Der Mann im Park: Roman (German Edition)
bin.
Das Finanzielle war in meiner Kindheit immer problematisch gewesen. Für die Menschen, unter denen ich aufgewachsen bin. In einer Stadt, in der fast ein Drittel aller Kinder unehelich geboren wurde. So war es damals in Stockholm.
Sie ließen sich also Zeit, bis sie heirateten, meine Eltern. Ganz offiziell, in der Kirche, bekamen sie den Segen des Pfarrers.
Wenn ich daran zurückdenke, habe ich das Gefühl, dass es gut so war, nicht nur wegen des Geldes. Meine Eltern lernten sich kennen, nahmen sich Zeit, herauszufinden, dass sie zusammengehörten, dass sie den Rest ihres Lebens miteinander verbringen wollten.
So ist es mir auch ergangen, als ich Karolina begegnet bin. Der Arbeiterhintergrund hatte mich geprägt, auch wenn ich der Einzige in der Familie war, der weiter zur Schule gehen konnte, der aufstieg, schließlich Kommissar in der Abteilung für Gewaltverbrechen wurde. Derjenige, der es geschafft hat. Für mich war eine Stockholmer Ehe nichts, dessen man sich schämen musste. Und gleichzeitig wusste ich, wohin mich mein Weg nach oben führte. In die feinen Salons, in denen andere Regeln herrschten.
Die ersten Jahre gelang es uns, die Verbindung geheim zu halten. Einige wussten natürlich davon. Meine Eltern, meine Brüder. Ein paar der engsten Freunde außerhalb der Polizei. Ihre Familie; dort gab es viele Künstler und Intellektuelle, die sahen nie auf uns herab. Roland Lindberg, er kam aus den gleichen Kreisen wie ich. Karl Högstedt, für ihn war der Stand nie wichtig, er hatte zwar bürgerlich geheiratet, erklärte jedoch, dass er keinen Unterschied zwischen Liebe und Liebe sah, ob mit oder ohne Ring. In gewisser Weise auch Rehn, er war ja an diesem ersten Abend im »Atlantis« dabei gewesen, doch er sah Karolina nur als Zeitvertreib für mich an. Nichts Ernstes, nur ein Spiel für eine Weile. Rehn habe ich nie die ganze Wahrheit erzählt, irgendwie war mir nie danach.
Aber sonst erfuhr niemand etwas davon. Mir war klar, dass es nicht in die Salons passte, in denen ich inzwischen verkehrte. Ich hatte eine Klassengrenze überschritten; wenn man dabei ist, die Unsittlichkeit zu bekämpfen, muss man sehr darauf achten, wie man selbst lebt.
Fast drei Jahre lebte ich so mit Karolina. Etwas im Verborgenen, jeder für sich. Sie zusammen mit ihrer Schwester in Birkastaden. Ich in der Wohnung in der Parmmätargatan. Nicht aus finanziellen Gründen wie meine Eltern, das war nie ein Hindernis für unsere Hochzeit. Wir warteten einfach, bis wir uns entschieden, wollten ganz sicher sein.
Ich erinnere mich, sie war auf Roland Lindbergs Hochzeit dabei, aber wir taten so, als kennten wir uns gar nicht so gut. Denn es waren noch andere da aus Polizeikreisen, und ich weiß, wie schnell so etwas durchsickert: an die Presse, an die Vorgesetzten.
Im August 1926 heirateten wir, am Samstag, den einundzwanzigsten. Nicht im Oktober, November oder Dezember, wo die meisten heirateten. Wir entschieden uns für den Sommer, das Licht. Das Lustige war, dass der Sommer sich ausgerechnet an diesem Tag von seiner schlechtesten Seite zeigte. Mit heftigem Wind. Ein Regenschauer löste den anderen ab, und als die Regenwolken über Stockholm zogen, goss es wie aus Kübeln. Dennoch war das einer der glücklichsten Tage meines Lebens. Und als ich verheiratet war, konnte der nächste Schritt folgen. Es schien, als hätte Berner nur darauf gewartet, dass ich im bürgerlichen Hafen angekommen war. Und in gewisser Weise damit unerschütterlich geworden war.
Zwei Monate nachdem wir uns in der Kungsholmener Kirche das Jawort gegeben hatten, war ich derjenige, der die Arbeitsverteilung im Versammlungsraum leitete, der den Polizeibericht vorlas. Ich war Abteilungsleiter.
Stierna berührte leicht Karolinas Foto. Sie ist fort, dachte er. Ich weiß nicht, was sie tut, wen sie liebt.
*
An diesem Tag sollte er den Journalisten nicht treffen. Grönwall war nach Stockholm gefahren, er hatte etwas Dringendes zu erledigen. Stierna überlegte, ob er wieder im »Stadshotel« unterkommen würde, wenn er zurückkehrte. Das hatte er gesagt, er wollte zurückkommen, und sie würden das Gespräch fortsetzen.
*
An diesem Abend aß Stierna nicht viel, nur eine Champignonsuppe und ein belegtes Brot. Wie üblich bestellte er sich ein Bier zum Essen. Und nachdem er fertig gegessen hatte, trank er noch einige weitere. Er spürte, wie der leichte Rausch sich schneller als üblich einstellte, er hatte die Nacht zuvor nur schlecht geschlafen, und vielleicht
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