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Der Mann im Schatten - Thriller

Der Mann im Schatten - Thriller

Titel: Der Mann im Schatten - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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feststellen, für wen er arbeitete.
    Sein großzügiger Umgang mit hohen Geldsummen deutete darauf hin, dass Smith die Familie eines Opfers von Griffin Perlini vertrat. Aber es waren nicht die Drurys, und Archie
Novotny kam wohl ebenfalls nicht in Frage. Darüber hinaus war mir kein weiterer Name eines Opfers von Griffin Perlini bekannt.
    Wie konnte ich diese Familie aufspüren?
     
    Smith war in seinem Wagen unterwegs, um seinen Klienten Carlo zu besuchen. Seine Verhandlungen mit Jason Kolarich waren enttäuschend verlaufen, was allerdings nicht ganz unerwartet kam. Kolarich war ein Sturkopf. Ein Charakterzug, der ihm vielleicht im alltäglichen Überlebenskampf weiterhalf, sich im aktuellen Fall allerdings als wenig hilfreich erwies.
    Kein Deal, hatte Kolarich gesagt. Aber sicher hatte er es nicht so gemeint. Sicher versuchte er nur, alle Möglichkeiten auszureizen, um seinem Bruder zu helfen, dem einzigen noch lebenden Mitglied seiner Familie.
    Bevor er aus dem Wagen stieg, schluckte Smith eine Pille. Ein Medikament für den Magen, das ihm der Arzt verschrieben hatte. Er hatte schon in der Vergangenheit immer mal wieder Probleme mit dem Magen gehabt, doch jetzt, seit dieser Geschichte mit Carlo, spielte er verrückt. Smith hatte im Lauf der Jahre eine Menge durchgestanden mit Carlo, hatte ihm durch ein paar wirklich harte Zeiten geholfen, aber diese Sache hier war einzigartig. Sie stellte alles Bisherige in den Schatten, weil sie so viel zu verlieren hatten und weil Jason Kolarich so unberechenbar war.
    Smith wurde an Carlos Eingangstür in Empfang genommen, und man führte ihn in einen großen Raum, wo Carlo thronte und seiner Tochter Marisa das Haar streichelte. Smith blieb auf der Schwelle stehen. Er wollte nicht stören und fühlte sich unbehaglich, da er das leise Stöhnen und Schluchzen von Marisa vernahm. Sicher würde Carlo nicht wollen, dass er
in diesem Moment hereinplatzte. Carlo beschützte seine Familie mit einer wilden Entschlossenheit, insbesondere Marisa, die etwas langsam war -ein Ausdruck, den Carlo bevorzugte, da er freundlicher klang als behindert, was jedoch vermutlich näher an der Wahrheit gewesen wäre. In all den Jahren, die Smith die Familie nun kannte, hatte er nie erfahren, welche Diagnose man dem Mädchen genau gestellt hatte. Sie hatte weder schwere sprachliche noch motorische Störungen, war aber geistig und emotional immer noch ein Kind. Alles in allem eine entzückende Frau, die jedoch viel Unterstützung brauchte, um ihren Alltag zu bewältigen.
    Smith konnte sich noch gut an frühere Zeiten erinnern - Gott, es war inzwischen über zwanzig Jahre her. Marisa war damals ein Wrack gewesen. Carlo war so weit gegangen, sie woanders unterzubringen, außerhalb der Stadt, in einem Haus, das er auf dem Land gekauft hatte. Carlos Frau war gerade erst gestorben, also hatte er viele Jahre lang den Großteil seiner Zeit draußen auf dem Land verbracht, mit seiner Tochter Marisa. Eine harte Belastung für die gesamte Familie.
    Aber inzwischen waren sie zurückgekehrt. Marisa, inzwischen Mitte fünfzig, lebte mit ihrer Tochter Patricia in einem Haus in unmittelbarer Nachbarschaft von Carlo, das er eigens für sie gekauft hatte. Er wollte sie in seiner Nähe haben und sorgte in jeder nur erdenklichen Weise für sie, dennoch entwickelten sich die Dinge zunehmend zum Schlechteren. Es war schon hart genug für eine Frau wie Marisa, sich damit abfinden zu müssen, dass ihre Tochter täglich schwächer und kränker wurde, und nun wurden auch noch all die Ereignisse von damals wieder ans Tageslicht gezerrt.
    Während Carlo noch das weiche braune Haar seiner Tochter streichelte, blickte er aus den Augenwinkeln zu Smith.
Carlo nickte und flüstere Marisa etwas ins Ohr. Er küsste sie auf die Wange und erhob sich von der Couch.
    Schweigend schritt er an Smith vorbei; Smith folgte ihm den Flur hinunter zu seinem Arbeitszimmer. Er spürte, wie sich sein Puls beschleunigte.
    »Ich hoffe, du hast gute Nachrichten für mich«, sagte Carlo, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    Smith erstattete knapp und schnörkellos Bericht. Es hätte Carlo nur noch mehr gereizt, hätte er es ihm in kleinen Häppchen serviert. »Der Anwalt hat begriffen, was seinem Bruder droht«, resümierte Smith. »Ich glaube, er wird jetzt mit uns zusammenarbeiten.«
    »Glaubst du. Okay, du glaubst es also.« Carlo zog die Schultern hoch, schien irgendwelchen Gedanken nachzuhängen. Abwesend kratzte er sich am Arm.
    »Wie

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