Der Menschenjäger
noch Zeit, ihn nach dem Verbleib von Sadagar zu fragen.
»Nun?« wandte sich Mythor an Robbin, als der mit seinen Bandagen zu spielen begann und überallhin blickte, nur nicht zu ihm.
Der Pfader wand sich. Dann endlich stieß er hervor:
»Du gibst ja keine Ruhe, bevor du nicht dein eigenes Grab geschaufelt hast! Ja, Siebentag hat die Karte gelesen! Ich weiß nicht, wie er das anstellte, aber er hat mir gesagt, wohin wir verschlagen wurden. Ich kann die Phanus nun steuern und sie über die Dämonenleiter nach Yhr bringen. Aber ich sollte es nicht tun, für alles Salz der Welt nicht!«
»Unser Ziel ist Carlumen « , mußte Mythor ihn nochmals erinnern, »nicht Yhr.«
»Eines ist wie das andere!« entgegnete Robbin. »Vielleicht besinnst du dich noch, wenn ich dir verrate, daß Yhr die mächtigste und gefürchtetste Schlange der Finsternis überhaupt ist! Sie ist weit mehr als nur ein abscheuliches Tier. Sie ist eine dämonische Macht, von deren Stärke ihr gar keine Vorstellung habt!«
»Aber du?« fragte Fronja.
»Ich schon, und darum sollte ich euch nicht führen. Verflucht sei der Tag, an dem ich mein Versprechen gab!«
»Aber du hast es gegeben«, erwiderte Mythor barsch. »Jetzt zetere nicht länger, sondern kümmere dich darum, daß die Phanus auf den richtigen Kurs gebracht wird!«
Robbin breitete die Arme aus, wollte etwas sagen, schwieg aber. Mit finsteren Blicken seiner lidlosen, großen roten Augen ging er zur Treppe, wo er noch einmal stehenblieb und sich nach Siebentag umsah.
Irgend etwas in der Art und Weise, wie der Pfader den Kannibalen musterte, alarmierte Mythor. In diesem Blick lag fast so etwas wie grenzenlose Ehrfurcht, aber auch Angst.
» Wie hat er die Karte gelesen?« fragte der Gorganer mit einer Schärfe in der Stimme, vor der er selbst erschrak.
»Frage ihn!« wies Robbin ihn ab und beeilte sich, hinauf an Deck zu steigen.
»Siebentag?«
Der Kannibale entblößte die zugeschliffenen, schwarzen Zähne zu einem Grinsen.
»Ich weiß nichts mehr«, sagte er und folgte Robbin.
»Er wird mir mit jedem Tag unheimlicher«, flüsterte Fronja, als Mythor sich nach den drei Kristallen und der Karte bückte. »Wir sollten noch mehr vor ihm auf der Hut sein. Er ist kein Wilder.«
»Sondern?«
Sie fand keine Antwort, und der Worte waren genug gewechselt. Die Phanus war auf dem Weg. Carlumen wartete – und das namenlose Grauen von Yhr und auf dem Weg dorthinab.
Seine Netze waren schon längst gesponnen. Nun zogen sie sich zusammen, als hätten die Mächte der Finsternis nur darauf gewartet, daß die Phanus den Kurs änderte, hin zur Dämonenleiter.
3.
Der Angriff erfolgte so plötzlich, daß selbst die Amazonen, die die ganze Zeit über mit nichts anderem gerechnet hatten, völlig überrascht wurden. Nadomir war noch ohnmächtig. Mythor hatte Gerrek gerade die Weltkarte und die drei DRAGOMAE-Kristalle zur Aufbewahrung in der Beuteltasche gegeben, als die Schreie der Kriegerinnen über das Boot gellten.
Alton leuchtete in Mythors Faust. Der Sohn des Kometen sprang auf eine der auf dem Deck befestigten Vorratskisten und suchte nach Gegnern, die er in den wallenden, nun wieder dichter gewordenen Nebeln zu sehen erwartete. Einen Atemzug lang war er verunsichert. Es war gespenstisch still. Waren nun auch die Kriegerinnen Opfer von Trugbildern geworden wie Nadomir?
Dann aber schrie auch Fronja auf. Im gleichen Augenblick sah Mythor die schimmernden Blasen, die sich auf die Phanus herabsenkten. Sie leuchteten schwächer als die Nebel, von denen sie ausgespien worden waren, so daß man ihrer erst gewahr wurde, wenn sie schon über das Deck rollten. Von allen Seiten trieben sie heran, zu Hunderten oder gar Tausenden. Keine von ihnen war größer als eine Männerfaust. Sie rollten durcheinander, türmten sich an den Bordwänden rasch auf und begannen zu wachsen.
Die Amazonen droschen auf sie ein, noch bevor sich ihre schreckliche Natur offenbarte. Eine Blase nach der anderen platzte auf und gebar schleimige, kopfgroße Klumpen, deren Form sich veränderte, die zu Fladen wurden und sich blitzschnell auf die Füße der Kriegerinnen zuschoben oder winzige Beine ausbildeten und lange, hauchdünne Fäden, die alles Fleisch verbrannten, mit dem sie in Berührung kamen.
Mythor erfaßte die Lage mit einem Blick, griff nach Fronjas Hand und riß sie zu sich hinauf auf die Kiste.
»Laßt sie nicht herankommen!« schrie er den Amazonen zu. »Eure Schwerter töten sie nicht!«
»Das haben wir auch
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