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Der Meuchelmord

Titel: Der Meuchelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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Telefonverbindung zum Schloß selbst. Niemand kam ohne ausdrückliche Genehmigung Huntley Camerons herein. Sie ließ den Wagen langsam durch die Einfahrt rollen. Als die vier steilen Türme über den Baumwipfeln in Sicht kamen, wurde das letzte Stück der Auffahrt steil. Elizabeth bewältigte die fünfhundert Meter bis zum Gipfel des künstlichen Berges im zweiten Gang. Dann wurde der Fahrweg plötzlich wieder eben. Elizabeth stieg aus und schritt durch das Tor. Dabei mußte sie an Kellers Frage denken: ›Wer ist denn dein Onkel? Ich habe nie von ihm gehört.‹ Schade, daß Huntley diese Worte nicht hören konnte. Er setzte voraus, daß alle Welt ihn kannte, wie man den lieben Gott kennt. Niemals wäre ihm der Gedanke gekommen, daß die Welt voller Kellers war, denen sein Name überhaupt nichts sagte. Noch weniger konnte er sich vorstellen, daß seine Nichte näher mit einem dieser Leute in Berührung kommen könnte, als bestenfalls in einem geschlossenen Wagen auf einer schmutzigen Straße an ihnen vorbeizufahren. Aber gerade deshalb war sie nach Freemont gekommen. Sie hatte Leary ihr Wort gegeben, Peter Matthews wartete bereits auf die nächsten Informationen, und ihr lag genausoviel wie den beiden daran, Eddi King zu fassen. Aber vorher mußte sie wissen, wie tief ihr Onkel mit drinsteckte, wieviel er wußte, welche Rolle Keller spielen sollte; erst dann konnte sie entscheiden, wie sie ihn – oder auch Huntley, falls er es nötig hatte – schützen konnte, während sie Leary auf King hetzte. Vor allen Dingen mußte sie noch viel mehr über die ganze Sache wissen, bevor sie entscheiden konnte, wie sie alle miteinander von Keller ablenken konnte.
    Sie fand ihren Onkel nicht gleich. Zuerst ging sie in ihr Zimmer hinauf und zog den Hosenanzug aus, den sie für die Autofahrt gewählt hatte. Huntley haßte Frauen in Hosen; er duldete bestenfalls Shorts, und die auch nur bei Frauen, die sehenswerte Beine aufzuweisen hatten. Nachdem Elizabeth sich umgezogen hatte, setzte sie sich an den Frisiertisch. Jedes der Gästezimmer war mit allen Toilettenartikeln für ihn und für sie ausgestattet; die Haarbürsten aus Gold und Emaille paßten genau zu dem kostbaren venetianischen Spiegel und dem Florentiner Tischchen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Mitten im Zimmer stand ein Bett, das einst einer Visconti-Prinzessin gehört hatte, ein Denkmal aus geschnitztem und vergoldetem Holz. Elizabeth fuhr sich mit der Bürste durchs Haar. Sie trug es immer noch offen. Plötzlich schloß sie die Augen und dachte daran, wie Keller mit ihren Locken gespielt hatte.
    »O Gott!« stieß sie hervor.
    »Was ist los, mein Schatz? Fühlst du dich nicht wohl?«
    Sie hatte die Tür nicht gehört. Rasch drehte sie sich um und sah die Frau in der offenen Tür stehen. Huntley hatte sich immer nur brünette Frauen ausgesucht. Auch Dallas Jay war dunkelhaarig, und bei der richtigen Beleuchtung hatte man den Eindruck, daß ihr Gesicht perfekt zu ihren großartigen Kurven paßte.
    »Hi«, sagte sie. »Ich hab' dich kommen hören, da wollte ich dich begrüßen. Ist hiermit geschehen. Nett, dich mal wieder zu sehen.«
    »Ich freue mich auch, daß ich wieder hier bin, Dallas.« Elizabeth stand auf. »Ich wußte nicht, ob du aus Florida schon wieder zurück warst. Du siehst prächtig aus.«
    »Ich hab' mich von der Sonne ordentlich bräunen lassen«, sagte sie. »Hunt hat es sehr gefallen.«
    »Kann ich mir denken«, sagte Elizabeth. Aus der Ferne sah Dallas genau wie das aus, was sie einmal war: eine hübsche Nachtklubsängerin mit mehr Busen als Stimme. Aber aus der Nähe bemerkte man, daß sie etwas zu braun war und ein paar Falten zuviel hatte. Sicher ist sie wesentlich älter, als wir alle annehmen, dachte Elizabeth. Die beiden waren stets gut miteinander ausgekommen, und sei es nur deshalb, weil sich Dallas gehütet hätte, Huntleys Nichte zu verärgern und weil Elizabeth von sich aus jeder Meinungsverschiedenheit aus dem Weg ging. Sie hätte nicht einmal sagen können, ob sie diese Frau leiden konnte oder nicht. Sie war immer so nett und freundlich, daß es schon nicht mehr echt wirkte.
    »Ist mein Onkel zu Hause?«
    »In der Musikgalerie, Liebste. Sein Freund ist gerade da, dieser nette Verleger Mr. King. Komm mit, wir trinken einen Schluck, wenn wir schon warten müssen. Er hat gesagt, daß er vorerst nicht gestört werden darf.«
    »Danke«, sagte Elizabeth zögernd. »Ja, ich komme gern mit, Dallas. Dann kannst du mir von Florida

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