Der Mann im Schatten - Thriller
Haus ankam, fuhr ich den Wagen in die Garage und schloss das Garagentor. Pete betrat die Garage durch den Küchenzugang. Er trug eine Tasche bei sich, in der sich die Klamotten befanden, die er nach der Freilassung aus seiner Wohnung geholt hatte, sowie ein bisschen was aus meinem Kleiderschrank. Er warf die Tasche in den Kofferraum. Pete trug eine Lederjacke und eine blaue Baseballkappe.
Wir warteten ein paar Minuten, bevor wir starteten, damit niemand sich wunderte, dass ich die Garage geschlossen hatte, obwohl ich sie kurz darauf wieder verließ. Ich stieß rückwärts auf die Straße und fuhr los. Unser Schatten, heute ein blauer Chevy Sedan, heftete sich in sicherem Abstand an unsere Fersen. Wir fuhren zum Supermax-Kino, anderthalb Kilometer vom meinem Haus entfernt, und kauften uns zwei Karten für das Sequel eines Films über einen schlagfertigen Schatzjäger, der häufig Frack trug und für einen vergeistigten Historiker erstaunlich gut mit Ausnahmesituationen fertigwurde.
Pete in seiner Lederjacke und der blauen Baseballkappe, die Tasche über die Schulter gehängt, sagte kein Wort, als er neben mir den Kinosaal betrat. Wir entdeckten Shauna Tasker, wie verabredet, in der letzten Reihe des Kinos, wo wir jeden im Blick hatten, der den Saal betrat.
»Hallo, Jungs.« Tasker reagierte mit ihrer üblichen trockenen Art auf die Situation. Aber was viel wichtiger war, sie trug eine Lederjacke und eine blaue Baseballkappe, die völlig identisch mit Petes Outfit waren. Ich kontrollierte meine Uhr. In zehn Minuten würde ein Taxi hinter dem Kino vorfahren. Durch den Notausgang rechts neben der großen Leinwand konnte Pete das Taxi mit zehn Schritten erreichen.
»Hast du dein Geld?«, flüsterte ich meinem Bruder zu, während ich jeden musterte, der das Kino betrat. Pete konnte sich nicht am Geldautomaten bedienen, weil er damit möglicherweise Spuren hinterließ. Ich hatte ein paar tausend Dollar in bar für ihn abgehoben.
»Ich bin flüssig«, sagte er. »Ich zahl es dir zurück.« Pete tat sein Bestes, um mutig und entschlossen zu erscheinen. Die Begegnung mit den Kerlen in der Gasse hatte ihn ziemlich mitgenommen. Es war die Erniedrigung, die ihm vor allem zu schaffen machte, mehr noch als der physische Schmerz.
»Ich weiß, das wirst du.«
Er nickte. Das Licht im Saal wurde gedimmt. Sprechende Popcorn-Tüten und Coladosen ermahnten uns, die Handys auszuschalten und still zu sein.
»Sobald du im Taxi sitzt, schickst du mir eine SMS«, sagte ich. »Alles wird gut, Pete.«
»Ich mach mir Sorgen um dich , Bruder.«
Wir sahen einander an. Erneut kämpfte ich innerlich mit mir, zweifelte, ob es die richtige Entscheidung war. Es drängte mich, Pete in meiner Nähe zu behalten, trotzdem schien mir die zeitweilige Trennung der richtige Weg. Er säße in einem anonymen kleinen Hotel in einem Vorort, würde sein Essen beim Zimmerservice bestellen und sich kaum draußen blicken lassen. Eigentlich sollte es funktionieren.
»Ich muss dir noch eine Sache sagen, Pete.«
»Nein, musst du nicht. Ich bin clean, Jase. Ich komm schon zurecht.«
Ich packte seine Hand. Gefühle schnürten mir die Kehle zu.
»Ich geh jetzt besser.« Pete quetschte meine Hand und erhob sich. Ich starrte ihm hinterher, als er den Gang hinunterschritt und durch den Ausgang trat.
»Er schafft das schon, Jason«, beruhigte mich Shauna. »Und du zahlst meine Eintrittskarte, richtig?«
»Halt die Klappe.« Ich zog mein Handy heraus und wartete auf die Textnachricht. Zwei Minuten später traf sie ein. Sitze im Taxi. Kann ich mir Pornofilme auf deine Kreditkarte ansehen?
Ich lachte, ein kurzer Moment der Erleichterung. Dann betete ich stumm für das einzige echte Familienmitglied, das mir noch geblieben war.
Als der Film aus war, kam uns Mutter Natur mit einem Gewitter zu Hilfe. Ich nutzte den starken Regen als Vorwand, den Wagen zu holen, direkt beim Kino vorzufahren und Shauna hineinhüpfen zu lassen, die Petes Rolle übernommen hatte. Alles, was sie tun musste, war mit gesenktem Kopf in den Wagen zu springen und dabei die Tasche zu tragen, die ich mitgebracht hatte. Es war so gut wie ausgeschlossen, dass unsere Verfolger einen Unterschied zwischen Pete und meiner Büropartnerin ausmachten. Die gleiche Lederjacke und die gleiche blaue Kappe mussten als Tarnung ausreichen, solange sie ihr Gesicht nicht zeigte.
»Ich komme mir langsam vor wie James Bond«, bemerkte Shauna. Zum zweiten Mal half sie mir jetzt, meine Bewacher zu täuschen. Erst
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