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Der Mann im Schatten - Thriller

Der Mann im Schatten - Thriller

Titel: Der Mann im Schatten - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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zehn.
    »Haben Sie sich an Ihren Teil der Abmachung gehalten?«, fuhr er fort.
    »Soweit ich mich erinnere, Smith, haben wir keinen Deal.«
    »Nun, ich jedenfalls habe meinen Teil erledigt. Ich habe einen Verdächtigen für Sie.«
    »Der Schwarze, der vom Tatort geflohen ist?«
    »Genau der. Sie müssen sich jetzt nur noch vergewissern, ob Ihr Zeuge... sein Name ist mir gerade entfallen...«
    »Tommy Butcher«, sagte ich.
    »Richtig, Butcher. Sie müssen nur noch sicherstellen, dass Butcher in der Lage ist, unseren Verdächtigen als den Mann zu identifizieren, der in der betreffenden Nacht aus dem Apartmenthaus geflohen ist.«

    »Aber er ist doch gar nicht der Mann, den er in der Nacht beobachtet hat.«
    »Ich bitte Sie, Jason. Ich weiß, dass Sie sehr überzeugend sein können. Schließlich hat er den Mann nur kurz aus den Augenwinkeln registriert, und es ist bekanntlich immer viel schwerer, Menschen einer anderen Rasse zu identifizieren.«
    »Sie wollen damit sagen, für einen Weißen sehen alle Schwarzen gleich aus? Das ist aber politisch nicht sehr korrekt, Smith.«
    Andererseits war Tommy Butcher auch nicht gerade ein Musterbild an politischer Korrektheit. Butcher hatte sich bisher meinen Anliegen gegenüber als sehr aufgeschlossen erwiesen, und wenn ich ihm einen potenziellen Verdächtigen präsentierte, war er vielleicht bereit, sich daran zu erinnern, dass er die betreffende Person gesehen hatte.
    Dieses Gespräch widersprach so ziemlich in jedem Punkt den ethischen Grundsätzen der Anwaltsordnung. Aber im Moment hatte ich kaum eine andere Wahl, und wenn es Sammy half, war ich bereit, alles Mögliche in Erwägung zu ziehen, egal, aus welcher Ecke es stammte.
    »Ist dieser Verdächtige...? Wie ist überhaupt sein Name?«
    »Ken Sanders.«
    »Also, ist dieser Sanders bereit, mit uns zusammenzuarbeiten? Und wie soll die ganze Geschichte funktionieren?«
    »Natürlich wird er keinerlei Straftat zugeben. Aber er wird nicht leugnen können, dass er sich in jener Nacht im Apartmenthaus aufgehalten hat. Mr Sanders hat dort Freunde, die er besucht hat.«
    Das Gebäude, in dem Perlini gelebt und den Tod gefunden hatte, war ein von der Stadt subventionierter Sozialbau, in dem unter anderem auch viele Ex-Häftlinge wohnten, die
wieder auf die Beine zu kommen versuchten. Das ließ mich vermuten, dass Ken Sanders einige Herren besucht hatte, die zu dieser Klientel gehörten, und es ließ mich weiterhin vermuten, dass Sanders selbst ein Vorstrafenregister besaß.
    »Richtig geraten«, bestätigte Smith. »In Kurzform: Drogen und Gewalt, aber kein Mord. Seinen ausführlichen Hintergrund haben wir vor einer Stunde in den Briefkasten Ihres Hauses gesteckt.«
    Er genoss es spürbar, mich wissen zu lassen, dass er meinen Wohnort kannte. Ein bequemer Weg für ihn, mir etwas zuzustellen, ohne dass ich ihn oder seine Männer zu Gesicht bekam.
    »Ist der Kerl Mitglied?«, fragte ich.
    »Ist er... was?«
    »Mitglied einer Gang, Smith. Ist Ken Sanders Teil einer Gang?«
    »Nein.«
    Smith hatte also tatsächlich jemanden aufgetrieben, der bereit war, sich von der Verteidigung als Mordverdächtiger anprangern zu lassen. Dafür musste er Ken Sanders eine Menge Geld hingeblättert haben.
    Smith erläuterte mir, wie ich Kontakt zu Mr Sanders aufnehmen konnte, und erklärte mir dann, dass es noch einen weiteren Grund für seinen Anruf gab. Ich sagte ihm, ich sei ganz Ohr.
    »Ich habe auf dem Gerichtsplan gesehen, dass am nächsten Donnerstag über einen Antrag verhandelt wird? Ein Antrag der Verteidigung?«
    Die Bezirksgerichte haben kürzlich entdeckt, dass wir in einem neuen Jahrhundert leben und viele Menschen so etwas wie das Internet nutzen. Besitzt man die Verhandlungsnummer
eines Falls, kann man im Netz sämtliche wichtigen Prozesstermine aufrufen, mit den Eingangsdaten jedes Dokuments seit Beginn des Falls. Reicht einer der Anwälte einen Antrag ein, wird im Gerichtsplan die Identität des Antragstellers aufgeführt - entweder Verteidigung oder Ankläger -, ebenso wie der Vermerk »abgelehnt« oder »zugelassen«. Smith konnte also online nachlesen, dass die Verteidigung einen Antrag eingereicht hatte, aber nicht, welchen Inhalt er hatte.
    »Ich beantrage einen beschleunigten DNA-Test der Leichen, die hinter der Schule gefunden wurden«, erklärte ich. »Beziehungsweise einen Aufschub des Prozesses bis zum Abschluss der Tests.«
    Ein Weile war von Smith nichts mehr zu hören. Ich fragte mich schon, ob die Verbindung unterbrochen

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