das sagte, aber ihre Worte wärmten sein Herz.
    Nachdem sie eine Weile gefahren waren, musste Stierna wieder an den Mord an dem Mädchen denken. Er schloss die Augen, spürte, wie die Müdigkeit ihn überfiel. Er hatte noch eine Karte im Ärmel, die er ausspielen konnte. Den Kettenanhänger. Und er hatte einen Entschluss gefasst. Er wollte die Kopie morgen auf der Pressekonferenz zeigen. Und dafür sorgen, dass ein Foto davon in allen Zeitungen erschien.
    *
    Er stand im Regen, wartete zwanzig Meter vom Eingang zur Parmmätargatan 7 entfernt. Er wusste nicht, wie lange er dort gestanden hatte, nur, dass schon eine ganze Weile vergangen war. Es fiel ihm nicht schwer zu warten, damit hatte er noch nie Probleme gehabt. In gewisser Weise hatte er sein Leben lang gewartet, auf was auch immer. Auf etwas, das nie eintraf.
    Ein schwarzes Taxi hielt vor dem Haus. Er schlug den Mantelkragen hoch und schob den Hut noch tiefer ins Gesicht.
    Der Fahrer stieg aus, öffnete die Tür für eine Frau in einem dunklen Mantel. Die Dame stieg aus, und er sah, wie sie den Fahrer anlächelte, während sie ihm einen guten Abend wünschte und zum Hauseingang ging.
    Die Tür auf der anderen Wagenseite wurde geöffnet, und ein Mann stieg aus.
    Sofort erkannte er den Kommissar wieder, trotz der Dunkelheit. Woran, das wusste er selbst nicht so genau. Vielleicht war es die Körperhaltung, sie war genau so, wie er sie sich vorgestellt hatte. Respekt heischend, auf eine Art, die ihn wütend machte. Außerdem erkannte er ihn von den Fotos in den Zeitungen wieder. Er überlegte, ob das derselbe Mann war, den er auf dem Friedhof gesehen hatte, bei Ingrids Beerdigung. Aber sicher war er sich nicht.
    Er sah, wie Stierna den Fahrer bezahlte und der Frau folgte.
    Als sie durch das Tor verschwunden waren, eilte er zum Taxi, damit es nicht wieder losfuhr. Er stieg ein und nannte seine Adresse.
    Sie würden ihn kaum dingfest machen können, dazu hatte er alles viel zu gut geplant. Und sollte es ihnen doch gelingen, nahm er an, dass es für ihn eigentlich auch keine große Rolle mehr spielte.
    Er nahm die Zigarettenschachtel aus der Tasche. Seit einer Weile rauchte er Kette, zumindest zeitweise. Am Tag zuvor hatte er zwei Schachteln geraucht. Als er abends ins Bett ging, konnte er nicht einschlafen. Die Luftröhre war wie verklebt, und ein pfeifendes, rasselndes Geräusch beim Atmen irritierte ihn. Noch ein Zeichen für eine immer anfälligere Gesundheit. Doch das machte ihm keine Sorgen.
    Wahr und falsch, falsch und wahr, dachte er. Und was ist richtig: falsch oder wahr? Gab es eigentlich irgendjemanden, den das interessierte?
    Am nächsten Tag ging er schon frühmorgens zum Sportplatz. Der Fußballplatz war leer, ebenso die Laufbahnen. Außer ihm war kein Mensch da.
    Er lief fünfmal vierhundert Meter, machte dazwischen nur kurze Pausen. Das sollte für den Moment genügen.
    Anschließend zog er die lange Hose wieder an und überquerte das Fußballfeld. Er ging langsam und schaute dabei in den grauen Himmel. Es schien, als würde es jeden Moment anfangen zu regnen.
    Dann ging er zu dem Holzhäuschen am Eingang. Das Café war noch geschlossen. Es würde erst abends aufmachen, wenn die Plätze und die Laufstrecken sich mit Menschen füllten. Ausnahmsweise war er einmal früh am Morgen hier, sonst kam er üblicherweise erst am späten Abend.
    Er dachte an die Frau, die dort arbeitete. Kristina hieß sie, das hatte sie ihm erzählt. Er hatte sie gefragt. Was er sonst eigentlich nicht tat, aber diese Frau hatte etwas Besonderes an sich. Ihre braunen Augen, ihre orientalischen Züge, das blonde Haar. Sie war etwas Besonderes. Schön. Sie hatten sich ein paarmal unterhalten. Aber es fiel ihm schwer, ein Gespräch zu führen. Und sie hatte ihn nie gefragt, wie er hieß.
    Er dachte an die Liebe und daran, dass er eigentlich gar nichts darüber wusste. Dass sie immer außerhalb seiner Reichweite gewesen war. Und es wohl auch immer so bleiben würde. Er hatte schon oft aus der Entfernung Liebe erlebt, wie ein schattenhafter Beobachter. Mit verschwommenen Konturen. Er wusste, es war das Leben, das ihn zu diesem Schattenwesen gemacht hatte.
    Er setzte sich vor dem Café auf eine einfache Holzbank. Zog das Stamboul-Päckchen heraus und zündete sich eine Zigarette an. Er rauchte zu viel, und er spürte,

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