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Der Minus-Mann

Der Minus-Mann

Titel: Der Minus-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Sobota
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weiß von nichts.
    »Die letzten Monate, die Sie noch im Haus sind, könnten für Sie ganz angenehm verlaufen. Sie sind in den Hof eingeteilt, frische Luft, mehr zu essen«, der Breitarschige ist öliges Entgegenkommen, »nun, ich glaube, es ist das beste, Sie stimmen meinem Vorschlag zu«, sagt er. Ich drehe mich um. Hinter mir steht nur der Begleitbeamte. Der Goldbonze hat zu mir gesagt, ›ob … ich zustimmen will‹ … war eine Revolution … wurden die Menschenrechte verkündet?
    »Ja«, sage ich verwirrt. Der Goldene nickt, wohlwollend, fettig.
    »Grat Ebenerdig vierzehn«, sagt der Mürrische. Ich nehme meinen Binkel und wandere in den Gemeinschaftstrakt. Eine Zwölfmannzelle. Ich suche mir ein freies Bett, dann sitze ich beim Tisch und warte. Die Gefangenen kommen nach vier Uhr von der Arbeit.
    Der erste, der zur Tür hereinstürmt, ist Bernd. Ich kenne ihn seit langer Zeit. Aus dem Jugendgefängnis, wie viele andere auch.
    »Wia host des draht, dauand im Kölla und daun in Hof«, fragt er mich.
    »Du, i waß net, woahrscheinlich hom sie de girrt«, sage ich.
    Gesichter, die meisten fremd, sehen mich an.
    »Du, jössasnau, fia di hob i wos. Gerti, kumm her«, sagt er zu einem großgewachsenen, sehr schlanken, wuschelhaarigen, jungen Gefangenen. Er setzt sich zu Bernd und mir.
    »Bleib steh und loss di amoi aunschaun von eahm«, sagt Bernd streng, »wüllst eahm hobn«, er wendet sich zu mir, »ear kaun ollas, guat blosn, Schuach putzn, Brote belegn, Fiaß woschn … na ollas, wos’d eahm aunschoffst«, setzt er die Anpreisung fort.
    »Marschier und moch eahms Bett, gemma«, sagt er zu dem Jungen. Der schaut mich an, dann zuckt ein Lächeln über sein Gesicht.
    »Gern«, sagt Gerti. So komme ich in den Besitz eines Sklaven. Gerti putzt nicht nur die Schuhe, sondern er trocknet mich nach dem Waschen von Kopf bis Fuß ab, streicht mir Zahnpasta auf die Zahnbürste, zuckert den Kaffee, streicht die Brote, hilft mir beim Anziehen, massiert mich abends, von den Schultern bis in den Waden, empfindliche Stellen mit der Zunge und den Lippen, er dreht meine Zigaretten und hält beim Spielen meine Karten. Manchmal jage ich ihn unter den Tisch, dann inhaliert er der Reihe nach die Schwänze der Spieler. »I hob a Quaaaaaaaaart«, schreit dann Vickerl, der Kartenhai, und rutscht und zittert und verliert die Übersicht.
    »Heast, puda eahm do endlich«, sagt Bernd nach zwei Wochen, »siehst du net, wia den des Oarschloch juckt … wirst segn, daun spurt er no bessa«, sagt er. Einige hören das, und abends, nach dem Lichtabdrehen, ist plötzlich jeder müde und dreht sich unter die Decken. »Host das Oarschloch gwoschn«, frage ich den nackten Schatten, der neben meinen Knien kauert.
    »Ja … ich hab die Creme mitgebracht … darf ich dich einschmieren«, sagt er leise. Er küßt mein Glied, die Eier, die Innenseite der Schenkel … dann fettet er den Schwanz. Er hat einen weibisch runden, haarlosen Körper. Mit den Händen spielt er an meinem Steifen. Mit dem Rücken zu mir gleitet er auf meinen Bauch. Er führt sich das Glied selbst ein. Ein warmer, enger Schlauch, Erregung schießt in mir hoch. Sein runder Hintern tanzt auf meiner Gurke … es schmatzt leise … es schüttelt seinen Körper … er stöhnt … dann schwemmt die Welle in seinen Darm … Ich trete gegen seinen Hintern … ich muß ihm weh tun … er kniet neben dem Bett, wimmert. Dann holt er einen Topf mit warmem Wasser von der Heizung und wäscht mir mit zarten Bewegungen den Schwanz. Dann deckt er mich zu.
    »Möchtest du eine Zigarette«, fragt er.
    »Los, dreh«, sage ich. Er dreht, gibt sie mir, dann zündet er ein Streichholz an.
    »Nau, wi woars«, fragt Harry vom Nebenbett.
    »Frog net so teppat, du host ja eh zuagschaut«, sage ich und, »verschwinde«, zu dem Jungen, »ich bin müde.«
    Tags darauf brauche ich mir nicht einmal beim Pinkeln den Schwanz selbst zu halten und auszuschütteln. Es ist bequem – vorgewärmte Handtücher – Zucker, Schokolade, Kekse, Wurst, Löskaffee, amerikanische Zigaretten – ich habe keine Ahnung, wo der Junge das auftreibt, vielleicht läßt er sich ficken, höchstwahrscheinlich.
    Ich fühle mich wohl, nehme zu, denke nicht, die Tage sind durchsichtig, undeutlich, rasch folgen sie einander.
    Der Betriebschef, groß, straff, preußisch, laut, Chef der Prügelgarde der Anstalt, ein größenwahnsinniges Schwein.
    Mein Gesicht gefällt ihm nicht. Oder mein Renommee. Oder meine Größe. Oder irgendwas … auf

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