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Der Mann im Schatten - Thriller

Der Mann im Schatten - Thriller

Titel: Der Mann im Schatten - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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seinem Blick Liebe oder Furcht spricht, und kommst zu dem Schluss, es ist beides.
    Wie war das Training?, erkundigt sich deine Mom.
    Ganz gut, erwiderst du. Ich hab mir eine Sehne gezerrt. Muss diese Woche aussetzen, um Samstag wieder fit zu sein.
    Dann wirst du wahrscheinlich nur zwei Touchdowns erzielen, bemerkt Pete scherzhaft.
    Gott, Pete gleicht Jack aufs Haar. Es tut weh, das feststellen zu müssen. Er hat das sanfte Wesen eurer Mutter, aber die Gesichtszüge und den Körperbau eures Dads.
    Ich hab gerade überlegt wegen nächstem Jahr, setzt Pete vorsichtig nach. Nächstes Jahr beginnt Pete als Freshman an der Bonaventure, während du eine der Universitäten besuchen wirst, die dir ein Stipendium anbieten.
    Was ist nächstes Jahr, Liebling?, fragt Mutter.
    Nächstes Jahr läutet hier ständig das Telefon, weil hübsche Mädels von der Highschool für ihn anrufen, wirfst du ein.

    Mutter lächelt und wendet sich wieder an Pete. Was ist nächstes Jahr, Pete?
    Pete zuckt mit den Achseln. Ich hab nur überlegt... vielleicht sollte ich’s auch mal beim Footballteam probieren.
    Du? Das kommt von Jack, der hinüber späht und dem Wort ein verächtliches Grunzen folgen lässt.
    Du? Ein einziges Wort genügt, um Pete schrumpfen zu lassen. Mit aschfahlem Gesicht starrt er auf seinen Teller. Du blickst zu deiner Mutter, die ebenfalls wie versteinert wirkt und offensichtlich nicht den Mut besitzt, Jack zu widersprechen.
    Ja, ist vermutlich eine blöde Idee, murmelt Pete.
    Ich finde, es ist eine prima Idee, sagst du und siehst deinem Vater dabei direkt in die Augen. Du solltest es auf alle Fälle versuchen, Pete. Deine Bemerkung gilt deinem Vater ebenso sehr wie Pete. Du hältst Jacks Blick stand, und dir wird klarer als jemals zuvor, dass du so weit von diesem Ort weg willst wie nur irgend möglich.
     
    Eine knappe Stunde nach Petes Anruf traf ich im Polizeirevier ein. Ohnehin kein freundlicher Ort, wirkte es gegen vier Uhr morgens besonders düster. Ein paar Familienangehörige warteten müde, enttäuscht und besorgt auf die Entlassung ihrer Lieben. Ansonsten war der Warteraum leer, der billige Kachelboden starrte vor Schmutz, Schweißgeruch und andere Körperausdünstungen hingen schwer in der Luft. Hinter einem Fenster aus kugelsicherem Glas thronte der wachhabende Sergeant; als ich mich auswies, begrüßte er mich alles andere als herzlich.
    Er drückte den Summer, und hinter der Tür erwartete mich bereits ein Cop mit sandfarbenem Haar und tiefliegenden
Augen. »Denny DePrizio«, brummte er, ohne mir die Hand zu reichen. Dann machte er wortlos kehrt in Richtung seines Schreibtischs, wohl in der Annahme, ich würde ihm unaufgefordert folgen. Er führte mich an den Schreibtischen vorbei zu einem Vernehmungsraum, wo ich mir einen Stuhl ihm gegenüber schnappte.
    »Drogen und Waffenbesitz«, begann er. »Über ein Kilo reines Kokain und nicht registrierte Schusswaffen.«
    Ein Kilo pures Koks und Waffen? »Sie haben den Falschen erwischt«, erklärte ich.
    »Klar doch. Das sagen alle.«
    »Mein Bruder mag manches sein«, fuhr ich fort. »Er steht nicht unbedingt auf geregelte Arbeitszeiten, und gelegentlich ist er eine ziemliche Nervensäge. Aber er handelt nicht mit Waffen und dealt auch kein reines Koks. Sie brauchen sich den Jungen doch nur anzuschauen, Detective. Er wollte ein bisschen was für den Eigenbedarf kaufen und hat nicht aufgepasst, an wen er sich wendet. Er war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.«
    Das schien ihn zu amüsieren. »Dealer gibt es in allen Farben und Schattierungen, Herr Anwalt. Verdammt, vor ein paar Wochen haben wir eine Oma hochgenommen, die auf ihrer Veranda Crack vertickt hat. Eine Großmutter.«
    »Ich sag ja auch nicht, lassen Sie ihn frei. Ich sage nur: einfacher Besitz.«
    Er lachte laut. »Für mich sah das anders aus. Ich hatte nicht den Eindruck, als wollte sich ihr kleiner Bruder nur ein bisschen was für den Hausgebrauch besorgen.«
    »Unsinn.«
    Sein Lächeln wurde mit einem Mal ganz schmal und verschwand dann vollständig. »Stellen Sie meine Geduld lieber
nicht auf die Probe, Herr Anwalt. Dieser Bursche vertickt eine Kiste voller Waffen und legt als Zugabe eine Ladung Koks drauf, und dann kommt sein feiner Herr Bruder anspaziert und will, dass ich ihn wegen einfachem Besitz ziehen lasse? Wir haben es hier mit einem Kilo reinem Stoff zu tun, mein Freund.«
    Auf dem Weg erreichte ich gar nichts bei diesem Kerl, was mich nicht sonderlich überraschte. Ich war mir ja

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