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Der mieseste Liebhaber der Welt

Der mieseste Liebhaber der Welt

Titel: Der mieseste Liebhaber der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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nicht, weil es keinen Unterschied machen würde.
    »Ich habe Angst, dich zu verlieren!«, schrieb ich ihr.
    »Du hast doch gar keine Ahnung,
wen
du verlierst«, antwortete Magdalena, »und du hast mir ja schon mal deutlich gemacht, dass du es auch nicht wissen willst.«
    Das verstand ich allerdings völlig falsch, wie sich später herausstellen sollte – ich nehme an, Magdalena hat sich ziemlich
     darüber amüsiert   …
    »Das hat sich geändert«, schrieb ich zurück, »lass uns so schnell wie möglich ein Treffen vereinbaren. Ich ertrage es nicht
     mehr, immer nur im Konjunktiv zu leben.«
    »Ich denke darüber nach.«
    Und das tat sie. Zwei Wochen lang. Danach machte sie mir ein Angebot. Allerdings keines, über das sie verhandeln wollte. Friss
     oder stirb, so lautete der Deal. Ich würde sie treffen, in ihrer dunklen Wohnung, und wir würden uns beim ersten Mal nicht
     sehen, sondern nur fühlen, schmecken, riechen. Es wäre eine Begegnung voller Respekt und Vertrauen, und wir würden beide nicht
     abgelenkt werden von stereotypen visuellen Erwartungen. Wir würden unseine Chance geben auf der Basis unserer schlichten Empfindungen, in einem konsequenten Sinne des Wortes. Magdalena wollte
     das bedingungsloseste
Blind Date
der Welt. Natürlich war das einerseits ein Klischee, gerade in Internetkreisen kursierten die wildesten Geschichten über Treffen
     dieser Art. Mein Freund Olli hatte für solch eine Veranstaltung nicht viel übrig: »Blindekuh für Loser« hatte er es genannt.
     Er behauptete, zu solchen Mitteln würden nur die Freddy Kruegers und Miss Piggys dieser Welt greifen, um sich auch mal ungeniert
nicht
zeigen zu können. Doch andererseits: Hatte Magdalena nicht Recht? Wären wir wirklich in der Lage, uns zu
erkennen
, wenn wir uns mit unseren festgenagelten visuellen Maßstäben gegenübertreten würden? Wäre es nicht ehrlicher, die ganze Palette
     unserer Sinneswahrnehmungen in Anspruch zu nehmen? Wäre es nicht
anders
? Und möglicherweise nicht auch ein bisschen
schärfer
?
    Außerdem hatte Magdalena noch eine zweite Sicherheitsbarriere eingebaut.
    »Nach unserem Treffen in der Finsternis wirst du wieder von dort verschwinden, ohne Licht zu machen«, schrieb sie mir, »und
     dann entscheidet jeder von uns selbst, ob er den anderen noch einmal sehen möchte. Ohne unwürdige Diskussion, ohne respektlose
     Begründung, ohne peinliche Entschuldigung. Wenn einer von uns nicht am selben Abend gegen Mitternacht an den Landungsbrücken
     auf St. Pauli sein wird, hören wir nie wieder etwas voneinander. Wir löschen unsere Profile bei ›Got’ you‹ und verschwinden.
     Bist du dabei?«
    »Habe ich eine Wahl?«, fragte ich zurück.
    »Jetzt nicht mehr«, antwortete Magdalena.
    »Woran erkennen wir uns an den Landungsbrücken?«
    Magdalena lachte.
    »Wenn es so sein soll, dann wirst du mich schon erkennen, glaub mir.«
    Schon wieder so ein kryptischer Hinweis. Aber was sollte ich machen?
    »Also gut: Wann und wo geht es los?«
    »Gib mir ein paar Tage, du hörst von mir.«
    Ich wartete zwölf Tage auf eine Nachricht von ihr, zwölf lange Tage und Nächte. Dann schickte sie mir eine Mail
,
die in der Betreffzeile nur aus einer Hamburger Festnetznummer und einem Termin bestand: Tel. 361339   / nächsten Freitag, 20   Uhr.
    Bis Freitag waren es noch vier Tage, ich rief die Nummer täglich an. Nie war jemand zu Hause, und der Anrufbeantworter – so
     es ihn überhaupt gab – war ausgeschaltet. Erst am Donnerstag meldete sich Magdalena in ihrer Wohnung.
    »Ja?«
    »Magdalena? Ich bin’s, Markus.«
    »Weiß ich. Was willst du?«
    »Mit dir reden?«
    »Warte bis morgen.«
    »Können wir nicht einfach ein wenig   …«
    »Nein. Nicht am Telefon. Wir sehen   … wir treffen uns morgen, Markus!«
    Und dann legte sie auf. Am nächsten Tag rief ich sie noch einmal an.
    »Ich brauche die Adresse.«
    »Warte noch. Ruf mich gegen sieben an, nicht eher.«
    Und das tat ich. Bevor ich mich melden konnte, nannte mir Magdalena die Adresse.
    Geschwister-Scholl-Straße 14.
    Eine Stunde später stand ich vor dem Haus. Nett. Eine weiße Jugendstilvilla in einer kleinen Straße im Grenzbereich zwischen
     Eppendorf und Lokstedt. Hier war ich noch nie in meinem Leben gewesen. Ich wählte die angegebene Nummer.
    »Ich stehe jetzt vor dem Haus!«
    »Markus? Du bist tatsächlich da?«
    ***
    Ungefähr anderthalb Stunden war ich der glücklichste Menschder Welt. Ich hatte das Gefühl, dass mein Leben sich an einem

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