Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers
seinen Gedanken nach.
Marc ließ das Wasser kalt über sein Gesicht laufen. So hatte er das Gefühl, schneller anzukommen. Noch immer war er nicht ganz in seiner alten Heimat. Er frottierte seine Haare, rasierte sich und ging zurück zu seinem Freund. »Ich habe Hunger, wollen wir was essen gehen?«
Rachen nickte, er war bereit. So fuhren sie ins Restaurant auf das Dach des Hotels. Wieder wurden sie mit derselben Freundlichkeit empfangen. Eine zierliche Thailänderin führte sie zu ihrem Tisch. Nun erst begannen sie, sich bewusst wahrzunehmen.
»Du siehst gut aus, mein Fußballgott«, prostete Rachen ihm zu.
Marc grinste und antwortet: »Vielleicht, aber du siehst fantastisch aus!« Er wurde ein wenig rot. Nie zuvor hatte er gewagt, in der Öffentlichkeit einem anderen Mann so ein Kompliment zu machen. Sie hatten sich viel zu erzählen. Vergaßen dabei die Menschen, das Restaurant, die Aussicht um sie. Endlich konnten sie miteinander reden. Mussten sich nicht mit lächerlichen SMS abgeben. Sie waren wahrhaftig zusammen. Sie konnten sich anfassen, sie konnten sich spüren. Sie waren glücklich. Lange saßen sie da und redeten. Dann gingen sie zurück in ihre Suite. Zogen sich aus und legten sich hin. Vorsichtig begann Marc, seinen Freund zu streicheln. Jedem Millimeter von Rachens Körper wollte er zeigen, wie sehr er ihn mochte. Wie sehr er ihn vermisst hatte. Rachen kuschelte sich an ihn und begann, Marc zärtlich zu küssen. Langsam wurden die Küsse intensiver. Aber Rachen stoppte es. Liebevoll, aber bestimmt befreite er sich aus der Umarmung. Er drehte sich auf die Seite und hielt dabei Marcs Hand fest in seiner.
Es war drei oder vier Uhr morgens, als Rachen erwachte. Er hörte ein leises Schluchzen. Er drehte sich um, aber Marc war nicht neben ihm. Vorsichtig stand er auf und musste sich erst an die Dunkelheit gewöhnen, dann sah er ihn. Marc saß an der Terrassentür gekauert und weinte leise vor sich hin.
»Was ist los, Marc?« Rachen setzte sich zu ihm auf den Boden.
Marc schüttelte den Kopf. »Lass mich einfach in Ruhe.«
»Das kann ich nicht. Ich kann dich doch nicht so sitzen lassen.«
Doch Marc reagierte nicht. Irgendwann hatte er sich dann beruhigt. Rachen brachte ihn ins Bett zurück, und sie schliefen wieder ein.
»Sag mal, hast du keinen Hunger?« Marc war wie ausgewechselt, er neckte Rachen mit einem nassen Waschlappen. »Aufstehen, mein Schatz, ich habe Hunger.«
Rachen setzte sich noch ganz schlaftrunken auf und blickte in das Gesicht seines Freundes, der schon angezogen vor ihm stand. »Wie spät ist es denn?«, brachte er verwirrt heraus.
»Keine Ahnung«, meinte Marc. »Ich denke, sieben oder acht.«
Rachen wickelte sich eine Decke um und verschwand im Bad. Nach dem Frühstück machten sie eine Bootsfahrt und gingen auf einen chinesischen Markt. Sie hatten viel Spaß, aber irgendetwas stimmte zwischen ihnen nicht. Seit ihrem Wiedersehen lag etwas Unausgesprochenes in der Luft. Sie aßen vor irgendeiner Garküche und spazierten dann im Abendlicht ins Hotel zurück. Kaum hatten sie ihre Türe geschlossen, verschwand Marc im Bad. Er brauchte sehr lang. Als er herauskam, küsste er Rachen auf die Stirn, wickelte sich auf seiner Seite des Bettes in die Decke und schloss die Augen. Rachen beobachtet ihn dabei, ohne etwas zu sagen. Lange saß er so da und schaute auf seinen Freund. Bis er langsam aufstand und sich ans Bett setzte.
»Marc«, begann er, »Sag mir bitte, was du hast? Habe ich etwas Falsches gesagt? Bitte, Marc, sag etwas.«
Marc öffnete die Augen und setzte sich auf. Lange schaute er in Rachens Gesicht, bevor er anfing zu reden. »Weißt du, ich liebe da jemanden. Und zwar sehr, aber der verweigert sich mir. Und ich verstehe nicht, warum.«
Rachen wusste genau, was er damit meinte. »Wir haben eine Abmachung getroffen, und ich war und bin immer ehrlich zu dir.«
Plötzlich knallte Marc das Kissen auf die Seite und schrie: »Ich scheiß auf irgendwelche Abmachungen. Ich scheiß auf deine Konsequenz. Ich liebe dich, und ich will mit dir schlafen! Ich will geilen Sex mit dem Menschen, den ich liebe. Kannst du das nicht verstehen?«
Rachen war schockiert über diese Aggression. Er hatte Marc noch nie so erlebt. Marc steigerte sich immer mehr hinein. »Glaubst du, ich fliege hierher, nur um mit dir eine Bootsfahrt zu machen? Ich will dich! Ich will dich spüren, überall. Und was machst du? Du spielst dieses verfickte Moralspiel einfach weiter. Ich hätte gar nicht kommen
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