Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers
Finger ganz vorsichtig die Tür, nur einen Spalt. Rachen lag im Bett und blickte ihn an. Marc war das furchtbar peinlich. Er wollte sich schon umdrehen und in sein Zimmer gehen, da flüsterte Rachen: »Kannst du auch nicht schlafen?«
Marc antwortete schnell: »Nein, ich hatte so Durst, möchtest du auch Wasser?« Er reichte ihm die Flasche.
»Willst du hier schlafen?«
Marc nickte, noch bevor Rachen den Satz zu Ende gesprochen hatte. Er legte sich neben Rachen aufs Bett und löschte das Licht. Ruhe. Keiner der beiden rührte sich. Man hätte eine Stecknadel fallen lassen können. Marc konzentrierte sich auf den Atem von Rachen. Und der hatte sich innerlich geschworen, ganz sicher nicht den ersten Schritt zu tun. Obwohl, wenn es nach seinem Verlangen gegangen wäre, dann …
Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis Marc den Hauch einer Berührung wahrnahm. Er schöpfte Mut, wo er den herholte, wusste er selbst nicht. Aber er beobachtet sich selbst und wunderte sich über seinen Mut, dass er tatsächlich die Hand von Rachen nahm, begann, sie zu streicheln. Jetzt war es auch mit Rachens Beherrschung vorbei. Er zog Marc an sich. Sie begannen, sich zärtlich abzutasten. Sehr vorsichtig. Da spürte Marc Rachens Lippen auf seinem Mund. Zuerst nur wie ein Windhauch. Er konnte es kaum fassen. Rachen küsste ihn, lange und zärtlich. Marc klammerte sich richtig an ihn, als hätte er Angst, ihn zu verlieren.
Im Morgengrauen schliefen sie ineinander verschlungen ein.
»Habt ihr die Zimmer getauscht?« Marc riss es aus seinen Träumen. Am Türrahmen lehnte Mary. Sie lächelte ihn an. Es war ihm aber überhaupt nicht peinlich. Er wunderte sich nur, dass Rachen nicht hier war, und schaute sich im Zimmer um.
»Er ist ins Hotel gefahren«, beantwortete Mary die nicht gestellte Frage.
»Und als Mädchen erwarte ich, dass du mich zum Frühstück ausführst.«
Marc schmunzelte und sagte, während er das Zimmer mit seinen Blicken absuchte, da er seine verdammte Hose nicht finden konnte: »Natürlich führe ich die Prinzessin zum Frühstück aus. Gib mir nur ein paar Minuten, du willst doch keinen stinkenden Verehrer an deiner Seite.«
Sie spielte einen strengen Blick und antwortete. »Gut, aber nur fünf Minuten, man lässt ein Mädchen nicht warten!«
Marc verzog sich ins Bad. Er putzte sich die Zähne, schlüpfte unter die Dusche, ließ kaltes Wasser über sich laufen. Dieses Gefühl der Leichtigkeit war für ihn so neu. Mein Gott, wie glücklich er war. Er hatte kein schlechtes Gewissen. Sollte er das haben? Warum sollte er? Er spürte noch Rachen auf seiner Haut. Eigentlich sollte er gar nicht duschen. Denn er roch nach Rachen, und im Grunde wollte er sich nie mehr waschen. Eine gespielt hysterische Stimme unterbrach seine Träumereien. »Wann bist du denn endlich fertig? Ich brauche Kaffee.«
Marc forderte sie auf, einstweilen in sein Zimmer zu gehen und das mitgebrachte Geschenk zu öffnen.
Als er mit einem Handtuch um seine Hüften aus dem Bad kam, saß Mary auf seinem Bett und starrte fassungslos auf das Beautycase. Ohne den Blick von dem Koffer zu lassen, murmelte sie: »Das ist das Schönste, das mir je geschenkt wurde.«
»Ach was«, antwortete Marc, »das ist doch nur eine Kleinigkeit.«
Schnell zog Marc sich an und nahm sie an der Hand. Die beiden spazierten durch Lamai. Mary redete ununterbrochen, und Marc hörte ihr aufmerksam zu. Plötzlich hielt sie inne, schaute ihn ernst an und fragte, was da mit ihm und Rachen sei. Marc schüttelte nur den Kopf und schaute verlegen zu Boden. Mary wechselte sofort das Thema und erzählte Marc von ihrer Show. Er musste ihr versprechen, sie sich abends unbedingt anzusehen.
Am Nachmittag wollte er alleine sein. Endlich über das Geschehene nachdenken. Er setzte sich auf seine geliebte Felsformation und beobachtete die See. Hat er die Dinge bis jetzt so verdrängt? Hat er sich bis jetzt alles nur vorgemacht? Ist er jetzt schwul?! Er hat auf jeden Fall ein unheimlich gutes Gefühl, wenn er an Rachen denkt. Noch viel mehr als früher! Es zieht ihn zu Rachen, auch wenn Rachen ein Mann ist. Macht es ihm was aus? Eigentlich nicht, wenn er nur an seine Gefühle denkt. Es geht ihm gut. Es geht ihm sehr gut!
Aber wenn er an sein anderes Leben dachte, in Europa als Fußballer … Das ginge gar nicht. Aber Marc wollte nicht daran denken. Er war viel zu glücklich. Er spürte immer noch die Berührungen, das Verlangen der letzten Nacht. Sie hatten nicht miteinander geschlafen. Rachen
Weitere Kostenlose Bücher