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Der mieseste aller Krieger - Roman

Der mieseste aller Krieger - Roman

Titel: Der mieseste aller Krieger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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nur ein Bestandteil von Carmelos Plänen sein wollte, rief sie kurzentschlossen seinen dicken Kommilitonen und die alpine Malertruppe zusammen, um ihnen zu erklären, wie man alle Eingänge der Universität von innen verriegeln könne, wie viel Verpflegung sie brauchten und welche Plakate sie an den Fassaden aufhängen müssten. Vierzehn Tage nach der Besetzung des Universitätsgebäudes willigten die Verantwortlichen ein, das Kursangebot zu erweitern.

Antofagasta, 1935
    Als es mir an den Kragen ging, nachdem ich den Laden ausgeraubt hatte und im Knast landete, habe ich mich nicht im Geringsten beschwert, nicht wegen der Kälte in den Knochen und auch nicht wegen der ungenießbaren Brühe, die man uns servierte. Ich habe den Kerker ertragen und zu allem, was die Gefängniswärter von mir wollten, ja und amen gesagt. Der Gedanke an die Glasflasche mit den zusammengerollten Geldscheinen hat mir die leeren Stunden hinter Gittern versüßt, die ich mir ansonsten mit der Lektüre der Romane vertrieb, die Flor mir vorbeibrachte. Ich weiß nicht, ob ich dir das schon gesagt habe, Benito, aber wenn du allein in deinem Zimmer bist, solltest du nicht stumm, sondern laut lesen. So hörst du auch den Klang der abenteuerlichen Geschichten der Verstorbenen, die du dir zu eigen machst.
    Fassen wir noch einmal zusammen, Benito: Sofanor verschwand immer wieder für längere Zeit mit der Inglesa, die ihn von seinen Kumpeln fernhielt, weil sie uns verachtete und sich selbst für hübsch und elegant hielt. Ihn aber brauchte sie für ihre Intrigen. Dass Sofanor und die Inglesa zu Komplizen wurden, war für mich in gewisser Weise ein Segen, denn seine kriminelle Ader trat zunehmendund mit aller Macht zutage, und diese Frau wirkte auf ihn wie Dynamit auf Feuer. Hin und wieder begleitete ich die beiden auf einem ihrer Raubzüge, doch ihre aufdringliche Knutscherei jedes Mal, wenn wir die Beute aufteilten, ging mir schwer auf die Nerven. Außerdem waren sie von meiner gänzlichen Untauglichkeit für die hohe Kunst des Diebstahls überzeugt.
    Damals hatte ich Flor gerade kennengelernt, in einer Kneipe in der Nähe des Hauptplatzes von Antofagasta. Obwohl mich mit ihr nicht gleich diese Leidenschaft verband wie mit Petronila, entsinne ich mich noch, dass ich sie gerne glücklich machte. Wenn ich für sie voller Inbrunst Lieder schmetterte wie ein Tangosänger auf der großen Bühne, mit geschlossenen Augen und hinreißenden Seufzern, hatte Flor ihren Spaß an diesem albernen Spiel. Auf einem der wenigen Spaziergänge, die deine Großmutter und ich gemeinsam durch die Stadt unternahmen, verliebte sie sich in eine weinrote Bluse mit einer aufgebauschten Stoffkaskade anstelle der Knöpfe. Die Bluse war sehr teuer, und Flor wusste, dass sie sich im Leben mit frommen Wünschen zufriedengeben musste. Vielleicht, um mich in ihren Augen verdient zu machen, beschloss ich, ihr das Gegenteil zu beweisen. Ich musste mir Geld beschaffen, und da fiel mir nichts Besseres ein, als es zu stehlen. Ich brütete lange über einem guten Plan, spähte die Straßen aus, welchen Fluchtweg ich nehmen könnte, was ich sagen würde, wenn ich den Laden betrat – »Hände hoch, das ist ein Überfall«? Ich stellte mir vor, wiesie mich auslachten. Irgendwann lief mir dann das perfekte Opfer über den Weg, ein alter, leicht humpelnder Juwelier, der mich auf der Flucht niemals würde schnappen können. Als der festgesetzte Tag kam, bezog ich an der Ecke gegenüber vom Juwelierladen Stellung, peilte das Geschäft an, als die Straße fast menschenleer schien – und kehrte am Ende doch unverrichteter Dinge heim. Meine Verzagtheit hielt an, bis Flor sich eines Morgens eine der beiden Blusen, die sie besaß, derart beschmutzte, dass sie sie nie mehr würde tragen können. Das anschließende Drama zwang mich, zum Krieger zu werden. Entschlossen trainierte ich eine Weile, um rennen zu können wie die Stute der Lorenzona, und suchte dann entschlossen den Juwelierladen auf. Mit einer gebogenen Lanzette, wie die Fischer sie zum Muschelknacken benutzen, pflanzte ich mich vor dem alten Ladeninhaber auf und befahl ihm, die Kasse zu leeren. Er starrte mich mit offenem Mund an, und je mehr ihm die Hände zitterten und er stammelnd etwas zu sagen versuchte, desto nervöser wurde ich. Die scharfe Lanzette tanzte immer wilder in meiner Hand. Das Beben in meinen Knochen ließ mich befürchten, meine Waffe könnte lebendig werden und ihre Wut an dem armen Mann auslassen. Doch so weit kam es

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