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Der mieseste aller Krieger - Roman

Der mieseste aller Krieger - Roman

Titel: Der mieseste aller Krieger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Kinderspiel«, erwiderte Sofanor. »Wir gehen hinein, wenn alle schlafen.«
    Wegen seines breiten Grinsens dachte ich hoffnungsvoll, er mache einen Scherz, doch dann ärgerte er mich allmählich mit seiner Beharrlichkeit.
    »Ich kenne das Türschloss ganz genau«, sagte er, als ginge es darum, sich im Kino einen Film anzusehen. »Der Alte aus dem Kloster, wo ich aufgewachsen bin, hatte auch so eins, und ich habe gelernt, es zu knacken, wenn er mich einschloss.«
    »Bei dir ist eine Schraube locker, Sofa. Ich habe es immer geahnt.«
    »Ach komm, Samu, ich will, dass du mir hilfst. Ich brauche das Geld, um etwas Wichtiges zu kaufen.«
    »Was denn?«, hakte ich argwöhnisch nach.
    »Das kann ich dir nicht sagen«, meinte er, während er sich nach rechts und links umschaute, um sich zu vergewissern, dass uns niemand hörte.
    »Dann kann ich dir leider nicht helfen.«
    Zu der Zeit nahm ich überallhin den Glockenwecker mit, das Geschenk von Petronilas Mutter zu unserer Hochzeit, die nie stattgefunden hatte. Ich trug einen Beutel aus Sattelleder quer über der Brust, und darin bewahrte ich ihn auf. Solange wir in der Hauptstadt nach dem Satan López-Cuervo gesucht hatten, war er in der Obhut von Petros Mutter gewesen; auf der Anrichte in ihrem Esszimmer war er allerdings der Meeresbrise ausgesetzt, die durch die Fensterritzen drang und alles mit Feuchtigkeit durchtränkte, bis das Räderwerk irgendwann nicht mehr funktionierte.
    »Gib mir den Wecker, ich bringe ihn wieder in Ordnung«, bot Sofanor mir an.
    »Was verstehst du schon von Uhren?«, fragte ich ihn.
    »Das kann doch nicht so schwer sein.«
    Er nahm ihn mir aus der Hand und fing an, ihn zu untersuchen.
    »Gib ihn her, Sofanor, ich will nicht, dass er ganz kaputtgeht«, fauchte ich ihn an.
    »Wir machen einen Deal. Ich bringe ihn dir wieder in Ordnung …«
    »Nein!«
    »Du sagst, ich kann das nicht, und ich sage dir, ich kannes doch. Wenn es mir gelingt, begleitest du mich zu dem Laden. Du sollst nur mitkommen, nichts weiter.«
    Ich zögerte mit einer Antwort, obwohl ich wusste, dass ich keine Wahl hatte. Mein Freund würde den Wecker nicht wieder herausrücken.
    »Er ist doch schon kaputt. Noch kaputter kann er gar nicht gehen …«, fügte Sofanor noch hinzu.
    Kurze Zeit später tauchte er mit dem Wecker bei mir auf. Ich stellte fest, dass die Zeiger auf dem Ziffernblatt wieder liefen. Zuerst konnte ich es kaum glauben. Ich war so glücklich, dass ich ganz vergaß, dass die Medaille zwei Seiten hatte.
    »Ich erwarte dich heute Abend auf dem Platz«, sagte Sofanor.
    Natürlich ging ich hin, aber ich hatte das Gefühl, meine Beine würden mir jeden Moment den Dienst versagen. Sofanor saß auf derselben Bank wie immer und polierte seinen Revolver.
    »Den willst du doch hoffentlich nicht benutzen?«, fragte ich lauernd.
    »Es ist nur zur Einschüchterung«, erwiderte er, ohne aufzublicken.
    »Um wen einzuschüchtern? Du hast doch gesagt, alle würden schlafen …«
    »Ja, schon, aber falls sie doch aufwachen.« Er ließ den Satz in der Schwebe.
    »Wie? Dann würdest du schießen?«, fragte ich entsetzt.
    »Na, ich hoffe nicht«, sagte er, als habe er nichts mit der Sache zu tun.
    »Sofa!«
    »Schscht«, ermahnte er mich mit dem Zeigefinger auf den Lippen.
    Diesmal sah er mir in die Augen. Er sagte, es sei an der Zeit, sich auf den Weg zu machen.
    Der Laden lag in einiger Entfernung vom Platz, und es fiel mir schwer, mit ihm Schritt zu halten. Es war das erste Mal, dass ich mich in seiner Begleitung nicht sicher fühlte. Als ich vom Staub, den er mit seinem forschen Gang aufwirbelte, husten musste, mahnte er mich erneut mit einem »Schscht«. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass wir schon vor dem Laden standen. Er begann mit einem Draht in dem Schloss herumzustochern, und ich sollte aufpassen, ob jemand auf der Straße nahte, doch der Schweiß, der mir in die Augen lief, hinderte mich daran, klar zu sehen.
    »Schon geschafft«, sagte Sofanor leise.
    Die Tür sprang auf, und mein Freund betrat den Laden. Ich folgte ihm, indem ich ganz behutsam einen Fuß vor den anderen setzte. Alles lag im Dunkeln, und ich wagte kaum zu atmen, während Sofanor durch den Raum schritt, als sei er hier zu Hause. Vor einem Schrank mit lauter Schubladen blieb er stehen, zog die obere auf, in der sich das Geld befand, und steckte alles in seine Segeltuchtasche. Mir klapperten die Zähne, ich konnte nichts dagegen tun, und mein Herz pochte so laut, dass ichdachte, es könnte den Ladenbesitzer

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