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Der Menschen Hoerigkeit

Der Menschen Hoerigkeit

Titel: Der Menschen Hoerigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. Somerset Maugham
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entgegen.
    »Schließlich bin ich nicht die Erste, die ein Kind bekommt, nicht wahr? Und der Doktor sagt, ich brauche mir keine Sorgen zu machen. Es sieht nicht so aus, als ob ich schlecht gebaut wäre.«
    Mrs.   Owen, die Besitzerin des Heims, in das sie gehen wollte, wenn ihre Zeit gekommen war, hatte ihr einen Arzt empfohlen, und Mildred besuchte ihn einmal wöchentlich. Er bekam fünfzehn Guineen Honorar.
    »Ich hätte es natürlich auch billiger haben können; aber Mrs.   Owen hat ihn mir sehr empfohlen, und ich dachte, es wäre unrecht, am falschen Ort zu sparen.«
    »Wenn du dich glücklich und behaglich fühlst, kommt es mir auf die Ausgaben nicht an«, sagte Philip.
    Sie nahm alles, was Philip für sie tat, so selbstverständlich hin, als wäre es das Natürlichste der Welt, und er seinerseits gab gern Geld für sie aus: Jede Fünfpfundnote, die er ihr gab, verursachte ihm einen kleinen Glücksschauer und machte ihn stolz; er gab ihr eine ganze Menge, denn sparen konnte sie nicht.
    »Ich weiß nicht, wo das Geld immer hingeht«, sagte sie selbst, »es scheint mir wie Wasser durch die Finger zu rinnen.«
    »Es macht nichts«, sagte Philip. »Ich bin so froh, dass ich etwas für dich tun kann.«
    Sie konnte nicht gut nähen, und so machte sie die notwendigen Sachen für das zu erwartende Baby nicht selbst; sie erzählte Philip, dass es letzten Endes billiger käme, sie fertig zu kaufen. Philip hatte vor kurzem eine der Hypotheken veräußert, in die sein Geld investiert gewesen war; jetzt fühlte er sich mit den fünfhundert Pfund auf der Bank, die auf eine Anlage warteten, die leichter zu realisieren war, ungewöhnlich reich. Sie sprachen oft von der Zukunft. Philip drang sehr darauf, dass Mildred das Kind bei sich behalten solle; aber das lehnte sie ab. Sie musste ihren Unterhalt verdienen, und das würde leichter sein, wenn sie sich nicht um das Kind zu kümmern brauchte. Sie wollte wieder in einer der Teestuben ihrer früheren Gesellschaft arbeiten, und das Kind konnte bei einer anständigen Frau auf dem Lande untergebracht werden.
    »Ich kann jemanden finden, der es für siebeneinhalb Shilling wöchentlich gut betreut. Es ist besser für das Kind und besser für mich.«
    Das schien Philip gefühllos. Aber als er mit ihr darüber zu reden versuchte, tat sie so, als glaubte sie, dass es ihm um die Ausgabe zu tun wäre.
    »Du brauchst dir keine Sorgen darum zu machen«, sagte sie, » dich werde ich nicht bitten, dass du es bezahlst.«
    »Du weißt, dass es mir nicht darauf ankommt, wie viel es kostet.«
    Im Grunde ihres Herzens hoffte sie, dass das Kind tot geboren werden würde. Sie deutete es nur an, aber Philip merkte wohl, dass sie daran dachte. Zuerst war er entsetzt; aber als er es genauer bedachte, musste er zugeben, dass es für alle Teile das Beste wäre.
    »Es ist alles leicht gesagt«, bemerkte Mildred klagend, »aber es ist nicht so einfach, wenn sich ein Mädchen seinen Lebensunterhalt selbst verdienen muss, und es wird nicht gerade leichter, wenn man ein Kind hat.«
    »Glücklicherweise hast du ja mich, auf den du dich verlassen kannst«, lächelte Philip und nahm ihre Hand.
    »Du bist gut zu mir gewesen, Philip.«
    »Unsinn!«
    »Du kannst aber nicht sagen, dass ich dir für das, was du für mich getan hast, nichts angeboten hätte.«
    »Himmelherrgott, ich brauche nichts dafür. Wenn ich etwas für dich getan habe, so habe ich es deshalb getan, weil ich dich liebe. Du bist mir nichts schuldig. Ich will nichts von dir, oder doch nur, wenn du mich liebst.«
    Es entsetzte ihn ein wenig, dass sie meinte, ihr Körper wäre eine Ware, die man gleichmütig als Dank für geleistete Dienste hingeben konnte.
    »Aber ich möchte es gern, Philip. Du bist so gut zu mir gewesen.«
    »Nun, ein bisschen Warten schadet nichts. Wenn du wieder in Ordnung bist, dann können wir eine kleine Hochzeitsreise machen.«
    Mildred erwartete ihre Niederkunft Anfang März. Dann sollte sie, sobald sie wieder kräftig genug war, für vierzehn Tage an die See. Das würde es Philip möglich machen, ununterbrochen für sein Examen zu arbeiten. Darauf folgten die Osterferien, und sie hatten abgemacht, dann zusammen nach Paris zu fahren. Philip sprach unaufhörlich von allem, was sie unternehmen würden. Paris wäre gerade um diese Zeit bezaubernd. Sie würden sich in einem kleinen Hotel im Quartier Latin, das er kannte, ein Zimmer nehmen. Sie würden in allen möglichen kleinen reizenden Restaurants essen, sie würden ins

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