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Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Titel: Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Altmann
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ihm ein kleines Geschenk. Für den Erfolg und die Entbehrungen, die damit verbunden waren, sagte sie. Sie schaffte es immer wieder, ihn zu überraschen. Vorsichtig öffnete er das kleine Päckchen und fand eine Uhr darin. Sie erklärte ihm, die sei nicht von irgendeinem asiatischen Markt. Er stellte das Paket auf den Tisch, stand auf und umarmte sie. »Vielen Dank«
    »Sieh mal«, meinte sie, »ich habe auch was eingravieren lassen.«
    »Von Eva, die so stolz auf ihren Sohn ist«, las er laut.
    Sein Vater wollte nun unbedingt über die Zukunft sprechen. Das ganze Abendessen über hatte er sich zurückgehalten, aber jetzt konnte er nicht mehr.
    »Nun, was sagst du zu dem Angebot aus Spanien?«, meinte er und blickte Marc erwartungsvoll an.
    »Na ja«, erwiderte Marc, »ich würde schon gerne noch zwei Jahre bleiben. Hier habe ich die Ruhe, mich zu festigen, und ich denke, ich habe es mir auch ein bisschen verdient, den Erfolg zu genießen. Und jeder Neubeginn hat immer mit einer enormen Mehrbelastung zu tun.«
    Er merkte, wie sein Vater in sich zusammenfiel.
    »Papa, du hast mich so weit gebracht. Ich finde wir beide haben mal eine kurze Pause verdient. Und in Wahrheit ist es ja keine Pause, denn hier geht ja auch alles weiter. Nur in gewohnter Umgebung.«
    Nun versuchte es sein Vater mit Gegenargumenten. »So eine Chance bekommst du vielleicht nur einmal«, herrschte er ihn an. »Die kannst du doch nicht einfach ablehnen.«
    Marc konterte ruhig. »Der deutsche Fußball ist um keinen Deut schlechter als der spanische. Wenn ich hier meinen Erfolg ausbaue, schaffe ich mir ein Fundament. Außerdem glaube ich, mir hier ein wenig mehr Privatleben leisten zu können. Und das brauche ich doch auch mal.«
    Seine Mutter unterbrach die Diskussion mit einem glücklichen Seufzer.
    »Du hast eine Freundin, gib es zu?!«
    »Nein, Eva, aber wenn ich in diesem Tempo weitermachen würde, hätte ich nicht mal mehr Zeit, mit jemandem ein Bier trinken zu gehen.«
    Sie diskutierten bis in die Nacht hinein. Dann verabschiedete sich Marc mit dem Hinweis auf sein Training am nächsten Tag.
    Für seinen Vater war dieses Thema noch nicht beendet, für ihn schon. Eva war auf seiner Seite, aber nur deswegen, weil sie sich eine Schwiegertochter erhoffte. Marc musste sich das Gesicht seiner Mutter vorstellen, wenn aus einer Schwiegertochter ein Schwiegersohn wurde. Er musste darüber sogar lachen.
    Am Wochenende spielten sie auswärts, ein Unentschieden, ein neues Gefühl für diese erfolgsverwöhnte Mannschaft. Marc probierte, seine Kollegen im Flugzeug ein wenig aufzuheitern. Sein Trainer war überglücklich, dass er sich so zu seinem Vorteil entwickelte. Es war also doch die richtige Entscheidung gewesen, ihn als Kapitän einzusetzen. René saß wieder neben ihm.
    »Sag mal, Marc, hast du dir eigentlich schon mal Gedanken darüber gemacht, was du nach deiner Karriere so anfangen willst?«
    Marc überlegte und meinte: »Nein, nicht so genau. Ich würde nur gerne was richtig Sinnvolles tun.«
    »Ich überlege schon, immerhin hab ich die Verantwortung für bald zwei Kinder.«
    Marc blickte zu ihm rüber und grinste. »Heißt das, Irma ist wieder schwanger?«
    René bat ihn, leiser zu sprechen. Er wollte es erst später offiziell machen. »Irma meint, wir sollen noch warten.«
    Marc drehte sich nun ganz zu ihm. »Ich gratuliere euch. Das ist ja ein Ding! Ich freu mich ehrlich für euch. Kinder sind wirklich eine Bereicherung!«
    René konterte: »Woher willst denn du das wissen, du lebst ja nicht mal in einer Beziehung?«
    »Das stimmt schon, aber ich stelle es mir wunderbar vor. Mit einem Menschen, den man liebt, Kinder in die Welt zu setzen. Und du und Irma, ihr seid ein nettes Paar. Du kannst wirklich froh sein.«
    »Danke, Marc, dass ist echt nett, dass dir das aufgefallen ist«, sagte René, dieser bullige Mann schien fast gerührt. »Nur weißt du, mit der Verantwortung musst du erst lernen umzugehen. Ich mache mir manchmal echt Sorgen, ob alles gut gehen wird und so.«
    »Ich versteh dich ja, aber so wie du drauf bist, glaube ich schon, dass du es richtig angehst.«
    Es entstand eine Pause. Marc kam sich merkwürdig vor. Irgendwie hatte er in seinem Leben nicht sehr viel über seine Zukunft nachgedacht. Und Verantwortung übernommen hatte er auch kaum. In diesem Moment bewunderte er René. Der hatte den Mut gehabt, eine Familie zu gründen. Und er stand zu ihr. Oft hatte er beobachtet, wie Irma und der Kleine ihn vom Training abgeholt

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