Der Marquis schreibt einen unerhörten Brief
vor, überstürzen wir nichts. Kehren wir zu den Fröschen zurück. Ich glaube nicht, daß es Ihnen schwerfallen wird, sie zu fangen. Nähern Sie sich dem Teich auf Zehenspitzen, und konzentrieren Sie Ihre Aufmerksamkeit auf diejenigen, die Sie am Ufer erblicken, auf diejenigen also, die in Ihrer Reichweite sind. Unterschätzen Sie sie nicht, denn sie sind klug und argwöhnisch. Wenn Sie sich nicht geräuschlos nähern, werden sie ins Wasser springen und sich Ihrem Zugriff entziehen. Sie können eines dieser Netze benutzen, mit denen man Schmetterlinge fängt. Letzten Endes entscheiden Sie selbst, welches Verfahren Sie verwenden wollen. Die Verantwortung liegt bei Ihnen. Haben Sie sie erwischt, dann behandeln Sie sie mit Feingefühl, zerquetschen Sie sie mir ja nicht mit diesen klobigen Fingern. Sie können eine Plastiktüte nehmen, mit ein wenig Wasser darin. Setzen Sie sie hinein. Kommen Sie dann zu mir, und zeigen Sie sie mir. Ich möchte sehen, welche Sorte Frösche Sie für die geeignetsten halten. Wir untersuchen, zum letzten Mal, das Für und Wider der Angelegenheit, Sie kleiden sich grün, ich übergebe Ihnen den Brief, und dann gehen Sie schnurstracks zum Schloß von Don Demetrio. Sie werden mehr als zwei Stunden benötigen, vorausgesetzt, man hält Sie unterwegs nicht auf. Ich weiß nicht, ob es heute nachmittag regnen wird. Gestern abend wurden starke Regengüsse angekündigt, und heute morgen, als ich aus dem Fenster meines Zimmers schaute, war mir, als sei der Himmel bewölkt. Ich betrachtete ihn totenbleich, wie der Dichter sagt, bleibt mir doch heute nacht, wenn es zuvor nicht aufklart, nicht einmal mehr die Zuflucht zu den Sternen. Denn ich weiß nicht, ob all diese dicken Wolken am Ende ihre Schleusen öffnen werden. Nehmen Sie in jedem Fall einen Regenschirm, bevor Sie aufbrechen. Setzen Sie sich keinen unnötigen Gefahren aus. Regen ist ärgerlich. Mir persönlich erscheint er als ein übertrieben demokratisches Wetter, durchnäßt er doch gleichermaßen Herren wie Diener. Da hat doch irgend jemand – ein subversives Element, das im Gefängnis geendet ist – vor Jahren vorgeschlagen, einen Gesetzesentwurf einzubringen, daß es umgekehrt regnen solle, das heißt von unten nach oben, so daß nur wir naß werden würden, die wir oben sind. Und wenn ich >oben< sage, dann meine ich die Privilegierten. Begreifen Sie? Mumpitz. Ein dummer Vorschlag, den niemand ernst nahm und der sogar viele ärgerte, denn es ist doch klar, daß niemand sich der Natur widersetzen kann. Und das nicht nur der Nachteile wegen, die ein solcher Regen für die Angehörigen meiner Klasse bedeuten würde, sondern auch deshalb, weil die Leute — selbst die von niedrigstem Stande —, würde es umgekehrt regnen, sich gezwungen sähen, die Regenschirme verkehrt herum zu halten. Sie lächeln, Bautista? Glauben Sie, ich übertreibe? Sind Sie denn nach so vielen Jahren, die Sie nun in meinen Diensten stehen, immer noch nicht fähig zu erkennen, wann ich scherze? Können Sie sich etwa vorstellen, daß der Regen, einer Fontäne gleich, aus dem Boden schießt? Kurzum, wir sind uns nicht sehr sicher über das Wetter, das heute nachmittag herrschen kann. Vielleicht wird es nicht einmal von oben nach unten regnen, so wie es immer geregnet hat und wie es in alle Ewigkeit weiterregnen wird. Freilich, ich habe kein allzu großes Vertrauen in den Wetterbericht. Es genügt, daß ein leichter Wind auf kommt, um all diese Wolken zum Teufel zu jagen. Nebenbei gesagt, Bautista, was haben die Leute heute eigentlich? Weshalb kümmern sie sich so sehr um Zyklone, Antizyklone und Unwetter? Was verbergen sie hinter dieser andächtigen Verehrung der Isobaren? Ich weiß nicht weshalb, mein Freund, aber mir erscheint das verdächtig, ich vermute seltsame Schuldkomplexe. Der Mensch, der Wälder anzündet, hebt den Blick zum Himmel, besorgt um das Wohl der Wolken. Kommt Ihnen das nicht widersinnig vor? Kurz und gut, mag der Himmel auch klar wie ein Vogelauge sein, nehmen Sie einen Regenschirm, bevor Sie das Schloß verlassen. Ein Mann mit Regenschirm macht sich immer gut. Und mir macht Ihre Eleganz nichts aus. »Wie«, werden die Leute sich bei Ihrem Anblick fragen, »ist es möglich, daß dieser feierlich aussehende, grüngekleidete Herr mit einem Regenschirm als Spazierstock der Diener des Marquis von O. ist? Ist es möglich, daß ein Herr, der das Glück hat, von einem Diener mit solchem Auftreten bedient zu werden, in seinem Schloß vergraben lebt?
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