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Der Mann im Schatten - Thriller

Der Mann im Schatten - Thriller

Titel: Der Mann im Schatten - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Schliche kommt. Sammy, ich denke...« Ich unterbrach mich, um meine Gedanken zu sortieren. »Sam, hör zu. Normalerweise frage ich meine Mandanten nie nach ihrer Schuld. Ich umschiffe diesen kritischen Punkt, ganz einfach, weil die meisten meiner Klienten schuldig sind. Und sobald ich das weiß, kann ich sie schlecht in den Zeugenstand schicken, damit sie dort ihre Unschuld beteuern. Richtig?«
    Sammy lauschte aufmerksam. Er nickte langsam. »Richtig«, fuhr ich fort. »Aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass Smith für jemanden arbeitet, der Griffin Perlini auf dem Gewissen hat. Vielleicht haben sie Mitleid mit dir, vielleicht wollen sie deinen Freispruch, aber ihr Hauptinteresse besteht darin, dass ich nicht nach neuen Verdächtigen suche, weil ich dann nämlich auf sie stoßen könnte.«
    Sammy antwortete nicht. Er hat mir genügend Gründe geliefert, an seine Schuld zu glauben, aber er hatte es mir nie direkt in Gesicht gesagt. Gleichzeitig war er derjenige, der mir geraten hatte, andere Opfer Perlinis in Erwägung zu ziehen.
Schau dich nach anderen Leuten um, denen er geschadet hat, hatte er mir bei unserem ersten Gespräch über eine Verteidigungsstrategie geraten.
    »Sollte ich nach dem Mörder Griffin Perlinis suchen, Sammy?«
    Sammy blickte zur Seite, dann wandte er den Kopf ganz ab. Er hatte sich eine Weile lang nicht rasiert, und ein dichter roter Bart begann in seinem Gesicht zu wuchern. »Ich kapier das nicht mit diesem Smith«, erwiderte er schließlich. »Was er Pete antut und all der andere Scheiß. Aber es gibt da einen Typen, der in Frage kommt. Eigentlich ein guter Kerl, aber ich kann mir vorstellen...«
    Erklärte Sammy damit seine Unschuld?
    »Wie heißt er«, hakte ich nach, auch wenn ich es bereits wusste. Ich wollte nur nicht der Erste sein, der es aussprach.
    »Archie«, brummte er. »Der Kerl heißt Archie Novotny. Seine Tochter Jody war eines der Opfer.«
    Ich hatte Sammy nichts von meinem Besuch bei Novotny erzählt. »Warum er?«, fragte ich.
    Sammy schüttelte langsam den Kopf. »Die Sache mit Jody hat ihn ziemlich mitgenommen. Und er wirkt wie jemand, der zu so was in der Lage ist.«
    »Ja, er gibt keinen schlechten Tatverdächtigen ab«, bemerkte ich.
    »Oh, du hast ihn getroffen?«
    »Ja, Sammy. Ich habe sogar einen Blick in seinen Kleiderschrank geworfen. Und rate mal, wer eine braune Lederjacke und eine grüne Wollmütze besitzt?«
    »Ohne Scheiß? Wow.« Sammy ließ sich in seinen Stuhl zurückfallen und wirkte auf einmal energiegeladen. »Glaubst du, es war tatsächlich Archie? Wirklich?«

    Ich spürte eine unangenehme Hitze, die in meinem Gesicht brannte, und eine schwere Last legte sich auf meine Schultern. »Sammy«, bekannte ich, »ich hab geglaubt, du warst es.«
    Auf seinem Gesicht machte sich die Spur eines Lächelns breit. Ich war mir nicht ganz sicher, was das zu bedeuten hatte.
    »Novotny behauptet, er hätte ein Alibi«, fuhr ich fort. »Er behauptet, er sei beim Gitarrenunterricht gewesen. Ich werde das nachprüfen.«
    Sammy dachte darüber nach. »Vielleicht vertuscht er damit was. Ja, verdammt.« Er blickte mich an. »Aber das erklärt noch nicht, was Smith will.«
    Ich stimmte zu. »Novotny könnte natürlich Smiths Hintermann sein. Andererseits ist das nur schwer vorstellbar. Der Typ ist ein arbeitsloser Anstreicher. Woher soll er das Geld nehmen, um einen Mann wie Smith anzuheuern oder einen Schlägertrupp, der meinen Bruder das Fürchten lehrt?«
    »Das ergibt keinen Sinn.«
    Es ergab wirklich keinen Sinn. Aber immerhin kamen wir voran. Mit Archie Novotny hatte ich einen mehr als nur potenziell Verdächtigen aufgetan. Jetzt musste ich nur noch einen Weg finden, um die Aussage der Zeugen zu entkräften, die Sammy angeblich am Tatort gesehen hatten. Jedem dieser Zeugen hatte ich bereits eine Nachricht hinterlassen. Auf meiner Fahrt vom Gefängnis nach Hause meldete ich mich erneut bei ihnen und hinterließ meine Büro-, meine Privatund meine Handynummer.
    Zurück in der Kanzlei, schrieb ich Archie Novotnys Namen auf meine Zeugenliste und schickte sie per Fax an den Ankläger Lester Mapp. Ich hätte es vorgezogen, diesen Zeugen an Mapp vorbeizuschmuggeln und ihn hinterrücks damit zu überraschen, aber Richter mochten so was nicht, und
vielleicht bestand ja die Chance - die verschwindend geringe Chance -, dass Mapp Sammy gehen ließ, wenn ich ihn von Novotnys Schuld überzeugte.
    Als Nächstes suchte ich im Internet nach einem Hotel in den Vorstädten

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