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Der Minus-Mann

Der Minus-Mann

Titel: Der Minus-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Sobota
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redest ja nur ihm nach«, versucht der Junge abzuschwächen, und deutet zu mir.
    »Halts Maul, Gschropp, und du Karl, paß auf das Spiel auf«, sage ich knapp und kalt.
    Alle in der Zelle haben auf das Spiel geachtet, die Wortwechsel gehört. Es gibt keinen Zweifel, der Junge gehört mir.
    Anton spannt das Gesicht. Er flucht über die Karten, nicht über den Partner. Karl kratzt sich am Hinterkopf und schaut zum Fenster. Der Junge hat noch nichts mitbekommen. Das Gespräch erschien ihm wahrscheinlich so harmlos, wie Reden am Kartentisch eben sind. Nach zwei Stunden haben Anton und der Junge sechs Partien verloren und nicht eine gewonnen. Anton steht verärgert auf. Er kocht.
    »Heit hob i kane Koartn, i geh lesn«, sagt er und geht zu seinem Bett. Der Junge geht zum Tisch beim Fenster. Ich sehe ihm nach. Sein Gang ist rund. Die Hüften, die Gesäßkugeln wiegen auf und ab wie bei einer Frau. Er holt Zigaretten, will zu dem Platz neben mir zurück. Er fängt den auf sich gerichteten Blick auf, stockt im Schritt und beginnt hastig mit Karl ein Gespräch. Sie gehen auf und ab, vom Klosett zum Fenster. Sieben Schritte in jeder Richtung. Karl signalisiert mir hinter dem Rücken des Jungen, daß sie von mir sprechen. Ich hebe die Schultern, es ist mir egal. Dann blättere ich in einer Tageszeitung. Wolfgang setzt sich zum Tisch.
    »Jedes Foch nah i in ana aundan Foab«, sagt er und zeigt mir die Plastiktüte. Ich habe eine Toilettetasche bei ihm bestellt. Er ist geschickt und flink, die meiste Zeit hat er nur Unsinn im Kopf, dann bekommt er von mir Aufträge. Meine Schachtel für die Briefe mit buntem Papier auskleben, Rahmen für Fotos basteln, Messer schleifen und ähnliches.
    Beppo kommt zum Tisch, setzt sich mir gegenüber. Er dreht den Kopf zu Karl und dem Jungen, dann zu mir.
    »A wundaschena Bua, oba frank, den muaßt a weu brodn, bis dea hoit «, sagt er und lacht lauernd.
    »Oda haust eahm am Schedl und pudast eahm nieda?«
    Beppo ist dreißig, klein, breitschultrig, Muskelstränge spielen entlang der Arme. Er hält den Kopf meist gesenkt. Der Blick kommt aus schwarzen, stechenden Augen von unten her. Vorläufig hat er zehn Monate und das Arbeitshaus. Aber er hat noch ein zusätzliches Verfahren ausständig. Er hat einen Mann, während der mit seinem Komplizen raufte, zweimal angeschossen.
    Mir ist er widerlich. Zweimal schon habe ich versucht, ihn zu provozieren, doch er zog sich mit kriecherischem Lächeln zurück. Ich kann seine Gier nach dem Jungen fast greifen, deutlich steht sie in seinem Gesicht. Die Augen flackern, die Finger kneten knackend gegeneinander. Karl geht pinkeln. Der Junge zögert, dann setzt er sich neben mich.
    Sein Blick streift Beppo, der ihn offen und freundlich anlächelt. Beppo sieht blitzschnell zu mir. Meiner Miene ist nichts zu entnehmen.
    »Oiso, Gschropp, du ghearst eahm, waßt übahaupt, wos des haßt«, sagt er.
    Die Worte triefen aus seinem Mund.
    »Was heißt, ich gehöre«, sagt der Junge plötzlich wütend, »ich gehöre mir, das ist doch klar.«
    Der Zorn rötet sein Gesicht. Das Mädchenhafte ist ausgeprägt und deutlich.
    »Na jo, freilich gherst du dir a, des was eh jeda, oba«, hinterhältig lachend weist Beppo mit der Hand auf mich, »nua waun ear wü.«
    »Das ist doch Blödsinn, er will doch nichts von mir«, sagt der Junge rasch und sieht zu mir, »du kannst doch sagen, daß das alles Blödsinn ist und daß sie damit aufhören sollen.«
    Beppos Grinsen vertieft sich. Der Junge ruft meinen Schutz an, ohne zu denken, als natürliche Reaktion.
    Meine Hand schiebt die Zeitung zur Seite.
    »Er möchte Ruhe haben, möchte nicht mehr darüber reden«, sage ich leise. Beppo geht.
    Ein Gerede entsteht, zerfällt. Karten werden hin und her geschoben. Abendessen. Karotten. Die Türe wird verriegelt. Um siebzehn Uhr beginnt die Musikberieselung aus dem Lautsprecher. Peter sitzt, den Kopf in die Hände vergraben. Seine Frau ist ohne Geld, die Schulden drängen. Er hat noch fünf Monate.
    »Wia i in Göllasdurf bin, vaschwind i«, sagt er, »bis duathin, zwa, drei Wochn hoit di Oide no durch, aundas gehts net.«
    Er nimmt die Teebeutel und hängt sie in den Krug mit heißem Wasser.
    »Hoi sein Becha, oba wosch eam aus«, sagt er zu dem Jungen.
    Der nimmt meinen Becher aus dem Wandkasten, spült ihn an der Wasserleitung und bringt ihn zum Tisch. Peter löffelt Zucker in die Becher, dann schiebt er meinen zu mir über den Tisch. Der Junge rührt um.
    »Möchtest du Zitrone dazu«,

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